Eine für alle
halb acht im Popoli?«
Ich stimmte zu und fing damit an, mein Büro aufzuräumen. Eben wollte ich zur Tür, als das Telefon wieder klingelte. Eine Frau mit aalglatter Stimme sagte, sie verbinde mich mit Mr. Yarborough.
»Vic, was zum Teufel ist denn in dich gefahren, dass du heute Morgen in unseren Büros herumgeschnüffelt hast?«, wollte er ohne Vorrede wissen. »Dick, wie in aller Welt erledigst du die Angelegenheiten deiner eindrucksvollen Mandanten, wenn du dich immer so locker ausdrückst?« Ich griff nach einem Stift und zeichnete auf einem Umschlag vor mir eine Reihe spitzer Zähne. »Du kannst nicht abstreiten, dass du da warst. Ich habe es von zwei Leuten gehört.« »Kommt ihr Jungs bei all der Klatscherei auch mal zum Arbeiten? Ich möchte dich daran erinnern, dass mein Anwalt bis Freitag Mitglied eurer Kanzlei war. Und falls sich eine Mandantin von ihm in der Kanzlei aufhält, ohne zu wissen, dass er gekündigt hat oder auf dramatische Weise aus dem Paradies vertrieben worden ist, würde jeder Richter das vermutlich für eine lässliche Sünde halten. Schon deshalb, weil Leigh Wilton es so ungeheuer komisch fand.«
»Aber falls der Richter erfahren würde, dass du darüber Bescheid gewusst hast und dann gegen unsere ausdrücklichen Anweisungen in unseren privaten Geschäftsräumen herumspioniert hast, könnte er das für etwas ganz anderes halten, selbst wenn Leigh für dich in den Zeugenstand tritt.«
Dicks Stimme ging in ein Zischen über. Ich fügte meiner Zeichnung eine Schlange hinzu und malte zwei Arme, die Boxhandschuhe trugen. »Was für finstere Geschäfte betreibt ihr denn, wenn ihr euch vor mir fürchtet?«
»Wir haben nichts zu verbergen.« Dicks Stimme erholte sich und wurde wieder quengelig. »Aber ich weiß, dass du eine Vendetta gegen einen unserer Mitarbeiter führst, und deshalb ist es mir lieber, wenn du keinen Schaden in seinen Akten anrichten kannst.« »Ich weiß, der Junge hat Angst, ich könnte ihm eine Kniescheibe brechen, aber seine Frau sieht ziemlich fit aus und ist zehn Jahre jünger als ich - sag ihm, ich fürchte mich vor der Rache, die sie nehmen könnte.«
»Vic, ich weiß, du machst gern aus allem, was ich sage, einen Witz, bloß um mich wütend zu machen. Und das funktioniert -verflucht noch mal - fast immer. Aber ich habe angerufen, um dich zu warnen. Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Ich tu dir damit einen Gefallen, okay?«
Ich starrte das Telefon verblüfft an. »Dick, worüber in aller Welt redest du? Ich brauchte Freemans Hilfe. Ich habe das Recht, sie mir zu holen, ohne dich um Erlaubnis zu fragen.« »Nicht in meiner Kanzlei! Wir sind dir auf die Schliche gekommen, leider erst, als du fort warst. Catherine Gentry war zugeknöpft - der ihr freches Maul wird mir keinen Augenblick lang fehlen -, aber das Mädchen, dem sie deinen Suchauftrag gegeben hat, hat ausgepackt.«
»Was heißt, sie hatte Angst, hinausgeworfen zu werden. Und falls du nicht die Gesetze gegen Kinderarbeit brichst, muss es wohl eine Frau gewesen sein, kein Mädchen.« Dick lachte nachsichtig. »Frau, wenn du dich dann besser fühlst. Wie auch immer, du darfst die Hilfsmittel von Crawford, Mead nicht benutzen. Punkt.« »Aye, aye, Captain. Aus reiner Neugier, warum musste Freeman so plötzlich gehen?«
»Eine interne Angelegenheit der Kanzlei, Vic. Verflucht noch mal, geht dich überhaupt nichts an. Warum musst du dich unbedingt in meine Angelegenheiten einmischen?«
»Ach, weißt du, das liegt an den Gelübden, die wir mal abgelegt haben - bis dass der Tod uns scheidet -, diese alten Gefühle wird man nun mal schwer los.«
»Wenn dir vor vierzehn Jahren was an meinen Angelegenheiten gelegen hätte, wären wir immer noch verheiratet. Denk daran, während du deine Miete zusammenkratzt.«
Er legte auf, ohne mir die Gelegenheit zu geben, das letzte Wort zu haben. Es wurmte ihn also immer noch, dass ich als Ehefrau kein sanftes, fügsames Reh gewesen war. Alte Gefühle wird man tatsächlich schwer los.
21
Wie man eine Freundin den Wölfen vorwirft
Ich war vor Lotty im Restaurant. Popoli ist ein helles, hübsches Fischrestaurant an der Lincoln Avenue mit einem kleinen Garten, in dem ich im Sommer gern sitze. Am Nachmittag waren jedoch schwere Gewitterwolken über der Stadt aufgezogen. Ich nahm drinnen Platz.
Ich wartete eine halbe Stunde und befürchtete schon, Lotty sei durch einen Notfall aufgehalten worden. Ich bestellte einen Rum Tonic, um die Zeit zu überbrücken,
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