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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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auf.
    Sieh mal an, dachte Kriminalinspektor Barbarotti. Da ist heute also eine Patience aufgegangen. Schließlich doch noch.
    Vielleicht.
    Am nächsten Morgen traf er bereits am Fahrradständer Eva Back-
    man.
    »Mir ist heute Nacht etwas klar geworden«, gab er zurückhaltend zu.
    Eva Backman nickte. »Mir auch«, sagte sie. »Ich bin zuerst dran. Ich glaube, dass es eine der drei anderen Annas ist, auf die wir uns konzentrieren sollten.«
    »Wie zum Teufel?«, rief Barbarotti.
    »Ja, lass mich erklären«, sagte Backman. »Wenn es nämlich so ist …«
    »Hör auf mit deinen Erklärungen!«, unterbrach Barbarotti sie. »Das ist genau die gleiche Sache, auf die ich auch gekommen bin. Du brauchst gar nicht weiterzureden. Wir können all diese Gespräche abblasen, und wenn es jemanden gibt, den wir beschützen sollten, dann die Annas, die wir gestern nicht gefunden haben.«
    »Nein«, widersprach Eva Backman. »Das geht nicht. Wir können diese armen Frauen nicht noch ein drittes Mal anrufen. Larsson und Killander sollen mit ihnen reden, wir bereiten eine Liste von Fragen vor, schaden kann es ja nicht. Außerdem sind es nur acht. Aber kein Wort von dem Brief. Sie dürfen nicht ahnen, worum es sich handelt.«
    Barbarotti dachte nach. »All right«, sagte er. »Ist vielleicht was dran. Aber du und ich, wir werden uns die übrigen drei vornehmen.«
    Gerade als sie das Gebäude betreten wollten, legte sie ihm für einen Moment die Hand auf den Arm. »Gunnar«, sagte sie. »Ich habe so ein blödes Gefühl im Leib. Ich glaube … ich glaube, das ist ein ungewöhnlich ekliger Typ, mit dem wir es dieses Mal zu tun haben.«
    Er blieb stehen und betrachtete sie. Stellte plötzlich zwei Dinge fest.
    Zum einen hatte er sie noch nie etwas Ähnliches sagen hören.
    Zum anderen hatte sie absolut recht.
    »Sehr gut möglich«, sagte er. »Aber wir werden es auf jeden Fall herauskriegen.«
    Die nicht aufzufindenden Annas schrumpften bereits um Viertel vor neun von drei auf zwei. Polizeianwärter Molin klopfte höflich an Barbarottis Tür und teilte mit, dass er zu einer gewissen Anna Eriksson, 42, Kontakt bekommen habe, die sich mit Ehemann und Kindern auf den Lofoten in Urlaub befand. Es gab offenbar ein wenig Hickhack mit dem Mobilnetz dort oben, aber jetzt saß sie in einem Café in der Hauptstadt Svolvær und hatte offensichtlich Empfang. Was man denn wolle?
    Darauf war Molin nicht näher eingegangen, die Polizei suche nach jemandem ihres Namens, aber da sie ja momentan nicht daheim in Kymlinge sei, könne sie nicht die Betreffende sein.
    Das konnte man doch wohl voraussetzen?, wollte Molin wissen. Dass es nicht die Anna war, um die es ging. Barbarotti erwiderte, dass er das denke, und bedankte sich. Der Anwärter verschwand wieder auf dem Flur.
    Blieben noch zwei.
    Die eine war eine Anna Eriksson aus dem Grimstalundsvägen 32. Sie war sechsundfünfzig Jahre alt, geschieden, mit zwei erwachsenen Kindern, lebte allein, arbeitete normalerweise als biomedizinische Assistentin im Krankenhaus, befand sich jetzt aber in ihrer dritten Urlaubswoche und hatte noch eine vor sich. Sie hatte ein Handy, war aber seit zwei Tagen nicht mehr drangegangen.
    Anna Eriksson Nummer zwei war vierunddreißig Jahre alt und hatte ihre Adresse in der Skolgatan 15. Laut Informationen arbeitete sie in einem Werbebüro, das Sfinx hieß, das jedoch bis Anfang August geschlossen hatte. Sie war nicht verheiratet, und da ihre Wohnung nur ein Zimmer hatte und knapp vierzig Quadratmeter maß, konnte man annehmen, dass sie allein lebte.
    »Skolgatan 15 ist ja nur drei Minuten von hier«, stellte Eva Backman fest, die die letzte halbe Stunde bei ihm im Büro gehockt hatte. »Ich geh mal rüber und frag bei den Nachbarn nach. Empfiehlt sich wahrscheinlich zu tun, bevor sie aufs Land abhauen.«
    Gunnar Barbarotti nickte und warf einen Blick aus dem Fenster.
    Sie hatte recht. Es eilte.
    »Tu das«, sagte er. »Aber ich nehme an, dass es ein wenig zu früh ist für eine Hausdurchsuchung?«
    »Vielleicht ist sie ja zu Hause?«, erwiderte Eva Backman optimistisch. »Vielleicht haben wir nur eine alte Telefonnummer. Ich mache anschließend mit Grimstalundsvägen weiter, oder?«
    »Tu das«, wiederholte Barbarotti und krempelte die Hemdsärmel hoch. »Ich halte so lange hier die Stellung.«
    Wie sich erwies, bedeutete dies an diesem Vormittag drei Stunden währende Besprechungen und Berichte. Sowohl Astor Nilsson als auch Profiler Lillieskog waren dabei, offenbar wohnten sie

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