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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht mehr gesehen hatten.« »Hat sie Kinder?«
    »Nur einen Sohn. Er lebt in San Francisco, aber er besucht sie hin und wieder. Er ist hier aufgewachsen, aber ich kenne ihn kaum; ich kann mir seinen Vornamen nicht merken.« Das war Mrs. Hellstrom.
    Ein Sanitäter beugte sich über die Bahre. »Können Sie uns den Namen Ihres Sohnes sagen? Oder seine Telefonnummer?«
    Mrs. Frizell hatte die Augen offen, aber sie schauten verschwommen drein. »Bruce. Lassen Sie nicht zu, dass mir Bruce genommen wird.«
    Mrs. Hellstrom ging unbeholfen neben ihr in die Knie. »Ich kümmere mich für Sie um Bruce, Schätzchen, aber welche Telefonnummer hat Ihr Sohn?« »Bruce«, rief die alte Frau heiser. »Bruce.«
    Die Sanitäter hoben die Bahre und brachten sie hinaus. Ich sah, dass Vinnie und die Picheas immer noch am Tor warteten. »Bruce ist nicht ihr Sohn?«, fragte ich.
    »Nein, Schätzchen«, sagte Mrs. Hellstrom. »Das ist der große Hund, der schwarze.« »Können Sie sich um die Hunde kümmern, solange sie im Krankenhaus liegt? Oder wenigstens, bis ihr Sohn herkommt?«
    Mrs. Hellstrom machte ein unglückliches Gesicht. »Ungern. Aber ich nehme an, ich kann sie füttern und hinauslassen, solange sie hierbleiben.«
    Die Polizei blieb noch eine Weile, fragte, wie wir Mrs. Frizell gefunden hätten, wie unsere Beziehung zu ihr sei und so weiter. Sie achteten nicht auf Todds gereizte Proteste über meinen Einbruch. »Wenigstens hat sie die alte Dame gefunden, mein Junge. Glauben Sie, man hätte sie sterben lassen sollen?«, fragte ein Polizist.
    Als ihnen klar wurde, dass Carol Krankenschwester war, nahmen die Polizisten sie beiseite, um ihr detailliertere Fragen zu stellen.
    »Weißt du, was ihr fehlt?«, fragte ich Carol, als die Cops schließlich gegangen waren. »Ich glaube, sie hat sich etwas gebrochen, vermutlich die Hüfte, als sie aus der Wanne gestiegen ist. Sie ist völlig ausgetrocknet, deshalb ist sie nicht ganz klar im Kopf. Ich habe nicht genau herausbekommen, wann sie gefallen sein könnte. Möglicherweise hat sie zwei Tage lang hier gelegen. Es war ein Glück, dass wir gekommen sind, Vic; ich glaube nicht, dass sie die Nacht überstanden hätte.« »Also ist es gut, dass ich eingegriffen habe«, mischte Todd sich ein.
    »Eingegriffen?«, höhnte Mr. Contreras. »Eingegriffen? Wer hat sie gefunden? Wer hat die Sanitäter gerufen? Sie sind bloß draußen rumgestanden, damit Sie sich die Flügelkappenschuhe nicht dreckig machen.«
    Das war keine faire Bemerkung; Pichea trug Slipper.
    »Hören Sie mal, alter Mann«, fing er an und beugte sich zu Mr. Contreras.
    »Versuch nicht, mit denen zu streiten, Todd. Das sind Typen, die dich nicht verstehen.«
    Mrs. Pichea hängte sich bei ihrem Mann ein und schaute sich im dreckigen Flur um, die Nase vor Verachtung gerümpft.
    Mrs. Hellstrom berührte meinen Arm. »Wollen Sie ihren Sohn finden, Schätzchen? Ich sollte nämlich nach Hause gehen. Ich will diese Kleider loswerden.« »Ach, es gibt einen Sohn?«, sagte Pichea. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass er sich um seine Mutter kümmert.«
    »Und vielleicht will sie ein eigene s Leben führen«, blaffte ich.
    »Warum gehen Sie jetzt nicht zu Bett, Pichea? Für heute haben Sie Ihre gute Tat getan.« »Nein. Ich will mit dem Sohn sprechen, ihm begreiflich machen, dass seine Mutter nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.«
    Die Hunde, die den Notarztwagen angebellt hatten, stürzten knurrend ins Haus zurück und sprangen an uns hoch. Pichea streckte einen Fuß im Slipper aus, um den Muff zu treten. Als der kleine Hund jaulend den Flur entlanglief, trat ich Pichea gegen das Schienbein.
    »Das ist nicht Ihr Haus, Sie Kraftprotz. Wenn Sie Angst vor Hunden haben, bleiben Sie zu Hause.«
    Sein angespanntes, eckiges Gesicht sah hässlich aus. »Ich könnte Sie wegen Körperverletzung einbuchten lassen, Warshawski.«
    »Könnten Sie, aber das tun Sie nicht. Sie sind zu feige, sich mit jemandem anzulegen, der so groß wie Sie ist.« Ich drängte mich an ihm vorbei und fing mit der entmutigenden Suche nach einem Stück Papier an, auf dem der Name von Mrs. Frizells Sohn stand. Ich brauchte nur eine halbe Stunde, bis mir aufging, dass ich bloß die Auskunft in San Francisco anzurufen brauchte - wie viele Frizells konnte es dort schon geben? Sechs, wie sich herausstellte, in verschiedenen Schreibweisen. Der vierte, den ich erreichte, Byron, war ihr Sohn. Lauwarm wäre eine Übertreibung für die Reaktion gewesen, die er auf die Neuigkeit

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