Eine für alle
unserer Fabrik herumzuschnüffeln?«, fragte er, sobald wir uns gesetzt hatten.
Ich schaute mich auf seinem Schreibtisch um, sah aber kein Namensschild. »Haben Sie einen Namen?«, fragte ich. »Und eine Stellung in der Firma?« »Ich habe Sie was gefragt, junge Frau.«
»Das habe ich Ihnen doch schon im Flur gesagt. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Aber wenn Sie sich mit mir unterhalten wollen, könnte es helfen, wenn ich Ihren Namen wüsste.« Ich lehnte mich im Stuhl zurück und band mir den rechten Schuh wieder zu. Er starrte mich finster an.
Ich zog den linken Schuh aus und schüttete etwas Dreck auf den Fußboden.
»Ich heiße Chamfers. Und ich bin der Fabrikleiter.« Die Worte kamen heraus wie aus einem Pusterohr abgeschossen.
»Sehr erfreut.« Ich nahm die Brieftasche aus der Handtasche, zog die eingeschweißte Kopie meiner Detektivlizenz heraus und zeigte sie ihm.
Er betrachtete sie und warf sie verächtlich auf die Schreibtischplatte. »Sie werden mir wohl kaum erzählen, für wen Sie arbeiten, aber ich habe eigene Privatdetektive. Ich kann Sie schnell überprüfen lassen.«
Ich zog ein angewidertes Gesicht. »Und wenn Sie zwei Riesen dafür ausgegeben haben, sind Sie auch nicht schlauer als jetzt. Mir ist klar, dass es merkwürdig aussieht, wenn ich auf Ihrem Grundstück herumkrieche, aber dafür gibt es eine einfache Erklärung. Ihr Simon war der erste Mensch, den ich gesehen habe. Als ich mit ihm reden wollte, wurde er irgendwie hässlich, des halb habe ich mich in Sicherheit gebracht und dann Sie getroffen.«
Er machte einen Augenblick lang ein finsteres Gesicht. »Und was für eine Geschichte wollen Sie mir vorsetzen?«
»Was ich Ihnen vorsetzen will, wenn Sie es denn so ausdrücken müssen, ist genauso einfach. Ich suche nach einem alten Mann, der früher hier gearbeitet hat.« »Haben wir ihn rausgeschmissen?« »Nee. Er ist auf altmodische Weise gegangen: in Rente.«
»Es gibt also keinen Grund, warum er hier sein sollte.« Er glaubte mir nicht. Sein Ton und seine gekräuselte Oberlippe machten das überdeutlich.
»Könnte man meinen. Aber als mein Klient ihn zum letzten Mal gesehen hat, am Montag, hat der Vermisste gesagt, er wollte hierherkommen und mit den Bossen sprechen - sein Wort. Ihm ging irgendetwas über Diamond Head durch den Kopf. Weil ihn seit Montag niemand mehr gesehen hat, hatte ich gehofft, er wäre vielleicht tatsächlich hierhergekommen.«
»Und wie heißt dieser ehemalige Mitarbeiter?« Er lächelte leicht, um zu zeigen, er wisse das Spielchen zu schätzen.
Ich lächelte zurück, genauso dünn, aber mit mehr Verachtung. »Mitch Kruger. War er hier?«
»Falls ja, hat ihn mein Sekretär nicht vorgelassen.« »Dann möchte ich Ihren Sekretär sprechen.«
»Das war plump«, sagte er verächtlich. »So zu tun, als hätten Sie Ihre Hausaufgabe über unsere Firma nicht gemacht und wüssten nicht, dass ich eine Sekretärin habe. Ich frage Angela, wenn sie am Montag ins Büro kommt, und rufe Sie an.« »Chamfers, ich will Ihnen ein kleines Geheimnis verraten. Wenn ich wirklich Industriespionage begehen wollte, hätten Sie nicht mal mitbekommen, dass ich hier war. Ich hätte euch Jungs beschattet, gewusst, wann ihr kommt und geht, und zugeschlagen, wenn Sie das Wochenende über fort sind. Entspannen Sie sich also. Ersparen Sie Ihrem Hirn und Ihrem Bankkonto den Stress. Ich will nur wissen, wann jemand hier bei Diamond Head meinen Freund Mitch zum letzten Mal gesehen hat. Wenn wir das wissen, verabschieden wir uns für immer.« Ich nahm meine Lizenz von seinem Schreibtisch und gab ihm eine Visitenkarte. »Leichter für Sie, mich anzurufen, Chamfers, wenn Sie meine Nummer haben. Und ich schreibe Ihre auf.«
Ich beugte mich über den Schreibtisch und schrieb die Nummer über den Telefontasten auf, ehe er mich daran hindern konnte. »Möchten Sie mich vorsichtshalber an Simon vorbeieskortieren?«
Er grinste triumphierend. »Wir gehen nicht durch die Fabrik, machen Sie sich da gar keine Hoffnungen, Frolleinchen. Wir gehen außen herum. Und ich sorge dafür, dass unsere Wachmänner über das Wochenende gut aufpassen.«
Wir gingen in den Flur zurück und zu einer Tür in Richtung Kanal hinaus. Schweigend folgten wir einem Fußweg um die Seite herum, vorbei an dem vibrierenden Lastwagen, wo Simon Wache stand.
»Ich weiß nicht, wo Sie Ihr Auto versteckt haben, aber besser nicht auf unserem Grundstück. Ich kann nicht versprechen, dass Simon sich beherrscht, wenn er Sie noch
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