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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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fesseln und knebeln, als dass wir begreifen könnten, was sie an Positivem davon hat.« »Warum konzentrierst du dich denn nicht darauf, Verbrecher zu fangen, Vic, und überlässt die tiefen Einsichten den Psychiatern«, schnaubte Lotty. In dieser gereizten Stimmung legten wir auf. Ziemlich niedergeschlagen flog ich nach Pittsburgh, aber ich widmete Daraugh gewissenhaft immerhin zwei Tage. Sein Angestellter Moss war in einem der etwas gepflegteren Vororte von Pittsburgh aufgewachsen. Sein Leben war nach dem üblichen Muster verlaufen: Jugendliga, Sommerlager, Highschool-Sport, Drogen, Festnahmen, Verweise vom College und schließlich eine feste Anstellung bei einer Chemiefabrik. Dass er Lagerarbeiter gewesen war statt Vertriebsleiter, hätte ihm nicht peinlich sein müssen: Er hatte fünf Jahre lang hart gearbeitet, und sein Chef hatte ihn nur mit Bedauern gehen lassen. Auf dem Flug nach Hause schrieb ich den Bericht für Daraugh. Ich brauchte ihn am nächsten Morgen nur noch abzutippen, und 1600 $ gehörten mir. Ich fuhr vom Flughafen aus zum Tanzen in den Cotton Club, um meine sichere Rückkehr, meine tugendhafte Arbeitsmoral und mein Honorar zu feiern. Am Freitag ließ ich mir beim Aufstehen Zeit, lief gemächlich zum Belmont Harbor und machte auf dem Rückweg im Dortmunder Restaurant zum Frühstücken Station. Gegen elf nahm ich meinen Bericht, um zu meinem Büro im Pulteney-Gebäude zu fahren und ihn abzutippen. Beim Hinausgehen machte ich eine Pause, um mich bei Mr. Contreras zurückzumelden.
    Er war hinter dem Haus, beugte sich über seinen Quadratmeter Erde. Er hatte seine Setzlinge letzte Woche gepflanzt und befreite sie eifrig von winzigem Unkraut. »Hi, Engelchen. Wollen Sie die Prinzessin sehen? Sie werden nicht fassen, wie die Welpen gewachsen sind, während Sie verreist waren. Augenblick. Ich mache Ihnen gleich die Tür auf. Ich möchte was mit Ihnen besprechen, ehe Sie wegfahren.« Er wischte sich die schwieligen Hände an einem riesigen Taschentuch ab und hob den Rechen und die Schaufel auf. Nachdem ihm im letzten Sommer sämtliche Gartengeräte abhanden gekommen waren, ließ er die neuen nie unbeaufsichtigt liegen, auch wenn er nur fünf Minuten Pause machte.
    Während er die Geräte verstaute, erkundigte er sich nach meiner Reise, aber als er zum dritten Mal nach der Dauer des Fluges fragte, war mir klar, dass er etwas anderes auf dem Herzen hatte. Allerdings hielten ihn seine zartfühlenden Vorstellungen von Etikette zunächst davon ab, über seine Sorgen zu reden. Zuerst sollte ich die Hündin streicheln und ihren Nachwuchs bewundern. Sie hatte nichts dagegen, dass ich die Welpen hochnahm, aber sie leckte jeden gründlich ab, als er sich wieder an ihre Flanke drängelte.
    Mr. Contreras beobachtete uns eifersüchtig, unterrichtete mich über jede Einzelheit in Peppys Tagesablauf - wie viel sie gefressen hatte, dass es ihr nichts ausmachte, wenn er die Welpen hochnahm, ob ich nicht auch meinte, w ir könnten einen oder zwei be halten - das Männchen mit einem goldenen und einem schwarzen Ohr scheine ihn besonders zu mögen.
    »Ganz, wie Sie wollen, Boss.« Ich stand auf und nahm meine Papiere von der Couchlehne. »Solange ich sie nicht ausführen muss, wenn sie groß sind, ist mir das gleich. Wollten Sie darüber mit mir sprechen?«
    »Oh ...« Er brach mitten in einer Erklärung ab, er komme bestens mit drei Hunden zurecht, und überhaupt, wer führe denn Peppy aus, während ich mich in Pittsburgh herumtrieb?
    »Nein. Nein. Es ist was Persönliches.« Er setzte sich auf den Rand seines schäbigen senfgelben Sessels und schaute auf seine Hände. »Es ist so, Engelchen, ich könnte Hilfe brauchen. Ich meine, Hilfe auf Ihrem Fachgebiet.«
    Er schaute auf und hob die Hand, um mir zuvorzukommen, obwohl ich gar nichts hatte sagen wollen. »Ich erwarte keine Almosen. Ich bin bereit, dasselbe zu zahlen wie die feinen Pinkel aus der City, glauben Sie also ja nicht, ich will schnorren.« »Äh, wobei brauchen Sie denn meine Hilfe?«
    Er holte tief Luft und sprudelte dann die ganze Geschichte heraus. Mitch Kruger war verschwunden. Mr. Contreras hatte ihn am Montag hinausgeworfen, entnervt von seiner Sauferei und seinem Geschnorre. Dann bekam mein Nachbar ein schlechtes Gewissen. Am Mittwoch war er zu dem Haus gegangen, in dem Kruger einen Schlafplatz gefunden hatte.
    »Bloß, dort war er nicht.«
    »Glauben Sie nicht, dass er vielleicht auf Sauftour gewesen sein könnte?« »Doch, das hab ich mir auch

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