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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Dampfwalze überfahren worden war.
    Der Teufel und seine Großmutter, dachte Kriminalinspektor Barbarotti. Wenn ich diesem Kerl noch einmal begegne, werde ich ihn mir wirklich vornehmen.
    Ihm fiel auf, dass genau diese Art von Gedanken typisch war für Gewaltverbrecher im Allgemeinen.
    Er schob den Zeigefinger in die Bibel.
    Die selbe Stelle. Das war merkwürdig. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit? Aber vielleicht hatte sie das letzte Mal einfach eine Weile aufgeschlagen gelegen, ihm fiel ein, dass es Kartentricks gab, die so funktionierten. Und alte Bücher fielen möglicherweise ja auch immer an den am meisten gelesenen Seiten auf, wenn man es dem Zufall überließ? Oder einem Zeigefinger.
    Matthäus, also.
    Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!
    Er sah sich die umgebenden Texte an und stellte fest, dass es sich um recht zentrale Dinge handelte. Vater Unser, Gott und der Mammon waren nicht weit – und dennoch, dachte er, mein Auge böse? Was bedeutet das? Welche Lehre soll ich daraus ziehen? Dass ihm momentan so vieles ziemlich finster erschien – um das zu begreifen, brauchte er keinen Pfadfinder.
    Mit einem Seufzer schlug er die Bibel zu und schaltete sein Handy ein.
    Vier neue Mitteilungen, aber als Allererstes: eine SMS von Marianne. Endlich, dachte er und fummelte mit den Fingern über den Knöpfen. Jetzt erfährt mein Leben eine Wende.
    Sie bat um Zeit.
    Wollte man das positiv deuten, konnte man es so beschreiben. Eingedenk dessen, was sie im heutigen Expressen gelesen hatte, müsse sie nachdenken, schrieb sie. Ich habe es gelesen, muss nachdenken. Es wäre falsch, sich übereilt in irgendetwas zu stürzen. Aber er könnte sie gern anrufen.
    Das war alles. Eine Viertelstunde lang lief er in rastloser Unentschlossenheit herum, bevor er sich ein Herz nahm. Sie ging nicht dran. Noch einmal zögerte er zehn Minuten. Versuchte es erneut, jetzt war sie da.
    »Du darfst nicht glauben, was in der Zeitung steht«, sagte er. »So ist es nicht gewesen.«
    Er fand selbst, das klang ungewöhnlich blass. Als versuche ein notorischer Missetäter zu erklären, warum er seine Frau zum vierunddreißigsten Mal geschlagen habe. Es war nicht meine Schuld. Sie zögerte mit einem Kommentar, aber er hatte zumindest Geistesgegenwart genug, in den unglücksseligen schweigenden Sekunden, die vorbeizogen, nicht noch weitere schlechte Ausreden anzubringen.
    »Ja, ich möchte gern wissen, was passiert ist«, sagte sie schließlich. »Natürlich. Aber es geht auch um die Kinder. Vielleicht in erster Linie, sie haben die Zeitung gelesen und haben einige Probleme zu verstehen, dass du das bist. Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll.«
    Er schluckte. Die Kinder? Vor ein paar Stunden hatte Helena ihm fast das Gleiche gesagt.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Es war folgendermaßen. Dieser Reporter hat versucht, sich in meine Wohnung zu drängen. Ich habe ihn durch die Tür rausgeschubst, das war alles.«
    »Alles?«
    »Ja.«
    Schweigen. Er fühlte, wie sich eine geballte Faust in seinem Magen herumdrehte.
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Bitte Gunnar, ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    »Du ziehst es vor, das zu glauben, was im Expressen steht?«
    »Nein, das tue ich natürlich nicht. Ich sage nur, dass … dass es schwer ist, den Kindern so etwas begreiflich zu machen.«
    »Das habe ich gehört. Aber wie wird es nun mit … uns?«
    Wieder zögerte sie. Finstere Sekunden segelten auf dem Weg ins Niemandsland an ihm vorbei. Oder ein Grab. Oder ein Inferno.
    »Ich weiß nicht, wie es mit uns wird«, sagte sie schließlich. »Du musst mir ein bisschen Zeit geben.«
    »Sagst du das nur, weil das da heute im Expressen gestanden hat?«
    »Nein …«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du ehrlich antwortest, Marianne. Ich habe schließlich letzte Woche um deine Hand angehalten. Du hast mir für Mittwoch dieser Woche eine Antwort versprochen. Heute ist Dienstag.«
    »Ich weiß, welcher Tag heute ist.«
    »Gut. Dann rufe ich dich wie verabredet morgen an.«
    »Wenn du mich morgen anrufst, ist die Antwort nein. Du hast kein Recht, mich so zu erpressen.«
    »Gut, dann rufe ich nicht an. Willst du mir ein neues Datum geben, oder soll ich das hier als abgeschlossenes Kapitel ansehen?«
    »Warum setzt du mich so unter Druck, Gunnar? Ich kann momentan keinen Entschluss fassen, findest du das so merkwürdig?«
    Er hielt inne und

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