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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einmal hier herumschnüffeln sieht.«
    »Vorsichtshalber bringe ich nächstes Mal eine Tüte rohes Fleisch mit.«
    »Es gibt kein nächstes Mal. Kriegen Sie das in Ihr Köpfchen, Frolleinchen.«
    Es schien sich nicht zu lohnen, den Konflikt weiter eskalieren zu lassen. Ich warf ihm eine Kusshand zu und ging die Einfahrt entlang. Mit verschränkten Armen schaute er mir finster nach, bis ich verschwunden war.

10
    Abendfrieden
    Es war nach sechs, als ich endlich bei meinem Trans Am angelangt war. Nachdem ich die rissige Zufahrtsstraße zu Diamond Head entlang auf die Nebenstraßen von Bridgeport gewandert war, bemerkte ich, dass es ein Fehler gewesen war, mich der Fabrik von der Thirty-first Street aus zu nähern: Man musste auf die Thirty-third fahren und sich von dort aus durchschlängeln.
    Ich lachte ein bisschen über meinen Zusammenstoß mit Chamfers. Nach den vielen Industrieobservierungen, die ich im Lauf der Jahre gemacht hatte, war es komisch - und außerdem peinlich -, so ungeschickt eingedrungen zu sein, dass sie mich für eine Industriespionin gehalten hatten. Ich hätte nur bis Montagmorgen zu warten brauchen, dann hätte ich mit Chamfers' Sekretärin sprechen können, wie sich das gehörte. Das musste ich jetzt sowieso tun, aber es galt, eine hohe Hürde des Misstrauens zu überwinden.
    Ich fragte mich, ob Chamfers tatsächlich seine Detektive auf mich ansetzen werde oder ob das bloß ein Bluff gewesen sei, um mich von der angeblichen Spionage abzubringen. Während der langen Fahrt auf dem Kennedy Expressway amüsierte ich mich mit dem Gedanken, was für Schritte ich unternommen hätte, wenn ich mit den Ermittlungen beauftragt worden wäre. Ich hätte schwer beweisen können, dass ich nicht spionierte: Wenn sie meine Firmenreferenzen überprüften, musste ihnen klar werden, dass Spionage einen großen Teil meiner Praxis ausmachte. Sie würden mich beschatten müssen; das würde eine Menge Zeit und Geld kosten. Die Vorstellung, wie Chamfers versuchte, das gegenüber seinen Vorgesetzten zu rechtfertigen, wer die auch sein mochten, brachte mich nicht gerade zum Weinen.
    Als ich nach Hause kam, sprang Mr. Contreras aus seiner Wohnung, um mich zu begrüßen. »Irgendwas über Mitch, Engelchen?« Ich legte ihm den Arm um die Schulter und schob ihn sanft in die Wohnung zurück. »Ich habe damit angefangen, Leuten Fragen zu stellen, aber ich habe noch einen langen Weg vor mir. Jetzt sag ich Ihnen mal, was ich allen meinen Klienten sage: Ich erstatte regelmäßig Bericht, aber je mehr man mich triezt, desto weniger arbeite ich. Tun wir also, als wären wir Nachbarn, die in denselben Hund verliebt sind, und lassen Sie mich die Ermittlung so gut führen, wie ich es kann.«
    Mr. Contreras beschloss, verletzt zu sein. »Es ist doch bloß, weil ich mir Sorgen um ihn mache. Ich versuch doch nicht, Sie zu triezen oder zu kritisieren.«
    Ich grinste. »Gott bewahre. Können Sir mir Krugers alte Adresse geben - wo er gewohnt hat, bevor er letzten Freitag mit zu Ihnen nach Hause gekommen ist?«
    »Ja. Ja. Ich hab sie hier drin.«
    Er zog die Decke von dem Schreibtisch, der mitten in seinem Wohnzimmer stand. Ich habe nie erfahren, warum er ihn dort aufgestellt hatte, wo er pro Woche hundertmal dagegen stoßen musste, oder warum er meinte, es sei eine gute Idee, ihn zuzudecken. Dem Wirrwarr aus Papier, der sich darauf stapelte und aus den Schubladen quoll, entnahm ich, die Suche werde nicht einfach. Ich wich der Operation aus und ging hinüber, um nach Peppy zu sehen.
    Die Welpen waren innerhalb einer Woche erstaunlich gewachsen. Das weiche Fell nahm unterscheidbare Farben an. Sie waren jedoch noch blind und hilflos. Sie quietschten und zappelten vor Entsetzen, als die Mutter aufstand und sie allein ließ. Peppy beschnüffelte meine Beine, um sich zu vergewissern, dass ich es war, und gab dann zu verstehen, sie wolle hinaus.
    »Ja, bringen Sie sie raus, Engelchen. Ich suche noch nach Mitchs Adresse«, rief Mr. Contreras mir zu.
    Peppy wollte nicht lange draußen bleiben. Sie machte einen kurzen Rundgang durch den Hof, um nach Veränderungen in ihrem Reich Ausschau zu halten, und ging sofort wieder zur Küchentür. Unsere schnelle Runde erinnerte mich plötzlich an mein hirnrissiges Versprechen, den Abenddienst bei Mrs. Frizells Hunden zu übernehmen.
    Als wir ins Wohnzimmer zurückkehrten, blätterte Mr. Contreras in einem zerfledderten Adressbuch.
    »Hab's, Süße«, vermeldete er. »Ich schreib sie Ihnen auf.« Eine

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