Eine ganz andere Geschichte
nichts anderes mehr geschafft hatte. Andererseits gab es in Gunnar Barbarottis Welt kein besseres Dessert als Vanilleeis und warme Moltebeeren. Nicht einmal diese Crème brûlée in Quimper.
»Nicht nötig«, sagte Marianne. »Ich bin von der Liebe berauscht.«
»Daran werde ich dich an diesem Strand erinnern«, sagte Barbarotti.
»Schön«, sagte Marianne. »Aber kannst du dir auch Kirche und so weiter vorstellen?«
»Es reicht ja wohl eine ganz kleine Kirche«, schlug Barbarotti vor. »Nicht fünfhundert Personen und eine Tonne Reis.«
»Es reicht mit dir und mir«, sagte Marianne.
»Und ein Pfarrer vielleicht?«
»Na gut, aber dann nur ein kleiner. Was ist mit unseren Kindern?«
Barbarotti überlegte. Er hatte von Helenas letztem Vorstoß noch nichts erzählt, und er konnte eigentlich selbst nicht sagen, warum nicht. Vielleicht, weil er trotz allem nicht sicher war, dass es so kommen würde. Dass er sich wirklich um Lars und Martin kümmern sollte. Er hatte so etwas schon häufiger erlebt. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er mit Marianne nicht über Helena sprechen wollte. Aus welchem Grund auch immer.
»Wir müssen es ihnen wohl erzählen«, sagte er. »Vielleicht können wir ihnen einfach sagen, dass sie kommen können, wenn sie wollen?«
Für einen Moment wurde sie ernst. »Dir ist doch wohl klar, dass du Vater von Teenagern wirst?«, fragte sie und bohrte ihre grünen Augen in seine. »Johan und Jenny leben bei mir und werden das auch in Zukunft tun.«
»Aber natürlich«, bestätigte Barbarotti. »Ich werde ihnen alles beibringen, was ich kann.«
Wieder lachte sie. »Weißt du«, sagte sie. »Das Beste an dir ist, dass ich mit dir lachen kann. Mit Tommy habe ich nie gelacht.«
»Nie? Ihr müsst es ja nett gehabt haben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben nie zusammen gelacht, zumindest nicht in der letzten Zeit. Er hat über mich gelacht, aber das ist ja nicht das Gleiche. Und das Schlimme ist, dass ich glaube, jetzt lacht er auch über seine neue Frau.«
»Triffst du sie manchmal?«
»Nur, wenn ich die Kinder abliefere oder abhole. Aber sie sieht nicht glücklich aus. Sie haben ja auch noch zwei eigene.«
»Du denkst doch wohl nicht, dass wir …?«
»Nie im Leben«, rief Marianne aus und boxte ihn in den Bauch. »Du hast drei, ich habe zwei, wenn du noch mehr haben willst, dann musst du dir eine andere suchen.«
»Ausgezeichnet«, erklärte Gunnar Barbarotti. »Dann sind wir ja einer Meinung.«
»Aber da ist noch etwas anderes«, sagte Marianne nach einem Löffel Eis.
»Und was?«
»Nun ja, du musst aufhören, dich mit Reportern zu prügeln. Johan hat sogar schon mal verkündet, dass er gern Journalist werden möchte, er schreibt richtig gut, und es wäre doch dumm, wenn er glauben würde …«
»Nächstes Mal, wenn ich ihn treffe, werde ich mich mit ihm hinsetzen und die Sache klären«, versprach Barbarotti. »Wenn er diese Bahn einschlagen will, denn kann das sogar nützlich für ihn sein, wie ich mir denken kann.«
»Gut«, sagte Marianne. »Dann ist dieser Punkt auch geklärt.«
»Dir würde also Helsingborg gefallen?«
»Was hast du gesagt?«
»Ich habe gefragt, ob du dir denken könntest, in Helsingborg zu leben.«
»Ich glaube schon.«
Immer noch war es Freitag.
Aber spät. Viel Zeit zwischen den einzelnen Repliken und ein sanfter Wind aus der offenen Balkontür. Auf dem Boden ausgestreckt, nur eine Kerze angezündet. Cristina Branco aus den Lautsprechern, leise, ganz leise. Er hatte die Fadomusik entdeckt, diesen portugiesischen Blues, vor weniger als einem Jahr, hatte aber inzwischen schon fünfzehn CDs im Regal.
Begnadet, dachte Gunnar Barbarotti. Es gibt kein anderes Wort für so einen Augenblick.
»Hm.«
»Was meinst du mit ›hm‹?«
»Ich wohne jetzt seit zehn Jahren dort«, erklärte sie und strich ihm mit der Hand über Brust und Bauch. »Was mich selbst betrifft, könnte ich mir gut eine Veränderung vorstellen. Dass wir sozusagen etwas Neues anfangen. Aber ich muss natürlich erst mit den Kindern über alles reden.«
»Du hast noch nicht angedeutet, dass wir … zusammenziehen könnten?«
»Nein«, sagte sie und klang ein wenig bekümmert. »Ich musste ja selbst erst sicher sein. Wenn ich wieder heiraten will, dass ist das meine Entscheidung, nicht ihre. Aber ich muss ihre Meinung dazu hören, wo wir wohnen wollen.«
»Natürlich«, sagte Barbarotti. »Sag mal, wollen wir nicht einen kleinen Spaziergang machen? Dann kannst du sehen,
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