Eine ganz andere Geschichte
davon. Er versuchte zu blinzeln und den sechsten Mann etwas deutlicher hervortreten zu lassen. Was nur schlecht funktionierte. Die leichte Unschärfe, die auf allen drei Fotos auf seinem Gesicht lag, wollte nicht weichen.
»Dass die Leute es nicht lernen, richtig scharf zu stellen«, schimpfte er.
»Was hältst du von unserer eigenen Schärfe?«, fragte Eva Backman.
»Nicht besonders viel«, gab Barbarotti zu. »Was hat Jonnerblad zum Veröffentlichen gesagt?«
Sie waren im Laufe des Tages ein halbes Dutzend Mal in Kontakt mit Kymlinge gewesen. Hatten von ihren eigenen Gesprächen mit den diversen Bauern im Gebiet von Kumla berichtet, von der vergeblichen Suche nach Fußspuren auf dem Todesacker (es war natürlich logisch, dass der Todes-Gunnar seine Tage auf dem Todesacker beenden musste, das hatten zumindest die Schreiber der Schlagzeilen von Nerikes Allehanda begriffen) und von der übrigen Fahndungsarbeit in Närke. Dafür hatten sie zumindest ein neues Detail von Jonnerblad erhalten: Es gab eine unbekannte Handynummer, die sowohl bei Anna Eriksson als auch bei Gunnar Öhrnberg als Anrufer registriert war. Prepaid, nicht aufzufinden, es schien, als wäre sie nur für diese beiden Gelegenheiten benutzt worden. Aber das Datum war interessant. Frau Eriksson wurde am Dienstag, den 31. Juli, um 10.36 Uhr angerufen. Wahrscheinlich am selben Tag, an dem sie starb. Öhrnberg fast genau eine Woche später: Dienstag, den 7. August, 13.25 Uhr. Beide Gespräche dauerten ungefähr eine Minute. War es der Mörder, der eine Zeit ausgemacht hatte? Das erschien nicht abwegig. Warum besorgte man sich eine Prepaidkarte, die man nur zweimal benutzte?, hatte Jonnerblad wissen wollen. Wenn man keine bösen Absichten hatte?
Aber nicht zurückzuverfolgen, wie gesagt.
»Was hast du gesagt?«, fragte Backman.
»Ich habe gefragt, ob Jonnerblad und Tallin mit ihrem Zögern fertig sind«, sagte Barbarotti. »Ob sie nicht der Meinung sind, dass es an der Zeit ist, das Gesicht in den Medien zu zeigen?« Er klopfte verärgert mit dem Stift auf die Fotos.
»Ich glaube, er hat was von Montag gesagt«, erklärte Backman. »Dann ist es am Dienstag in den Zeitungen. Ja, wir müssen wohl diesen Weg gehen, wie ich annehme?«
»Findest du es falsch?«
»Ich weiß nicht, was ich finde«, sagte Eva Backman. »Aber man weiß ja, was dann kommt. Und außerdem fühle ich mich etwas erschöpft. Ich glaube, ich sollte bald einem Journalisten eins reinhauen, damit ich ein paar Tage Urlaub kriege.«
»Ich bin mir nicht so sicher, ob das der richtige Weg ist«, bemerkte Barbarotti.
Astor Nilsson fluchte im Schlaf auf seinem Rücksitz. »Verfluchter Scheißbäcker«, war zu hören.
»Was hat er denn mit Bäckern laufen?«, wunderte sich Barbarotti.
»Keine Ahnung«, sagte Backman. »Aber er kann sich doch mit dem streiten, mit dem er will.«
Barbarottis Handy klingelte. Er schaute aufs Display. »Sorgsen«, sagte er. »Du wirst sehen, jetzt haben wir den Durchbruch.«
Durchbruch war zuviel gesagt.
Ein kleiner Schritt in der richtigen Richtung kam der Wahrheit schon näher.
»Wir haben das Haus gefunden, das die Malmgrens gemietet hatten.«
»Gut«, sagte Barbarotti. »Und wo?«
»Im Finistère. Einige Kilometer von Quimper«, sagte Sorgsen. »Wenn du weißt, wo das liegt?«
»Ich denke schon«, sagte Barbarotti. »Jedenfalls so ungefähr.«
»Der Ort heißt Mousterlin«, sagte Sorgsen. »Nächste kleine Stadt ist Fusnong, oder wie das nun ausgesprochen wird.«
Das klang wie ein Niesen, fand Barbarotti. »Wie wird das buchstabiert?«, fragte er.
»Fouesnant«, sagte Sorgsen.
»Verstanden«, sagte Barbarotti. »Wie habt ihr es rausgekriegt?«
»Ein Typ hat uns angerufen«, sagte Sorgsen. »Er hat ein Büro in Göteborg, das Häuser in Frankreich vermietet. In erster Linie offensichtlich in der Bretagne. Er war im August in Urlaub, aber als er nach Hause gekommen ist und die Zeitungen gelesen hat, hat er in seinem Computer nachgeguckt. Und hat die Malmgrens gefunden. Sie haben das Haus in Mousterlin für drei Wochen im Juni und Juli 2002 gemietet.«
Barbarotti überlegte. »Was hatte er noch zu sagen?«
»Nicht viel«, meinte Sorgsen. »Aber wir haben noch nicht richtig mit ihm gesprochen. Er hat vor zwei Stunden angerufen, wird morgen herkommen.«
»Aber nur Henrik und Katarina Malmgren haben dort gewohnt? Keiner von den anderen?«
»Das wissen wir nicht. Und der Vermieter offenbar auch nicht. Er wird versuchen, den Besitzer in
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