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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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für ein Gerede von Vorhaben und tiefem Gewässer? Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, das hier zu lösen, aber wenn ich bis morgen Abend keine Klarheit habe, dann verlierst du einen Punkt. Hilfst du mir, bekommst du drei. Hörst du, das ist wichtig. Drei Punkte!
    Der Herrgott, der momentan mit acht im Plus stand, antwortete, dass dieses Gebet in höchstem Grade gegen die Regeln verstieß – da es sich um eine laufende Polizeiermittlung handelte, und so etwas war nicht im Deal eingeschlossen –, aber er wollte die Sache dennoch überdenken.
    Wofür Gunnar Barbarotti sich bedankte. Dann fand er auf einem der Kabelkanäle einen alten englischen Film mit Michael Caine. Der begann um zehn Uhr, und bereits um Viertel nach war er auf dem Sofa eingeschlafen.
    38
    W ie soll ich ihn heute wiedererkennen, wenn ich ihn nicht auf den Fotos aus der Bretagne wiedererkannt habe?«, fragte Barbarotti.
    »Es ist nicht das Gesicht, das du wiedererkennen sollst«, erklärte Polizeidirektor Jonnerblad geduldig. »Es ist der Name. Außerdem haben wir nur von wenigen überhaupt ein Foto.«
    »Ich verstehe«, sagte Barbarotti. »Wie geht es deiner Frau?«
    »Meiner Frau?«
    »Tallin hat erzählt, dass sie am Mittwoch operiert werden musste.«
    »Danke der Nachfrage«, sagte Jonnerblad und bekam plötzlich einen neuen, weicheren Ausdruck um Augen und Mund. »Doch, die Operation ist gut verlaufen, aber sie wissen nicht, ob sie alles haben entfernen können.«
    »Ich verstehe«, sagte Barbarotti noch einmal. »Man muss hoffen und bangen. Na gut, dann setze ich mich mit den Listen in mein Büro. Soll ich mit der ersten Prioritätsgruppe anfangen?«
    Jonnerblad wirkte für einen Augenblick desorientiert.
    »Nein«, sagte er dann. »Und du erfährst auch nicht, wer ein Alibi hat und wer nicht. Besser, wenn du ohne alle Voraussetzungen herangehst.«
    Er überreichte ihm ein Bündel Papiere in einer durchsichtigen, weichen Plastikmappe.
    »Glaubst du wirklich immer noch, dass es eine Verbindung zwischen mir und dem Mörder gibt?«, fragte Barbarotti, als er in der Türöffnung stand.
    »Wir können zumindest die Möglichkeit nicht ausschließen.«
    »Um wie viele handelt es sich denn?«
    »Nur fünfhundertfünfzehn«, sagte Jonnerblad. »Wir haben hundertfünfzig Verrückte aussortiert, damit es nicht zu viel für dich wird.«
    »Danke«, sagte Barbarotti.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und ging die Namen zweieinhalb Stunden lang durch. Jonnerblad hatte ihm gesagt, er solle ruhig und methodisch arbeiten, und das tat er auch. Schaute sich die Angaben zu Namen, Geburtsjahr, Wohnort und Beruf an, die ganze Zeit mit den Fotos vom sechsten Mann daneben, und als er endlich fertig war, konnte er konstatieren, dass er wusste, wer die drei Preisträger waren.
    Alle drei lebten in Kymlinge. Einer hatte in der Sportanlage gearbeitet, in der Barbarotti mit großen Pausen immer mal wieder trainiert hatte, einer wohnte im gleichen Treppenaufgang wie er in der Baldersgatan und einer war Polizist.
    Besonders die beiden letzten musste er genauer ansehen. Ein Nachbar und ein Kollege? Was bedeutete das? Ihre Namen waren Tomas Jörnevik beziehungsweise Joakim Möller. Er versuchte sich ihre Gesichter ins Gedächtnis zu rufen und mit denen im Restaurant in Bénodet zu vergleichen, fand aber nicht, dass da viel übereinstimmte. Jörnevik war kräftiger, er meinte sich zu erinnern, dass er ein deutlich runderes Gesicht hatte, und Möller war dunkler, viel dunkler, hatte überhaupt nicht die gleichen Augen, nein, Barbarotti fiel es schwer, irgendwelche Ähnlichkeiten zu finden.
    Dass er überhaupt auf ihre Namen reagiert hatte, lag wohl eher daran, dass beide Personen eine Verbindung zu ihm hatten, und das war ja auch die Absicht gewesen. Das war es, um das Jonnerblad ihn gebeten hatte. Er fragte sich, wer sie wohl gemeldet hatte. Sicher gab es auch darüber irgendwo Aufzeichnungen, aber nicht auf den Listen, die er bekommen hatte. Er versuchte sich daran zu erinnern, was er über Jörnevik und Möller wusste, musste aber bald einsehen, dass es so gut wie nichts war. Beide waren 36 Jahre alt, das stand hinter ihrem Namen; er meinte sich zu erinnern, dass Jörnevik als Taxifahrer arbeite te, sie grüßten sich, wenn sie sich im Treppenhaus trafen, das war eigentlich schon alles. Vielleicht studierte er auch irgendetwas, und Barbarotti meinte zu wissen, dass er allein lebte. Möller arbeitete in der Truppe für Jugendkriminalität, war hauptsächlich mit

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