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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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hätte.
    Er seufzte und lauschte nebenbei dem leisen Applaus, der dankbar verkündete, dass der bescheidene Troubadour aufgehört hatte, an die Himmelspforte zu klopfen, Barbarotti erinnerte sich an seinen Traum vom Morgen und nahm an, dass er nicht hereingelassen worden war.
    Er nahm die Ordner unter den Arm und verließ den Balkon. Es war nach elf Uhr, und immerhin, dachte Gunnar Barbarotti, immerhin, so habe ich wenigstens für ein paar Stunden nicht mehr an Marianne und meine innere Finsternis denken müssen. Auch wenn sonst nichts dabei herausgekommen ist.
    Arbeit ist das einzige wirkungsvolle Mittel gegen Angst, hatte er irgendwo gelesen. Vielleicht stimmte das ja. Und wenn man gefeuert worden war – wenn auch nur vorübergehend – dann konnte einen doch wohl nichts daran hindern, ein bisschen Privatdetektiv zu spielen?
    Schon gar nicht, wenn man davon ausgehen musste, der Einzige zu sein, der in direktem Kontakt mit dem Mörder stand – auch wenn dieser ein wenig einseitig war.
    Freigestellt?, dachte Inspektor Barbarotti. Maulkorb? Warum kaufe ich nicht eine Lastminute-Reise ans Mittelmeer und scheiß auf alles? Noch eine gute Frage.
    21
    A m Mittwochmorgen wachte er früh auf und stellte fest, dass er schlecht geschlafen hatte. Es dröhnte dumpf in seinem Kopf, der Körper war verschwitzt. Als er die Lokalzeitung aus dem Briefschlitz gezogen hatte, sah er sofort, dass er nicht zum Kiosk hinuntergehen musste, um etwas über sich selbst zu lesen. Auch Kymlinges Stimme in der Welt machte auf die montägliche Kontroverse zwischen der Ordnungsmacht und dem freien Wort aufmerksam. Sowohl auf der Titelseite als auch weiter hinten im Blatt.
    Im Unterschied zum Expressen hatte man sich aber dazu entschieden, weder Namen noch Fotos der Betroffenen zu publizieren, es wurde nur davon gesprochen, dass ein Reporter einer Boulevardzeitung Streit mit einem Polizeibeamten gehabt habe, der schließlich in einer Anzeige resultierte. Es stand nicht einmal drinnen, wer angezeigt worden war, und Gunnar Barbarotti dachte, dass es eigentlich schade war, dass die Lokalzeitung nur ungefähr ein Zehntel der Leser hatte gegenüber diesem Skandalblättchen aus der Hauptstadt. GT, die mehr oder weniger identisch mit Expressen war, gar nicht mitgerechnet.
    Dagegen stand eine ganze Menge über die Morde und die Briefe drinnen, aber nichts, was er nicht bereits in Backmans roten Ordnern gelesen hatte, und er merkte, dass er deshalb eine gewisse Dankbarkeit empfand. Zumindest wussten die Zeitungen nicht mehr als die Polizei.
    Was ist bloß los mit mir?, dachte er. Das ist doch eigentlich nichts, wofür ich dankbar sein müsste? Habe ich so wenig Vertrauen in die Ermittlungsleitung, seit sie ihr Ass verloren haben, dass ich glaube, in den Zeitungen mehr als in den Ermittlungsunterlagen zu finden? Gehöre ich auch schon zu diesen Sechsundsechzig Prozent?
    Auf jeden Fall gleitet mir alles aus den Händen.
    Backman tauchte kurz nach acht Uhr auf, um ihre Ordner abzuholen, und sie versprach, ihn über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
    »Wenn du heute Abend vorbeischaust, kannst du auch etwas zu essen kriegen«, bot Barbarotti ihr an. »Nicht nur Bier und Krebsgeruch.«
    Eva Backman überlegte kurz, dann sagte sie zu. Soweit die Situation im Blekinger Sommerhaus sich nicht so alarmierend veränderte, dass Ville mit den Jungs nach Hause kommen würde, räumte sie ein. Man konnte nie wissen, das war ein wenig vom Wetter abhängig, und im Augenblick sah es leicht grau aus. Aber es gab natürlich Unterschiede zwischen Kymlinge und Kristianopel.
    »Bist du dadurch auf irgendwelche Ideen gekommen?«, wollte sie wissen, als er ihr die Ermittlungsakten überreichte.
    Barbarotti schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Keine. Zumindest nicht unmittelbar.«
    »Schade«, sagte Eva Backman.
    »Aber es liegt im Hinterkopf und rumort, ich bin mir sicher, dass es zu einem Durchbruch kommen wird, wenn man das Ehepaar Malmgren neben die beiden früheren Opfer legen wird. Wenn ihr die Hausdurchsuchung gründlich gemacht habt, müsstet ihr die Verbindung heute Vormittag finden.«
    »Ihr?«, fragte Eva Backman.
    »Ihr«, bestätigte Gunnar Barbarotti.
    Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. »Und wenn dem nicht so ist?«
    »Wenn dem nicht so ist«, sagte Barbarotti und rieb sich mit den Knöcheln über seine pochende Schläfe, »dann kann das nur eins bedeuten.«
    »Dass es keinen Zusammenhang gibt?«
    »Ganz genau. Es kann schwer sein,

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