Eine ganz andere Geschichte
beide im Hotel Kymlinge. Kommissar Asunander befand sich den größten Teil der Zeit ebenfalls vor Ort im Konferenzraum, äußerte sich aber kein einziges Mal. Stand nur in der Ecke, lutschte an seinen Zähnen und überwachte die Veranstaltung, so sah es zumindest aus, mit einem verbitterten, undurchdringlichen Gesichtsausdruck. So sieht man wahrscheinlich bei der Beerdigung seiner Schwiegermutter aus, dachte Barbarotti irgendwann.
Als Erster war Gerichtsmediziner Kallwrangel an der Reihe. Bis vor einem Jahr hatte er Karlsson geheißen, und wie das Registrierungsamt seinen neuen Namen hatte gutheißen können, war eine Frage, die einige im Präsidium heftig beschäftigt hatte. Es war sogar ein Leserbrief in der Mitarbeiterzeitung unter dem Pseudonym Ballwinckel erschienen. Aber nicht die Namensfrage stand dieses Mal auf der Tagesord nung. Kallwrangel erklärte fünfundzwanzig Minuten lang umständlich, was alle im Großen und Ganzen bereits wussten; nämlich dass der sechsunddreißigjährige Erik Bergman früh am Dienstagmorgen unten beim Kymlingebach in Höhe von Tillgrens Gärtnerei in Folge von fünf Messerstichen, von denen mindestens zwei tödlich gewesen waren, gestorben war und dass er vermutlich bereits bewusstlos gewesen war, als es zum letzten Stich kam. Was den Täter betraf, war es nicht möglich, von den Wunden am Körper des Toten sichere Schlussfolgerungen zu ziehen, aber es erschien ziemlich wahrscheinlich, dass der Betreffende eine gewisse Körperstärke besaß, und mindestens ebenso wahrscheinlich, dass er (oder möglicherweise, aber nicht wahrscheinlich, auch eine sie) Rechtshänder war. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Kampf, der Mörder hatte nichts am Körper des Opfers hinterlassen, was dazu dienen konnte, ihn per DNA zu identifizieren. Der Zeitpunkt der Tat konnte eingegrenzt werden zwischen 06.40 und 06.50 Uhr, die Leiche wurde bekanntermaßen um 06.55 Uhr gefunden.
Der weitere Teil von Kallwrangels Ausführungen widmete sich der Frage, wie das Messer Bergmans Körper an den verschiedenen Stellen penetriert hatte, und einer möglichen Einschätzung hinsichtlich des Aussehens des Messers. Einschneidig, gerade Klinge, scharf geschliffen, zwischen fünfzehn und achtzehn Zentimeter lang, höchstens dreieinhalb Zentimeter an der breitesten Stelle breit.
»Typ Küchenmesser?«, wollte Astor Nilsson wissen.
»Typ Küchenmesser«, bestätigte Kallwrangel, und nachdem niemand weitere Fragen hatte, überließ er dem Leiter der Spurensicherung das Wort, der immer noch Carlsson hieß, wenn auch mit C.
Carlsson begann mit einer Beschreibung des Tatortes. Das Ergebnis war ziemlich mager, wie er erklärte. Nichts, was einen Hinweis auf die Identität des Täters hätte geben können, war gefunden worden. Das unbeschnittene Buschwerk, das bis an den Tatort heranwuchs, zeigte an einigen Stellen Zeichen, dass es niedergetrampelt worden war, möglicherweise hatte der Mörder sich dort versteckt gehabt, während er auf sein Opfer wartete, aber mehr war zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Es waren auch keine fremden Partikel auf Bergmans Klei dung gefunden worden – einer kurzen Hose und einem T-Shirt mit einer Reklame für seine Firma Informatex. Vermutlich hatte derjenige, der Erik Bergman ums Leben gebracht hatte, ihn gar nicht berühren müssen. Bis auf die Messerklinge, natürlich. Fünfmal.
Anschließend ging Carlsson zu den beiden Briefen über. Sie befanden sich zwar momentan für eine genauere Analyse im Kriminaltechnischen Labor in Linköping, aber es gab dennoch einiges über sie zu sagen. Es waren keine Fingerabdrücke gefunden worden, weder auf dem Umschlag noch auf dem Brief selbst, und der Briefschreiber hatte auch nicht seinen Speichel benutzt, um die Briefmarke festzumachen, da es eine dieser modernen, selbstklebenden Dinger war. Im Umschlag hatte sich ein winzig kleines Partikelchen befunden, das möglicherweise das Haar einer Katze sein konnte. Oder eher ein kleiner Teil eines Katzenhaares, aber nähere Auskünfte in dieser Sache sollten hoffentlich im Zusammenhang mit dem Bericht aus Linköping eintreffen.
»Eine Katze?«, fragte Gunnar Barbarotti.
»Hm, ja«, sagte Lillieskog. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass dieser Typ von Täter sich ein Haustier hält.«
»Danke«, sagte Barbarotti. »Mach weiter.«
Hauptkommissar Carlsson machte weiter. Papier und Umschlag, die der Mörder benutzt hatte, gehörten zur normalsten Sorte, zumindest in Schweden. Der Stift war vermutlich
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