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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sehr wichtig für mich, und sie ist der einzige extrovertierte Mensch, den ich je ertragen habe.«
    Ich glaube, er hat Sie sehr geliebt. Er hat mit dem Stolz über Sie geredet, mit dem man etwas Kostbares enthüllt, das man sehr lange für sich behalten hat, weil es in seiner Zerbrechlichkeit leiden könnte.
    Ihre Adresse steht deutlich auf dem Umschlag, wie Sie sehen, Beweis dafür, dass mein Vater mir nichts vormachen wollte. Ich bin froh, dass ich den Umschlag persönlich bei Ihnen abgegeben habe. Mein Verhältnis zu meinem Vater war von blindem Vertrauen bestimmt. Was wir füreinander empfunden haben, ging weit über die gewöhnlichen Beziehungen zwischen Vätern und Töchtern hinaus. Ich bin mir sicher, dass es das Cello war - unser Vermittler in dem besonderen Zwiegespräch von Musikern -, das die Schüchternheit überwunden und mit seinen Klängen etliche unterlassene Umarmungen ersetzt hat. Manchmal spürte
ich ein unmerkliches Schuldgefühl mir gegenüber, ohne den Grund dafür zu verstehen. Erst als ich Ihre Briefe las, begriff ich. Sie waren geschrieben worden, als ich wenige Monate alt war und ihren Adressaten nur als einen über mein Bettchen gebeugten Schatten wahrgenommen habe.
    Ich habe Sie sofort gemocht, Signora, obwohl ich von überwältigender Eifersucht gepackt wurde. Hoffentlich finden Sie es nicht kindisch, wenn ich Sie bitte, mich nun, da sich unsere Schicksalswege gekreuzt haben, nicht mehr zu vergessen. Ich werde Sie bald besuchen.
    In Zuneigung und Verehrung,
    Lucrezia
    Der Brief war mit Füllfederhalter geschrieben, Gabriella. Ein Experte hätte hinter diesen strengen, männlichen Zeichen einen Mont Blanc erkannt, vielleicht seinen »Leonard Bernstein«.
    Costanza, meine große Liebe, zum ersten Mal verwende ich Dir gegenüber das Wort »Liebe«, auch wenn ich es in ein posthumes Bekenntnis verbanne. Du hast es vom ersten Tag an benutzt. Ich habe Lucrezia gebeten, Dir diesen Brief hier erst nach meinem Tod auszuhändigen. Ein paar Stunden sind seit unserem letzten Treffen vergangen. Der Zufall hat es organisiert und mich jetzt - nach allzu vielen Jahren!, wirst Du sagen
- zu diesem Blatt Papier getrieben, um aufzuschreiben, was ich stets eifersüchtig in meinem Innern bewahrt habe. Du wirst denken, dass ich bis zum letzten Moment feige war, weil ich gewartet habe, bis Du nicht mehr antworten kannst. Meinen müden Sinnen erscheint es unangemessen, heute Nacht zu schlafen. Ich habe nie gesagt »Ich liebe dich«, meine kleine Costanza (darf ich Dich noch einmal so nennen?), nicht einmal, als diese Worte zwingend und unvermeidlich gewesen wären. Ich tue es jetzt, wohl wissend, dass es noch nicht zu spät ist.
    Damals war das Leben für Dich nicht jenes, das man lebt, sondern jenes, das man sich erträumt. Und wünscht. Ich habe Dich geliebt seit dem Tag, an dem Du mir über den Weg gelaufen bist und mich mit Deinen pechschwarzen Augen verführt hast, diesen Augen, die auch in Momenten der Wut noch lachen. Ich weiß, dass Dir diese Worte leer vorkommen müssen, und noch heute wirst Du Dich fragen, warum ich es so verzweifelt vermieden habe zuzugeben, dass dieses schwankende, verwirrende Gefühl Liebe war. Du hast Großes von mir verlangt, und ich habe es Dir, von wenigen Momenten mal abgesehen, nicht geben können. Egoistisch habe ich unsere Geschichte in meinem Innern ausgelebt. Du bist in mein Leben getreten, hast mich bei der Hand genommen, hast an meine tiefsten Geheimnisse gerührt und mit schurkischer Hinterlist, unbeeindruckt von meinem Schweigen, tausend Worte aus mir herausgelockt. Oft habe ich Dir gegenüber ein Gefühl verspürt, das Du verachtest: Dankbarkeit. Ich war Dir dankbar, weil Du in
mir eine Welt entdeckt hast, die ich niemandem offenbaren wollte. Und Du hast das nicht ausgenutzt. Erst im Alter habe ich meine romantische Ader vor mir selbst rechtfertigen können. Ich habe die Ratschläge der von mir geliebten Komponisten befolgt und mich von ihnen durchdringen lassen. Deine forsche Beherrschung einer Sprache der Liebe hat mich irritiert. Ich habe Dich beneidet um Deine natürliche Fähigkeit, Dich gehen zu lassen, in allem die Poesie zu sehen, die Liebe auf eine nahezu unverschämte Weise zum Ausdruck zu bringen. Deine Tiefe war schmerzhaft. Ich fühlte mich beobachtet wie ein heimlicher Narziss, wenn Du Dich in mir gespiegelt hast.
    Meine Geliebte, Dein größtes Geschenk war der Mut, die Melancholie zu riskieren. Du hast akzeptiert, dass der Stolz der Liebe Dich einsamer

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