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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Hüften und seufzte übertrieben, aber sie hörte sich die Personenbeschreibung einigermaßen aufmerksam an. »Könnte jeder von einem Dutzend Typen sein, die sich hier die Hucke vollsaufen«, sagte sie, als ich fertig war. »Aber jeder von ihnen hat eine Stammkneipe; Sie sollten mit diesen Typen reden und nicht in jeder Kneipe in der Archer Bier trinken. Da gibt es Löcher, wo ein nettes Mädchen wie Sie jede Menge Ärger kriegen könnte.«
    Sie gab mir einen Vierteldollar heraus und hinderte mich daran, ihn auf dem Bartresen zu hinterlassen. »Ich hoff, Sie finden ihn, Schätzchen. Diese alten Saufköpfe halten ihre Familien ganz schön auf Trab.«
    Draußen auf der Straße überlegte ich meinen nächsten Schritt. Mrs. Polter war von der Veranda verschwunden, und ich sah ihre drei Quälgeister nirgends. Eine müde Frau mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau kam das Trottoir entlang.
    Eine andere Frau ging auf das Excelsior Tap zu, drei Türen von Tessies Kneipe entfernt. Nicht viel Betrieb für einen Juninachmittag.
    Tessie hatte recht. Falls Kruger auf Sauftour war, dann nicht hier. Er wäre in seiner alten Gegend in seine Stammkneipe gegangen. Ich hätte mir von Mr. Contreras seine alte Adresse geben lassen sollen, bevor ich mit der Suche anfing. Ich hätte meinen Nachbarn anrufen sollen - an der Ecke war eine Telefonzelle -, aber ich hatte an diesem Nachmittag keinen Appetit mehr auf Vermieterinnen oder Bier. Ich stieg wieder ins Auto. Es war erst Viertel nach vier. Vielleicht war noch jemand im Büro von Diamond Head. Wenn ich jetzt nicht hinfuhr, würde ich mich dort erst wieder am Montag umhören können.
    Es erwies sich als schwierig, die Fabrik zu finden. Die Adresse, eine 2oooer-Nummer in der Thirty-first Street, war eindeutig, aber ich schien nicht hinzukommen. Ich fuhr die Damen Avenue entlang, die an der Thirty-first Street den Kanal überquert, und fand eine vielversprechende Straße, die sich an den Pfeilern des Expressway entlangschlängelte. Dort wuchs das Unkraut hüfthoch und überwucherte weggeworfene Matratzen und Reifen. Sattelschlepper rasten an mir vorbei und nahmen die Kurven mit achtzig. Ich begriff zu spät, dass ich auf den Stevenson Expressway geschleust wurde. Inzwischen brauchte der Stoßverkehr für die drei Kilometer zur Kedzie Avenue zwanzig Minuten. Als ich abbog, versuchte ich nicht, auf dem Expressway zurückzufahren. Stattdessen fuhr ich die Thirty-ninth Street entlang und über die Damen Avenue zurück. Dieses Mal parkte ich den Trans Am an der Brücke und ging den Fußweg zu dem alten Zugbrückenturm entlang.
    Es war Jahre her, seit der Turm benutzt worden war. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Die Schlösser an der kleinen Eisentür waren so übel verrostet, dass man sie auch mit einem Schlüssel nicht aufbekommen hätte. An einer Wand hatte jemand vermeldet, die wahnsinnigen spanischen Kobras seien los; eine andere war mit einem riesigen Hakenkreuz beschmiert.
    Auch die Brüstung war übel verrostet. Etliche Geländerstangen hatten sich gelockert. Ich riskierte nicht, mich darüberzulehnen - ein Fehltritt, und ich wäre kopfüber auf die darunter vertäuten Holzstapel gefallen. Stattdessen legte ich mich auf den Bauch und schaute hinunter. Nach Osten erstreckte sich Weyerhausers riesige Werft, gesäumt von ein paar Schrottplätzen. Direkt unter mir waren die verkrüppelten Bäume, die am Wasserrand wuchsen. Sie versperrten mir den Blick auf die meisten Dächer, aber zwei Häuser weiter auf der linken Seite konnte ich ein A und ND ausmachen. Ich musste nicht Sherlock Holmes sein, um daraus zu schließen, dass sie zu dem Wort »Diamond« gehörten. Mit einem Boot hätte ich direkt zum Tor fahren können. Das Kunststück bestand nur darin, es auf dem Landweg zu schaffen. Ich verließ die Brücke und folgte einem schmalen Gehweg an einer Reihe von Bungalows entlang. Die Häuser wirkten viel älter als die Brücke, die sich über den winzigen Dachfenstern erhob und ihnen das Licht nahm. Der Weg endete an einem Maschendrahtzaun, der am Ufer entlangführte. Ich folgte dem Zaun, versuchte, dem schlimmsten Abfall auszuweichen, stolperte aber ein paarmal über Büchsen, die das hohe Präriegras überwucherte. Nachdem ich ein Stück durch den Dreck gewandert war, kam ich auf einen betonierten Hof. Gleich daneben war eine Laderampe. In den Luken standen Lastwagen wie Pferde in einem Riesenstall, die Hafer bekommen. Ich versuchte, die Buchstaben auf dem Dach zu entziffern:

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