Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
und das erstaunlich schnell.«
    Steves dichte Augenbrauen verschwanden unter dem Haar. »Superschnell. Sie ist erst am Montag eingeliefert worden, stimmt's? Wirkt geradezu unanständig. Hat sie ihm was im Testament vermacht?«
    »Die Tollwut, wenn sie sich darüber Gedanken gemacht hätte. Der Knabe hat ihre Hunde umbringen lassen. Ihr Leben hat sich fast nur um die Hunde gedreht; ich weiß nicht, wie sie reagieren wird, wenn sie erfährt, dass sie tot sind.«
    Steve schaute auf die Uhr. »Elaine macht den Kindern Frühstück und sorgt dafür, dass sie sich anziehen. Lass mich kurz bei ihr anrufen, damit sie weiß, dass ich später komme -ich möchte mir Mrs. Frizell selbst anschauen. Dann können wir uns überlegen, wie wir ihr das mit den Hunden am besten beibringen.«
    Wir gingen den Flur entlang. Steve überragte meine eins zweiundsiebzig um zwölf bis vierzehn Zentimeter. Er versuchte, kürzere Schritte zu machen, aber ich musste trotzdem joggen, damit ich Schritt halten konnte. Unvermittelt duckte er sich unter einer Tür und ging eine Treppe hinauf.
    »Die Aufzüge«, sagte er knapp. »Auf dieser Seite des Gebäudes funktioniert heute nur einer. Leider sind es fünf Stockwerke, aber es geht so wirklich schneller, glaub's mir.«
    Ich keuchte leicht, als wir in sein Büro kamen. Er rief seine Frau an. »Elaine lässt dich grüßen. Wir gehen zwei Stockwerke tiefer zur Orthopädie. Ich habe Neue McDowell informiert - sie ist dort die Oberschwester. Sie ist in Ordnung - sie lässt uns mit Mrs. Frizell reden.«
    Wir trafen Nelle McDowell im Schwesternzimmer, einem Kabuff am Ende des Flurs. Sie war eine große, kräftig gebaute Schwarze. Sie nickte Steve und mir kaum zu, während sie ihr Gespräch mit zwei Schwestern und einem Pfleger fortsetzte. Wir warteten auf dem Flur, bis sie fertig waren - das winzige Zimmer fasste kaum die vier Menschen, die schon darin waren.
    Als die Besprechung zu Ende war, winkte McDowell uns herein. Steve stellte mich vor. »Vic möchte mit Harriet Frizell sprechen. Ist sie in der Lage, Besuch zu empfangen?« McDowell verzog das Gesicht. »Man kann nicht gerade sagen, dass sie besonders ansprechbar ist. Weshalb wollen Sie zu ihr?«
    Ich erzählte die Geschichte, wie ich Mrs. Frizell am Montag gefunden hatte, dann von Todd Pichea, den Hunden und warum mir etwas daran lag.
    McDowell musterte mich, wie ein Captain einen dubiosen neuen Untergebenen beäugt. »Wissen Sie, wer Bruce ist, Vic?«
    »Bruce ist - war - Mrs. Frizells Lieblingshund, ein großer schwarzer Labrador.« »Sie spricht dauernd seinen Namen. Ich hab gedacht, vielleicht ist das ihr Mann, vielleicht ein Kind. Aber ihr Hund?« Die Oberschwester schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Sie ist in keinem guten Zustand - sie beantwortet keine Fragen, Namen von Angehörigen waren aus ihr nicht herauszubekommen -schließlich mussten die Ärzte an ihrer Stelle das Einverständnisformular unterschreiben. Wir haben versucht, in der Stadt und in den Vororten einen Bruce Frizell zu finden - wenn das ein Hund ist, ist es kein Wunder, dass wir kein Glück hatten. Wenn er tot ist, wird sie kaum durchhalten. Ich würde es ihr lieber erst sagen, wenn feststeht, dass sie die Kraft zum Überleben hat.«
    »Ich möchte mit ihr sprechen, Neue«, sagte Steve. »Einer von unseren Leuten war bei der Anhörung am Donnerstag, aber ich hätte gern einen eigenen Eindruck.« McDowell hob die Hände. »Bedien dich, Steve. Und nimm die Detektivin mit - von mir aus ist das kein Problem. Aber regt sie bloß nicht auf. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind auf dieser Station unterbesetzt.«
    Sie zog eine Karte heraus, auf der Frizell stand. »Eins können Sie mir vielleicht verraten -wozu die Eile, ihr einen Vormund zu besorgen? Wenn es hier mal nötig wird, einen einsetzen zu lassen, gibt es immer ein monatelanges Theater, bis wir auch nur einen Gerichtstermin bekommen. Aber am Donnerstagmorgen tauchte ein Vormund in voller Lebensgröße hier auf und redete mit der Frau, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen. Ich hab die Wachmänner geholt, und sie haben ihn von ihr ferngehalten, bis jemand vom Psychologenteam kam, mit dem Jungen aus deinem Büro« - sie nickte Steve zu -, »aber es hat mich ganz schön fuchtig gemacht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es auch nicht, ich weiß nur, dass Pichea ganz versessen darauf war, die Hunde loszuwerden. Ich hab am Montagabend selbst mit ihrem Sohn gesprochen. Er lebt in Kalifornien und

Weitere Kostenlose Bücher