Eine ganz andere Geschichte
das alle anderen auch gemacht haben. Mindestens einmal. Das ist ja eine unangenehme Geschichte, die er da berichtet, ich denke, darin sind wir uns einig. Offenbar ist er überzeugt davon, dass wir ihn nie schnappen werden. Wir müssen natürlich unter den entgegengesetzten Voraussetzungen arbeiten. Das heißt, dass wir ihn finden und zur Rede stellen werden. Gibt es jemanden, der dazu einen konkreten Beitrag hat?«
Eva Backman streckte einen Stift in die Höhe.
»Das Ende?«, fragte sie. »Bevor wir weitergehen, möchte ich gern fragen, wie ihr das Ende aufgefasst habt.«
»Ich habe die gleiche Frage«, sagte Astor Nilsson. »Er schreibt, dass kein Mensch, der auf dem Bild war, mehr am Leben ist. Bezieht er sich da mit ein?«
»Gut möglich«, sagte Jonnerblad. »Aber wir können natürlich nicht die Ermittlungen einstellen, nur weil wir glauben, dass der Täter tot ist. Wenn wir wissen, dass er tot ist, dann wäre das etwas anderes.«
»Ich habe nie behauptet, wir sollten die Ermittlungen einstellen«, bemerkte Astor Nilsson.
»Es könnte ja so sein, dass er uns in dem Glauben lassen will, dass er tot ist«, sagte Sorgsen.
»Das ist ja gerade das Merkwürdige«, sagte Astor Nilsson. »Warum schreibt er uns überhaupt? Zuerst alle diese Briefe und dann dieses Dokument. Wenn er nur diese fünf Menschen töten und sich dann zurückziehen wollte … ja, warum begnügt er sich dann nicht damit?«
»Wichtige Frage«, sagte Asunander ganz unerwartet. Überraschenderweise saß der Kommissar mit am Tisch, stand nicht im Hintergrund, um die Vorstellung wie ein stummer, leicht missmutiger Schatten zu überwachen.
»Er hat offenbar das Bedürfnis, zu berichten, warum er es getan hat«, sagte Eva Backman. »Ich glaube, es ist ungemein wichtig für ihn, dass sein Motiv bekannt wird.«
Jonnerblad räusperte sich. »Wir werden den Charakter des Täters heute Nachmittag genauer diskutieren«, erklärte er. »Lillieskog kommt dann zusammen mit einem Gerichtspsychiater. Natürlich ist es ein ungewöhnlich schlaues Individuum, mit dem wir es hier zu tun haben, darin sind wir uns wohl alle einig?«
Er schaute sich am Tisch um. Schlau?, dachte Barbarotti. Ja, das war wohl das Mindeste, was man behaupten konnte.
»Er schreibt gut«, sagte Astor Nilsson. »Das ist fast schon Literatur.«
»Stimmt«, bekräftigte Eva Backman. »Das habe ich auch schon gedacht. Aber auch wenn er uns natürlich genau die Information gibt, die er geben will, so ist die Geschichte ja in sich schrecklich. Und er stellt sich selbst auch nicht gerade in das rosigste Licht.«
»Ich finde, er stellt sich in überhaupt kein Licht«, wandte Astor Nils-son ein. »Ich bekomme ihn nicht zu fassen.«
»Vielleicht ist es ja auch gar nicht seine Absicht, dass du ihn zu fassen kriegen sollst?«, entgegnete Eva Backman.
»Meinst du?«, fragte Astor Nilsson.
»Es ist ja offensichtlich geschrieben, kurz nachdem es passiert ist«, stellte Tallin nach einer kleinen Pause fest. »Bis auf die Kommentare, nun, wir werden wohl im Laufe des Tages eine ganze Menge bestätigt bekommen. Dass die Malmgrens wirklich an diesem Ort wohnten, das wussten wir ja bereits.«
»Er muss es trotz allem ins Reine geschrieben haben«, wandte Barbarotti ein. »Er hat 2002 alles mit der Hand geschrieben, das behaup tet er zumindest. Anschließend hat er es auf seinen Computer getippt.«
»Ja, sicher«, nickte Jonnerblad. »Aber ich verstehe nicht ganz, was das für eine Rolle spielt.«
»Sicher überhaupt keine«, sagte Barbarotti. »Es könnte nur interessant sein, wann er das getan hat. Ob vor fünf Jahren oder kurz bevor er anfing, diese Leute zu töten?«
»Mhm ja …«, brummte Jonnerblad und blätterte in einem Stapel Papier. »Ja, es gibt wie gesagt viele Fragen, die auftauchen. Wie ihr bemerkt habt, nehmen wir diese Besprechung auf Band auf, es ist wichtig, dass wir keine einzige Frage vergessen, die auftaucht.« Er zeigte auf das winzige Bandgerät, das mitten auf dem Tisch stand. »Weitere Aspekte?«
»Haben wir schon Kontakt mit der französischen Polizei?«, fragte Backman.
»Wir werden heute Nachmittag das erste Gespräch mit ihnen führen«, sagte Tallin. »Aber was haltet ihr von der Information, die er über sich selbst in diesen Aufzeichnungen gibt? Das ist nicht besonders viel, oder was meint ihr?«
»Das war zum Beispiel ein Punkt, auf den ich hinauswollte«, sagte Barbarotti. »Er erzählt überhaupt nichts über sich selbst, ich vermute, er hat alles, was das
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