Eine ganz andere Geschichte
Freitagabend abgestellt gewesen waren. Es gab vier Nachrichten. Zwei von Journalisten, die ihn interviewen wollten, eine von Helena, eine von Eva Back-man.
Er bearbeitete die Journalisten zuerst – das Versprechen an Marian ne in frischer Erinnerung: gute Beziehungen zur Presse zu pflegen. Erklärte beiden – einem von Dagens Nyheter, dem anderen von Vår Bostad –, dass er sich gern für Interviews zur Verfügung stelle, aber erst, wenn die laufenden Ermittlungen beendet seien.
Anschließend rief er seine frühere Ehefrau an. Er stellte fest, dass er genau in diesen Begriffen an sie dachte. Nicht Helena. Nicht die Mutter meiner Kinder. Leider.
»Lars hat mich angerufen«, sagte er. »Er hat gesagt, dass er und Martin bereit sind, mit ihrem alten Vater unter einem Dach zu leben.«
»Ha ha«, sagte Helena. »Ja, ich glaube, das werden sie schaffen.«
»Wie schön, dass du das glaubst«, sagte Barbarotti und holte tief Luft. »Und ihr habt euch also für Budapest entschieden?«
»Ja, natürlich«, sagte sie. »Ulrich fährt schon am Mittwoch hinunter, ich komme dann nach, sobald ich das mit den Jungs geregelt habe.«
»Ist das so eilig?«, fragte Barbarotti.
»Was willst du damit sagen?«, konterte sie. »Wenn sie in einer neuen Schule anfangen sollen, dann ist es doch wohl besser, wenn sie möglichst früh im Schuljahr wechseln. Oder?«
»Und wann hast du es dir gedacht?«, fragte Barbarotti.
»Kannst du es bis zum nächsten Montag regeln?«
»Nächsten Montag? Das ist ja nur eine Woche.«
»Ich weiß, aber es ist für alle Parteien am besten, wenn es sich nicht so lange hinzieht. Ich werde morgen mit der hiesigen Schule reden, das kannst du in Kymlinge doch sicher auch? Dann hören wir morgen Abend voneinander, okay?«
Nur ein Wunder, dass sie nicht einfach an der Tür geklingelt hat und die Jungs mit ihren Reisetaschen hier abliefert, dachte er. Aber dann erinnerte er sich an seine neu gewonnene Reife, schloss die Augen, zählte bis drei und sagte, dass er finde, das klinge nach einem ganz ausgezeichneten Plan.
Als er den Hörer aufgelegt hatte, überlegte er eine Weile, wie er die drei Zimmer einteilen sollte. Beanspruchten die Jungs jeder eines für sich, oder konnten sie zusammen in Saras Zimmer wohnen, wie sie es bisher getan hatten, wenn sie für ein paar Tage bei ihm gewesen wa ren? Sara hatte dann auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen oder bei einer Freundin.
Nun ja, das würde sich schon regeln. Und am nächsten Vormittag musste er die Schule anrufen. In einer Woche sollte er wieder die Verantwortung für einen Zehnjährigen und einen Zwölfjährigen haben – man konnte über das Leben sagen, was man wollte, Abwechslung bot es auf jeden Fall.
Er wählte die Nummer von Eva Backman. Sie war mit der Zubereitung des Essens beschäftigt und bat, in zwei Stunden zurückrufen zu dürfen.
Was sie dann auch tat.
»Ich habe das von der französischen Polizei gehört«, sagte sie.
»Das ist mir schon klar«, sagte Barbarotti.
»Und was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Barbarotti. »Ich begreife es nicht.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Eva Backman. »Und ich mag keine Sachen, die ich nicht begreife.«
»Das kenne ich«, bestätigte Barbarotti. »Für mich ist das Alltagskost.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Eva Backman.
Sie scheint in Hochform zu sein, dachte Barbarotti. »Aber ihr habt an der Heimatfront auch nicht gerade Triumphe eingefahren, wie ich gehört habe«, sagte er. »Oder willst du was anderes behaupten?«
»Das ist ein verdammter Mist«, gab Backman zu. »Ich weiß nicht, warum wir dieses Foto veröffentlicht haben. Hunderter armer Krethi und Plethi sind verdächtigt worden, ein Massenmörder zu sein, das ist das Einzige, was dabei herausgekommen ist. Wenn wir nicht den Richtigen finden, werden sie alle für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt sein.«
»Aber die meisten werden doch ziemlich leicht ein Alibi haben vorweisen können?«
»Ja, natürlich. Aber glaubst du, die Zeitungen veröffentlichen die Namen derjenigen, die gestrichen sind? Kenneth Johansson in Alvesta hat keine fünf Menschen ermordet, ebenso Gustaf Olsson oder Kalle Kula aus Stockholm. Die Forderungen nach Schadensersatz werden noch zehn Jahre lang eintrudeln, glaube mir.«
»Du klingst ein bisschen wütend.«
»Das kannst du schriftlich haben. Ich habe dagesessen und mir sechs Unihockeyspiele angeguckt und darüber nachgedacht.«
»Ach? Hat die Saison schon wieder
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