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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Frankreich danach zu fragen. Aber es gibt sechs Schlafplätze in dem Haus, also ist es nicht unmöglich.«
    »Stell dir vor, wenn es so wäre«, sagte Barbarotti, nachdem er sich bedankt und von Sorgsen verabschiedet hatte und Eva Backman die Neuigkeiten berichtet hatte. »Stell dir vor, die ganze Bande hat da in der Hütte gewohnt.«
    Eva Backman überlegte.
    »Warum um alles in der Welt sollten sie?«, fragte sie dann. »Sie kannten sich doch nicht, ich dachte, soweit wären wir schon gekommen?«
    »Die Malmgrens hätten selbst untervermieten können«, schlug Barbarotti vor. »Für eine Nacht oder so, das kann man doch wohl, oder?«
    »Würdest du deinen Urlaub mit vier unbekannten Menschen in einem Sommerhaus verbringen wollen?«, fragte Backman. »Dann mache ich lieber erst gar keinen Urlaub.«
    »Ich würde es nicht tun«, sagte Barbarotti. »Und du auch nicht. Aber man kann nie wissen. Vielleicht brauchten sie Geld?«
    »Er war Dozent und sie Narkoseschwester.«
    »Schon gut«, sagte Barbarotti. »Ich passe. Sie haben nicht alle in einem Haus gewohnt.«
    »Du brauchst deshalb nicht traurig zu sein«, sagte Eva Backman. »Wir brauchen nur abzuwarten, dass noch andere Hausmakler nach Hause kommen und Zeitung lesen. Oder was glaubst du?«
    »Warten können wir gut«, sagte Barbarotti und packte die Fotos ein, die er immer noch auf den Knien liegen hatte. »Was wirst du morgen tun?«
    »Da werde ich bei meinen Lieben sein«, erklärte Backman. »Die ganze Sippe kommt heute nach Hause. Wird auch Zeit, schließlich fängt Montag die Schule wieder an.«
    Barbarotti spürte plötzlich einen Stich in der Herzgegend. Schulanfang? Warum konnte Sara nicht ein Jahr später geboren sein? Dann hätte er auch einen Schulanfang, auf den er sich freuen konnte.
    Ich muss sie heute Abend anrufen, dachte er. Sicher wundert sie sich schon, warum ich nichts von mir hören lasse.
    Aber vielleicht ist es besser, bis morgen zu warten? Trotz allem. Sonntagvormittag, heute war Samstag, und er hatte keine Lust, noch einmal dem Flaschengeklirre zu lauschen. Absolut keine Lust.
    Vielleicht sollte er sich heute Abend lieber eine Weile dem Herrgott widmen? Er war es ja wohl eher, der da auf seinem Wolkenthron saß und sich wunderte, warum er in letzter Zeit nichts mehr von dem netten Kriminalinspektor aus Kymlinge gehört hatte.
    Ja, bestimmt war es so.
    31
    A ber es kam weder zu dem einen noch zu dem anderen.
    Kein Gespräch mit Sara und keins mit dem Lieben Gott. Als Eva Backman ihn vor seiner Haustür in der Baldersgatan herausließ – nachdem sie vorher Astor Nilsson am Bahnhof in den Göteborgzug gesetzt hatte –, zeigte die Uhr zwanzig Minuten nach acht. Er war hungrig wie ein Wolf und musste einsehen, dass im Kühlschrank nicht viel zu beißen war.
    Ein wenig Aufschnitt, vereinzelte Eier und ein halber Liter zweifelhafter Milch, wenn er sich recht erinnerte. Es lohnte sich gar nicht, hochzugehen und nachzuschauen.
    Also machte er einen Spaziergang zum Rockstagrill, kaufte wie üblich zwei gegrillte Würstchen mit Kartoffelpüree und Gurken in Mayonnaise, und da er immer noch seine Aktentasche zu schleppen hatte, ließ er sich auf einer Bank im Brandstationspark nieder, während er sein Menü zu sich nahm.
    Und während er dort saß, begannen natürlich die Ermittlungen in seinem Kopf zu rumoren. Oder rumorten weiter, genauer gesagt, denn sie waren so wenig zu ignorieren wie ein Riss in einer Rippe oder ein entzündeter Zahn.
    Alle Opfer. Alle Briefe.
    Alle ergebnislosen Vernehmungen und alle vergebliche Mühe, die sie an den Tag gelegt hatten. Frankreich? Was hatte Sorgsen gesagt, wie der Ort hieß? Mosterline? Er beschloss, auf einer Karte nachzusehen, wenn er zu Hause war.
    Und was hatte das zu bedeuten, dass der Mörder zwei seiner Opfer angerufen hatte, aber die anderen nicht? Wenn dem denn wirklich so war? Oder hatte er eine andere nicht rückverfolgbare Telefonnummer benutzt, was die Malmgrens und Erik Bergman betraf? Wenn er überhaupt mit ihnen in Kontakt hatte kommen wollen, bevor er sie tötete.
    Und die groteske Szene gestern Abend draußen auf dem Feld, die war auch nicht so einfach beiseite zu schieben. Hatte der Täter sie sich vorgestellt, als er dort sein Opfer hinlegte? Dass das Entdecken ungefähr so vor sich gehen würde? Wollte er, dass der Körper von einem Mähdrescher halb massakriert wurde? An einem warmen, schönen Augustabend mit dem Mond im letzten Viertel. Machte das einen Sinn? Und wenn ja – was um

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