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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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was die Altersbestimmung betrifft … lasst uns sagen, dass das Mädchen zwischen zehn und fünfzehn Jahren alt ist, die Großmutter zwischen fünfzig und achtzig … ja, seid ihr dann meiner Meinung, dass wir eine ausreichend große Sicherheitsmarginalie eingehalten haben?«
    »Zweifellos«, seufzte Tallin. »Und wie viele haben wir dann letztendlich?«
    Leblanc räusperte sich. »Im ganzen Land, ich betone im ganzen Land, haben wir während der aktuellen zweimonatigen Periode, Juli bis August 2002, sechzehn vermisste Frauen im älteren Bereich, die immer noch vermisst sind, und elf Mädchen im jüngeren Bereich.«
    »Und haben wir von allen Namen?«, fragte Barbarotti.
    »Natürlich«, sagte Leblanc. »Aber wir haben keinerlei Familienbande zwischen irgendwelchen dieser Personen, und keines der Mädchen heißt Troaë.«
    Es blieb fünf Sekunden lang still. Kommissar Tallin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte die Decke an. Barbarotti spürte, wie er sich auf die Wange biss, dass es weh tat.
    »Eine Frage«, sagte er. »Bezieht das hier auch Personen mit ein, die von irgendeiner Institution als vermisst gemeldet werden … einer Schule oder Behörde oder so?«
    »Ja«, sagte Leblanc, »die sind mit einbezogen.«
    »Aber«, sagte Barbarotti, »im Prinzip gibt es doch nichts, was besagt, dass das Mädchen und ihre Großmutter sich nicht unter den … wie viele waren es …?«
    »Siebenundzwanzig«, sagte Leblanc.
    »Unter den siebenundzwanzig Personen befinden?«
    »Absolut nichts«, bestätigte Leblanc. »Ich habe Informationen über alle diese Fälle erbeten, ich werde euch das Material nach Schweden schicken, sobald ich es bekommen habe. Wahrscheinlich Anfang nächster Woche.«
    »Merci«, sagte Tallin. »Merci beaucoup.«
    »Nur noch eins«, sagte Barbarotti. »Ich nehme an, dass es eine ganze Menge Leute in Ihrem Land ohne Aufenthaltsgenehmigung gibt. Von denen die Behörden gar nichts wissen.«
    »Wahrscheinlich zwischen einer halben und einer Million«, sagte Leblanc. »Die meisten aus Afrika.«
    »Und wenn einige von diesen …?«
    »Wahrscheinlich nicht«, wehrte Leblanc ab. »Die fallen aus jeder Statistik. Aber das Mädchen und ihre Großmutter, die waren doch sicher nicht schwarz?«
    »Nein«, bestätigte Barbarotti. »Es gibt jedenfalls nichts, was darauf hindeutet.«
    »Araber …?«, fragte Tallin und verzog das Gesicht. »Warum nicht? Das Mädchen war dunkel, das steht mehrmals in den Aufzeichnungen.«
    Wieder wurde es still. Leblanc nahm die Brille ab und putzte sie. Barbarotti warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass es immer noch regnete.
    »Gut«, sagte Tallin auf Schwedisch. »Dann können wir wohl davon ausgehen, dass es hier für uns gelaufen ist.«
    Das wiederholte er sechs Stunden später, nachdem sie in einem Restaurant mit Namen Kerven Mer gegessen hatten. Es lag einen Steinwurf vom Hotel entfernt, und es waren nur er und Barbarotti – Inspektorin Morelius hatte um ein paar Stunden Freizeit gebeten, da sie eine alte Freundin besuchen wollte, die in Brest wohnte –, und sie hatten zwei Flaschen Bourgogne getrunken. Der Wein war vollmundig und gut, aber eine Flasche hätte wohl auch gereicht.
    »Wenn du mir erklären kannst, wie das alles zusammenhängt, dann sorge ich dafür, dass du zum ersten Januar Kommissar wirst«, sagte Tallin. »Verdammt noch mal.«
    Barbarotti war klar, dass es wohl kaum in Tallins Macht stand, etwas in der Art zu organisieren, aber er ließ es dabei bewenden. »Vielen Dank«, sagte er stattdessen. »Ja, das ist wohl gar nicht so schwer. Entweder, das Mädchen und die Großmutter sind in dem Material, das wir nächste Woche bekommen … ganz einfach. Oder aber … ja, oder aber sie waren Touristen in einem Wohnwagen.«
    »Was?«, sagte Tallin.
    »Oder Zigeuner ohne Aufenthaltsberechtigung«, sagte Barbarotti. »Oder Araber, warum eigentlich nicht? Das Mädchen war dunkel, die Großmutter war dunkel. Auch wenn sie nicht schwarz waren.«
    Tallin dachte nach. »Sind das die beiden Alternativen, die dir einfallen?«, fragte er.
    Barbarotti dachte auch nach. »Es gibt natürlich noch eine dritte«, sagte er dann. »Dass er lügt.«
    »Dass er lügt?«, wiederholte Tallin.
    »Ja, dass er sich die ganze Geschichte nur ausgedacht hat. Wenn das Mädchen und die Großmutter überhaupt existieren, so sind sie jedenfalls nicht gestorben.«
    Tallin hob sein Glas und stellte es wieder hin, ohne zu trinken.
    »Was zum Teufel meinst du damit?«, fragte

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