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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Land gegangen sind.«
    »Vieles deutet daraufhin …?«, wiederholte Gunnar Barbarotti. »Was bedeutet das im Klartext?«
    »Dass ihr Wagen noch auf dem Autodeck stand zum Beispiel«, sagte Eva Backman. »Ja, das ist wohl das einzige Indiz, aber es wiegt ziemlich schwer. Oder was meinst du?«
    »Sie sind nie mit dem Auto an Land gefahren?«
    »Nein. Ein ferienbepackter Audi stand noch da, es ist natürlich möglich, dass sie auf das Auto und ihr Gepäck gepfiffen haben und zu Fuß an Land gegangen sind, aber bisher hat keiner im Ermittlungsteam eine mögliche Erklärung gefunden, warum es so sein sollte. Aber vielleicht hast du ja eine?«
    Gunnar Barbarotti runzelte die Stirn. »Du meinst, dass sie an Bord der Fähre ermordet wurden? Und …?«
    »Und ins Meer geworfen, ja. Das ist eine Theorie. Eine andere ist, dass sie ermordet und in irgendein anderes Fahrzeug gepackt wurden … um anschließend in einem Sumpf in Dänemark vergraben zu werden. Oder irgendwo sonst auf dem Kontinent, das kann man sich aussuchen.«
    »Grenzen mit Leichen im Gepäck passieren? Klingt ein wenig verwegen.«
    »Es gibt keine Grenzen mehr in Europa«, sagte Backman. »Aber ich bin deiner Meinung, es ist wahrscheinlicher, dass sie im Schutze der Dunkelheit über Bord geworfen wurden.«
    »Scheiße«, sagte Gunnar Barbarotti. »Glaubt ihr das wirklich?«
    »Welche Schlüsse würdest du denn daraus ziehen?«, fragte Eva Back-man.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Barbarotti.
    »Zwei Menschen fahren in ihrem Auto an Bord einer Fähre. Als alle an Land gehen und das Schiff vier Stunden später leer ist, steht noch ein Auto da. Ergo?«
    Barbarotti antwortete nicht. Er saß schweigend da und betrachtete eine Weile die drei Ermittlungsordner auf dem Tisch. Wehrte eine Wespe ab, die herangesummt kam.
    »Und die Verbindung zu den anderen Opfern?«
    »Damit haben wir gerade erst angefangen. Auf jeden Fall gibt es keine direkte Verbindung. Henrik Malmgren ist Dozent für Philosophie an der Göteborger Universität. Seine Frau Katarina Krankenschwester, Anästhesieassistentin im Sahlgrenska. Siebenunddreißig beziehungsweise vierunddreißig Jahre alt, keine Kinder und keine Eintragung im Vorstrafenregister.«
    »Das wissen wir bereits«, sagte Barbarotti. »Habt ihr schon eine Hausdurchsuchung gemacht?«
    Sie schaute auf die Uhr. »Die hat gerade angefangen. Tallin, Jonnerblad und Astor Nilsson sind an Ort und Stelle. Der Staatsanwalt brauchte ein bisschen, aber das Auto ist auch beschlagnahmt worden, ja, das ist eine Hauptspur, um die Kripozentrale zu zitieren.«
    »Eine Hauptspur? Wir sind dabei, nach den Opfern zu suchen. Ich dachte, der Begriff Hauptspur bezieht sich auf den Täter?«
    »Habe ich auch gedacht«, stimmte Eva Backman zu und trank von ihrem Bier. »Nun ja, wir Provinzbullen haben ja wohl kaum Anlass zur Überheblichkeit. Übrigens hat er dich gegenüber der Presse in Schutz genommen, der Hauptkommissar Jonnerblad, und ich habe das Gefühl, dass du morgen im Aftonbladet ein wenig rehabilitiert wirst.«
    »Davon habe ich gehört«, nickte Barbarotti.
    »Gehört?«
    »Ja, ich habe vor ein paar Stunden mit Jonnerblad gesprochen. Aber wer liest schon ein Dementi?«
    »Nicht viele«, gab Backman zu.
    »Genau. Ich habe jedenfalls der Polizeigewalt in dieser Stadt ein Gesicht gegeben, das wird ein paar Jahre hängen bleiben. Und er nimmt mich nicht wieder in die Gruppe auf, der Jonnerblad, er meint, das wäre in dieser Lage taktisch unklug.«
    Eva Backman nickte.
    »Zumindest solange Expressen seine Anzeige nicht zurückgezogen hat … wäre es provozierend gegenüber der allgemeinen Rechtsauffassung, wie er behauptet hat.«
    »Es gibt noch einen anderen Grund, dich außen vor zu lassen«, sagte Eva Backman.
    »Ja? Und welchen?«
    »Du bist derjenige, an den der Mörder schreibt. Du könntest möglicherweise ein bisschen befangen sein.«
    »Wenn er ans Polizeirevier schreiben würde, dann wären also alle gezwungen, die Arbeit niederzulegen?«
    »Nun ja …«
    »Und wir müssten Bullen aus Estland holen?«
    Eva Backman lachte. »Schon möglich. Nein, es liegt wohl eher an dem, was du gesagt hast, dass du raus bist. Du bist heute ziemlich zur Schau gestellt worden, und es stimmt schon, die Leute brauchen Zeit, um es wieder zu vergessen. Zumindest ein paar Tage.«
    »Was mich nicht daran hindern würde, in meinem Arbeitszimmer zu sitzen und zu arbeiten.«
    »Natürlich nicht. Aber hier ist es doch viel schöner, das habe ich dir ja schon

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