Eine für alle
Essensbestellungen mehr an -man musste in der Mittagsstoßzeit faxen.
Ich grübelte so tief über die Kluft zwischen mir und der modernen Technik, dass ich die Leute um mich herum nicht bemerkte, bis mich jemand am Arm packte.
»Das ist sie!«, kreischte eine Stimme.
Das war die junge Empfangsdame. Der Mann, der mich am Arm hielt, war vom Wachdienst des Gebäudes. Als ich mich freimachen wollte, wurde sein Griff fester. »Tut mir leid, Madam. Man hat mir gesagt, Sie sind ohne Erlaubnis in die Büros eingedrungen, und ich soll Sie wegbringen.«
»Ich bin Mandantin«, protestierte ich. »Jedenfalls war ich das, bis Sie mich am Arm gepackt haben.«
Wir blockierten die Treppe. Unter uns sammelte sich eine Menschenmenge, als ein Mann hinter mir wissen wollte, was denn hier los sei. Ich drehte mich um und lächelte dankbar: Es war Leigh Wilton, einer der Seniorpartner. Wir waren zwar nie Freunde gewesen, aber er zeigte mir auch nicht die unverhohlene Verachtung, die viele seiner Kollegen für mich übrighatten.
»Leigh - ich bin's - Vic Warshawski. Ich bin in Freemans Büro gegangen, weil ich ihn sprechen wollte - hab nicht gewusst, dass er sich von Ihnen getrennt hat -, und Ihre Empfangsdame hat mich für eine Einbrecherin gehalten.«
»Vic! Wie geht's Ihnen? Sie sehen großartig aus.« Er klopfte dem Wachmann auf die Schulter. »Sie können sie loslassen. Und Cindy, fragen Sie in Zukunft mich, ehe Sie die Hunde auf unsere Mandanten hetzen, okay?«
Die Empfangsdame lief rot an. »Mr. Pichea kam vorbei. Als ich es ihm erzählt habe, hat er den Wachmann gerufen. Ich bin bloß mitgekommen, um sie zu identifizieren. Ich wollte nicht -«
»Ich weiß, Schätzchen. Aber hier trifft nicht Mr. Pichea die Entscheidungen. Gehen Sie an Ihren Schreibtisch zurück. Und Sie« - zum Wachmann -, »muss ich mit Ihren Vorgesetzten irgendetwas klären?«
Der Wachmann schüttelte den Kopf und folgte Cindy mit schnellem Schritt zur Tür. Leigh hielt meine Beinahefestnahme für einen so guten Witz, dass er darauf bestand, ich solle in sein Büro kommen und eine Tasse Kaffee mit ihm trinken. Er rief Pichea an und bat ihn dazu. Der Verdruss meines Nachbarn ent schädigte mich etwas für die Demütigungen, die ich in den letzten Tagen erlebt hatte. »Ich werde ein Fotoalbum von unseren Mandanten anlegen müssen, damit ihr übereifrigen jungen Hunde nicht alle ins Gefängnis stecken lasst«, bemerkte Leigh. »Todd und ich kennen uns«, sagte ich. »Wir haben uns durch Hunde kennengelernt. Er hat ein so aktives soziales Gewissen, dass er sich jetzt um unsere ganze Straße kümmert.« Todd lief rotbraun an. »Mr. Yarborough kann es Ihnen erklären, Sir. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich war im Gespräch mit einem Mandanten, als Sie angerufen haben.«
»Oh, diese jungen Burschen, können einfach keinen Scherz vertragen. Was sollte das mit den Hunden, Vic?«
Ich gab ihm zwischen einer Reihe von Anrufen eine kurze Zusammenfassung. Seine Aufmerksamkeit schweifte ab, während ich redete. »Ich kümmere mich für Sie darum, Vic, melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas herausbekomme. War schön, Sie zu sehen. Wenn Sie das nächste Mal kommen, lassen Sie es mich vorher wissen, damit ich den Cops Bescheid sagen kann.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln und fuhr in mein Büro. Den Nachmittag verbrachte ich mit verschiedenen Arbeiten -tippte Rechnungen, bereitete eine Präsentation für die Firma in Schaumburg vor und arbeitete Korrespondenz auf.
Am Ende des Tages hatte ich von Catherine noch nichts über ihre Lexus-Suche erfahren. Ich hatte keine Möglichkeit, mich wieder mit ihr in Verbindung zu setzen, bevor sie und Freeman nächste Woche mit der Arbeit anfingen. Ich hinterließ für alle Fälle eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter in ihrem neuen Büro, aber es sah so aus, als müsse ich morgen nach Springfield fahren.
Um sechs rief ich Lotty an, um zu fragen, ob wir die Autos heute Abend wieder tauschen könnten: Mit dem Trans Am schaffte ich die Fahrt hin und zurück unter fünf Stunden. »Was ist denn? Hast du viel zu tun?«
Sie lachte befangen. »Nein. Aber heute war Carols letzter Tag. Ich fühle mich - persönlich beraubt. Und Max versucht, mich zur Vernunft zu bringen - ohne großen Erfolg.«
»Aber ich liebe dich noch, Lotty. Soll ich mit dir essen gehen? Du kannst nach Herzenslust schreien und brüllen.«
Daraufhin lachte sie etwas natürlicher. »Genau das hat mir der Arzt verordnet. Großartige Idee . Wie wär's gegen
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