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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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er.
    »Na, es ist doch nicht ausgeschlossen«, sagte Barbarotti. »Er hat sich die ganze Geschichte nur ausgedacht … ja, nicht das mit den Schweden natürlich, aber das mit dem Mädchen und der Großmutter …«
    »Kannst du mir einen vernünftigen Grund nennen, sich so eine Geschichte auszudenken?«, fragte Tallin und schien plötzlich überhaupt nicht mehr vom Weinkonsum beeinträchtigt zu sein.
    »Überhaupt keinen«, gab Barbarotti zu. »Nein, ich ziehe das zurück. Ich glaube eher an eine der anderen Alternativen.«
    Aber Tallin wollte den Faden noch nicht fallen lassen. »Er sollte also diese fünf Menschen aus irgendeinem anderen Grund getötet haben?«, fragte er. »Einem Grund, den er warum auch immer zu verbergen versucht. Ist es das, was du meinst?«
    »Nein«, sagte Barbarotti. »Ich meine gar nichts. Das klingt ja vollkommen unlogisch.«
    »Aber er muss doch gewusst haben, dass wir das hier überprüfen werden«, fuhr Tallin beharrlich fort.
    »Vielleicht spielt es für ihn überhaupt keine Rolle, dass wir das tun«, sagte Barbarotti.
    Tallin kratzte sich am Kopf. »Meinst du, das macht die Sache verständlicher? Welchen Sinn hat es, eine Geschichte zu erzählen, von der er weiß, dass wir sie platzen lassen werden?«
    »Ich bin ein bisschen betrunken«, sagte Barbarotti. »Und ich habe doch schon gesagt, dass ich eher an Deutsche in einem Wohnmobil glaube. Die haben ihren Verwandten und Freunden erzählt, sie fahren zum Nordkap, und dann drehen sie allen eine lange Nase und machen sich stattdessen in die Bretagne auf. Und hier stoßen sie auf diese Schweden. Wann soll ich noch mal Kommissar werden?«
    »Ich denke, ich gönne mir noch einen Kaffee und einen Cognac«, sagte Tallin.
    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Gunnar Barbarotti.
    Kurz nachdem sie auf dem Flughafen von Quimper am Freitagmorgen
    eingecheckt hatten, klingelte Barbarottis Handy. Es war Doktor Olltman.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    Er suchte nach einer neuen Schweinemetapher, fand aber keine. »Richtig gut«, erklärte er stattdessen. »Ich befinde mich im Augenblick in Frankreich. Ich habe eine Nachricht wegen letztem Freitag hinterlassen, ich hoffe, Sie haben sie bekommen?«
    »Oh ja«, versicherte Olltman. »Ich rufe nur an, weil ich gern einen neuen Termin mit Ihnen vereinbaren würde.«
    »Die Dinge haben sich ein wenig verändert«, sagte Barbarotti.
    »Zum Besseren, hoffe ich?«
    »Zweifellos«, sagte Barbarotti. »Aber ich habe momentan sehr wenig Zeit.«
    »Ich lese immer noch Zeitungen«, erklärte Olltman. »Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder Zeit haben. Ich denke, es wäre gut, wenn wir uns noch ein- oder zweimal sehen könnten.«
    »Auf jeden Fall«, sagte Barbarotti. »Ich werde nächste Woche von mir hören lassen, wenn sich die Dinge etwas beruhigt haben. Aber jetzt muss ich zur Sicherheitskontrolle.«
    »Gute Heimreise«, sagte Olltman.
    »Vielen Dank«, sagte Barbarotti.
    Sich beruhigt haben?, dachte er, als er sein Handy ausschaltete und alles Metall aus den Taschen holte. Doch, hoffen konnte man das ja immer. Aber ich gehöre wohl eher zu der Art, die erst im Grab Ruhe findet, wenn überhaupt.
    Als er eine Minute später Tallin und Morelius zum Gate folgte, erinnerte er sich daran, dass er in einem Taxfreeladen auf dem Charles de Gaulle einen guten Wein kaufen musste.
    Es war schließlich trotz allem Freitag geworden.
    37
    E s dauerte zwei Stunden, den Hummer zuzubereiten, und vier Stunden, ihn aufzuessen. Die ungewöhnlich lange Verzehrzeit erklärte sich damit, dass sie mittendrin eine Pause machten, um sich zu lieben. Das war irgendwie unumgänglich.
    Vieles andere war auch nicht aufzuhalten.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Marianne. »Ich will mit dir zusammenleben.«
    »Dann ist es abgemacht«, sagte Gunnar Barbarotti.
    Marianne lachte. »Diese Worte werde ich nie vergessen«, sagte sie. »Dann ist es abgemacht. Wenn wir in vierzig Jahren Hand in Hand bei Sonnenuntergang an einem Strand entlanggehen, werde ich dich daran erinnern.«
    »Dann bin ich siebenundachtzig«, sagte Gunnar Barbarotti. »Dann werde ich wohl an so einiges erinnert werden müssen. Aber bist du der Meinung, dass wir so richtig heiraten, mit allem Drum und Dran?«
    »Bist du nicht der Meinung?«
    »Oh doch«, versicherte Barbarotti. »Natürlich. Möchtest du noch ein bisschen Wein?«
    Sie waren beim Dessert angelangt. Eis und warme Moltebeeren, mehr nicht, aber der Hummer hatte so viel Zeit in Anspruch genommen, dass er

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