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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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es nicht mehr.
    Die Klammer ist geschlossen, es ist höchste Zeit für mich, weiterzugehen.

    20. – 27. August 2007
    32
    A ls Inspektor Barbarotti am Montag, den 20. August, sein Arbeitszimmer betrat, war es fast eine Woche her, seit er es verlassen hatte.
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihm das wirklich klar wurde. Am letzten Montagabend hatte er den Reporter Persson vom Expressen auf die Brust geboxt, anschließend war er für drei Tage suspendiert gewesen, hatte zwei in Närke verbracht – sowie einen Sonntag in Kymlinge in einer Wolke aus Gedanken, Überlegungen und Fragezeichen.
    Er hatte Aufzeichnungen aus Mousterlin gelesen, diese 64 dicht beschriebenen Seiten, zweimal, hatte anderthalb Stunden mit Inspektorin Backman am Telefon gesprochen, mit Astor Nilsson fast genauso lange und mit Jonnerblad mindestens zwanzig Minuten.
    Die anderen hatten es auch gelesen. Bereits gegen neun Uhr am Sonntagmorgen war Sorgsen zu ihm nach Hause gekommen und hatte das Manuskript zum Kopieren abgeholt und anschließend unmittelbar im Staatlichen Kriminaltechnischen Labor in Linköping abgeliefert. Alle hatten eine Kopie bekommen: Staatsanwalt Sylvenius und Asunander, Jonnerblad, Tallin, Astor Nilsson, Sorgsen und Backman. Und er selbst.
    »Ich bereite mich auf eine weitere schlaflose Nacht vor«, hatte Astor Nilsson ihm gegen zehn Uhr abends aus dem Hotel Kymlinge anvertraut, »aber dieses Mal habe ich wenigstens eine Lektüre, in die ich mich verbeißen kann. Verdammte Scheiße.«
    Barbarotti hatte auch nicht besonders gut geschlafen. Er kämpfte mit einem sonderbaren Traum um einen Mähdrescher, der Gefahr lief, im Atlantik zu versinken, und wie er Teil einer Rettungsflotte wurde, der es nicht gelang, alle in Seenot geratenen Passagiere zu retten, die in den aufgewühlten Wellen herumtrieben. Insbesondere suchten sie nach einem kleinen Mädchen, und als er gegen halb sieben Uhr aufwachte, dauerte es eine Weile, bis er begriff, dass sein Bett kein Floß war, und das einzige Wasser, das existierte, das war der Regen, der auf das Dach des Fahrradständers unten im Hof prasselte.
    Er betrachtete sein Büro. Niemand hatte in seiner Abwesenheit saubergemacht. Er erinnerte sich an den Apfel, den er am vorigen Montagnachmittag gegessen hatte, und an das halbe Käsebrot, das er nicht aufgegessen hatte, aber so richtig erkannte er die Dinge doch nicht wieder. Offenbar hatte er auch aus vier verschiedenen Bechern Kaffee getrunken, und zwei geöffnete Flaschen mit schwarzem Johannisbeersaft standen auf dem Fensterbrett.
    Aber der Papierkorb war geleert, immerhin etwas. Er seufzte und begann aufzuräumen, doch nach nicht einmal einer Minute steckte Inspektorin Backman ihren Kopf zur Tür herein und erklärte, dass es Zeit für die Besprechung sei. Gunnar Barbarotti nickte, stellte das Fenster auf Kipp und folgte ihr.
    »Ich rechne damit, dass diese Besprechung bis zum Mittag dauern wird«, eröffnete Jonnerblad die Sitzung. »Wir werden Viertel nach zehn Kaffee bekommen.«
    Barbarotti sah auf seine Uhr. Er hatte daheim in seiner Schreibtischschublade eine alte Armbanduhr gefunden, sie war so uralt, dass er sie noch aufziehen musste, aber bis jetzt schien sie allem Anschein nach zu funktionieren. Momentan zeigte sie beispielsweise neun Minuten nach neun.
    Alle sahen außerordentlich konzentriert aus. Das taten die Leute wohl normalerweise am Montagmorgen, schließlich ging es darum, sich mit allen Sinnen aufrecht zu halten, lag doch der Freitag Lichtjahre entfernt, das war nichts Außergewöhnliches. Aber heute war es etwas Besonderes. Wir sehen aus wie eine Fußballmannschaft, die drei Jahre für den entscheidenden Kampf trainiert hat, dachte Barbarotti. Und jetzt ist es soweit. Jetzt kommt es drauf an.
    Warum sitze ich hier mit solch albernen Gedanken?, fragte er sich anschließend. Schließlich haben wir an diesem Fall jetzt fast einen Monat gearbeitet, und nun sind wir endlich einen Schritt weiter gekommen. Kein Wunder, wenn alle etwas angespannt und ein bisschen erwartungsvoll dasitzen.
    »Wir haben an diesem Fall jetzt fast einen Monat gearbeitet«, sagte Jonnerblad. »Zum ersten Mal haben wir ein Bild, worum es sich eigentlich handelt. Das ist bis jetzt die wichtigste Besprechung, es ist von grundlegender Bedeutung, dass wir heute einen klaren Kopf behalten, daran brauche ich wohl nicht erst zu erinnern. Tallin.«
    Tallin übernahm. »Ich persönlich habe den Bericht des Mörders zweimal gelesen«, begann er. »Ich weiß, dass

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