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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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jeden Fall«, nickte Barbarotti. »Ich habe eine ganz andere Frage. Was machen wir mit dem Foto und den Zeitungen?«
    Jonnerblad streckte sich und schob einen Stift in die Brusttasche. »Ich habe mit Tallin darüber gesprochen«, sagte er. »Und wir sind beide der Meinung, dass sich diesbezüglich nichts geändert hat. Der Staatsanwalt ist derselben Meinung, wir wollen, dass die Medien das Foto mit seinem Gesicht heute Nachmittag bekommen. Wir wissen alle, welchen Druck das geben wird, aber soweit ich es sehe, ist das der schnellste Weg, um ihn identifiziert zu bekommen.«
    »Ein wichtiger Aspekt«, ergänzte Tallin, »ist ja, dass diese Fotos genau genommen das Einzige sind, was wir nicht durch den Mörder bekommen haben.«
    »Ein bedeutender Aspekt«, unterstrich Asunander, auch dieses Mal vollkommen überraschend, und einige Sekunden blieb es still im Raum. Ein Gedanke, den er nicht so recht zu fassen bekam, strich durch Barbarottis Kopf, er erschien gleichzeitig vertraut und fremd, verschwand aber schnell wie eine Fledermaus. Aber da war etwas.
    »Ja, Scheiße«, sagte Astor Nilsson. »Es ist ja schade um die fünfhundert armen Teufel, die ihm ähnlich sehen, aber wahrscheinlich ist es die richtige Vorgehensweise. Wenn wir Glück haben, kennen wir seine Identität in einer Woche.«
    »Wäre schön, wenn wir zumindest seinen Namen hätten«, sagte Eva Backman. »Auch wenn wir ihn vielleicht nie persönlich zu fassen kriegen.«
    »Wenn man alte Nazis nach fünfzig fahren fassen kann, dann kann man auch einen fünffachen Mörder nach einem Monat fassen«, erklärte Astor Nilsson.
    »Sechs«, korrigierte Sorgsen. »Du hast einen vergessen.«
    »Entschuldige«, sagte Astor Nilsson, »ja, der schwedische Stahl hat ja auch noch eine alte französische Frau getroffen.«
    »Aber das Leben des Mädchens hat er nicht auf dem Gewissen«, erklärte Eva Backman.
    »Zumindest nicht in der gleichen Weise wie die anderen«, sagte Tallin. »Ja, auf jeden Fall ist das eine schreckliche Geschichte.«
    Wieder herrschte Schweigen. Jonnerblad suchte in seinen Papieren, und Asunander stand auf und öffnete ein Fenster. »Warm«, erklärte er.
    »Möchte wissen, ob sie verhört wurden«, sagte Eva Backman.
    »Was?«, fragte Jonnerblad. »Wer?«
    »Unsere Opfer. Damals in Frankreich, nachdem er weg war. Und ob die Polizei entdeckt hat, dass das Mädchen mit ihnen zusammen war oder nicht … wenn sie es entdeckt haben, dann müssen sie doch auch verhört worden sein.«
    »Darauf erhalten wir heute Nachmittag eine Antwort«, sagte Tallin. »Vielleicht auch schon eher. Ja, ich stimme dir zu, man fragt sich, ob sie wirklich so davongekommen sind. Dann müssen sie einiges Glück gehabt haben.«
    »Aber sie waren doch unschuldig«, wies Astor Nilsson hin. »Vielleicht sollten wir das nicht vergessen.«
    »Unschuldig?«, fragte Eva Backman.
    »Jedenfalls am Mord«, präzisierte Astor Nilsson. »Wie es um ihre moralische Schuld steht, das kann man natürlich diskutieren.«
    »Sie war groß genug, dass sie ihr Leben verloren haben«, sagte Barbarotti. »Alle fünf.«
    »In den Augen des Mörders, ja«, sagte Tallin. »Ich hoffe nur, dass niemand hier am Tisch auch so denkt. Oder seine Aufzeichnungen Wort für Wort glaubt. Schließlich ist es kein ganz normales Gehirn, was wir dadurch kennen gelernt haben, oder?«
    Er klopfte mit einem Stift auf das Mousterlin-Dokument, das vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Nein«, bestätigte Eva Backman. »Ich habe mir schon etwas ziemlich Ekliges vorgestellt, aber das hier … ja, das ist irgendwie noch schlimmer. So … ja auch so traurig.«
    Barbarotti warf Inspektor Sorgsen automatisch einen Blick zu, und plötzlich fiel ihm ein, dass er es war, der die erste kleine Spur entdeckt hatte, die nach Frankreich führte. Die blaue Farbe des Mülleimers.
    Es schien hundert Jahre her zu sein. Tatsächlich handelte es sich aber gerade mal um ungefähr zwei Wochen.
    »Was machen wir?«, fragte er. »Werden wir jemanden hinschicken?«
    »Das halte ich nicht für ausgeschlossen«, erklärte Polizeidirektor Jonnerblad. »Absolut nicht ausgeschlossen.«
    Den letzten Teil der Besprechung verbrachten sie mit den nicht geklärten Fragen, und zusammen mit Inspektorin Backman nutzte Barbarotti die Mittagspause, um hinüber zum Kungsgrillen zu entwischen.
    Er hatte das Gefühl, nach all den Würstchen und dem klebrigen Kartoffelbrei endlich einmal wieder traditionelle Hausmannskost zu brauchen.
    »Was meintest du mit traurig?«,

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