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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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geben, nur weil er den Brief geöffnet und den Text gelesen hatte, bevor er ihn auf dem Tisch des hohen Vorgesetzten abgeliefert hatte.
    So what?, dachte Barbarotti, holte eine Plastiktüte und ließ den hellblauen Umschlag hineingleiten. Ich will doch sowieso den Job wechseln und nach Helsingborg ziehen, und außerdem öffne ich meine Post immer noch selbst. Das ist ein Menschenrecht.
    Er zog sich die Handschuhe aus und wickelte ein Gummiband um die Plastiktüte. Dann tippte er Jonnerblads Handynummer ein.
    »Esse gerade«, informierte dieser. »Kann es warten?«
    »Ich denke nicht«, antwortete Barbarotti.
    »Nein?«, fragte Jonnerblad nach.
    »Ich habe gerade einen neuen Brief gekriegt. Er behauptet, dass Hans Andersson ihm egal ist. Jetzt geht es um Henrik und Katarina Malmgren.«
    »Du hast ihn geöffnet?«, fragte Jonnerblad.
    »Richtig«, bestätigte Barbarotti. »Er war an mich adressiert.«
    »Scheiße«, sagte Jonnerblad und kaute zu Ende.
    Gunnar Barbarotti wartete. Karotten, tippte er. Ganze oder in Scheiben, nicht geraspelt.
    »Also gleich zwei?«
    »Stimmt genau«, bestätigte Barbarotti. »Und sie heißen Malmgren, alle beide.«
    »Ja, dann sieh zu, dass du herkommst, Mann«, sagte Jonnerblad. »Wir sehen uns in meinem Büro in zehn Minuten.«
    »Verstanden«, sagte Inspektor Barbarotti.
    Aber Jonnerblad drückte das Gespräch noch nicht weg. »Übrigens«, fügte er hinzu. »Sicherheitshalber … sag noch nichts von diesem Brief … ich meine, zu sonst jemandem, lass mich und Tallin erst mal einen Blick draufwerfen.«
    »Ich dachte, wir wären uns einig, dass es der Mörder war, der dem Expressen den Tipp gegeben hat?«
    »Gut möglich«, sagte Jonnerblad. »Ich meine ja auch nur, zunächst einmal. Wäre dumm, irgendein Risiko einzugehen, außerdem ist um zwei Uhr die Pressekonferenz. Du bist doch auch der Meinung, dass wir das auf keinen Fall veröffentlichen sollen?«
    Gunnar Barbarotti überlegte.
    »Es ist ja möglich, dass Herr Persson bereits informiert ist«, sagte er dann.
    »Da ist was dran«, seufzte Hauptkommissar Jonnerblad. »Auf jeden Fall werde ich mir Herrn Persson nach der Pressekonferenz vornehmen. Gut, dann sehen wir uns in ein paar Minuten, ja?«
    »Ich bin bereits auf dem Weg«, versicherte Inspektor Barbarotti.

    18
    L etztendlich war es ein Quintett, das sich im Konferenzraum versammelte, um am jüngsten Schachzug des Mörders teilzuhaben. Neben Barbarotti, Tallin und Jonnerblad fanden sich außerdem Astor Nils-son und Eva Backman ein, und Gunnar Barbarotti vermutete, dass der Ermittlungsleiter in den wenigen Minuten, die seit ihrem Telefongespräch vergangen waren, hatte nachdenken können.
    Nachdenken und einsehen, dass Gedankenstärke und -breite in der momentanen Lage vermutlich wichtiger waren als Vertraulichkeit. Der Brieftext wurde unter verkniffenem Schweigen sorgfältig betrachtet. Astor Nilsson war der Erste, der ihn kommentierte.
    »Infernalisch«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«, fragte Tallin.
    »Ich meine ungefähr: teuflisch ausgeklügelt«, sagte Astor Nilsson. »Wir werden gezwungen, nach seiner Pfeife zu tanzen wie … ja, wie Flöhe in so einem blöden Flohzirkus.«
    »Erkläre das genauer«, bat Jonnerblad und begann an einem Fleck auf seinem Hemd zu reiben, den er sich offenbar beim Mittagessen zugezogen hatte.
    »Gerne«, sagte Astor Nilsson. »Als Erstes: Was machen wir mit Hans Andersson? Angenommen, wir brechen die Überwachung ab, und er ermordet trotzdem einen von ihnen. Angenommen, er berichtet alles dem Expressen. Wie stehen wir dann da?«
    »Mit dem Rücken zur Wand«, sagte Eva Backman.
    »Ganz genau. Der Mörder hat gesagt, die Bullen könnten die Bewachung einstellen, und diese Dummköpfe haben ihm auch noch geglaubt! Ich denke nicht, dass man besonders viel Phantasie braucht, um …«
    »Danke, das reicht«, sagte Jonnerblad. »Wir halten die Überwachung aufrecht, zumindest einmal für den Anfang. Natürlich. Aber unsere höchste Priorität im Augenblick gilt dennoch der Identifizierung von … wie hießen sie noch? Henrik und Katarina Malmgren?«
    »Genau«, bestätigte Barbarotti.
    »Es sind also zwei, und sie hängen anscheinend in irgendeiner Weise zusammen. Vielleicht ein Ehepaar oder Geschwister, und wenn es so eine Verbindung gibt, dürfte es nicht so schwer sein, die Richtigen zu finden. Hoffentlich gibt es nur eine Alternative, oder was meint ihr?«
    »Wenn wir Glück haben«, sagte Astor Nilsson. »Malmgren sollte ja zumindest

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