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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erschreckend lange Schlangen eingereiht und stundenlang in Reih und Glied ausgeharrt. Erst wenn sie ihr Andenken bekommen hatten, sind sie gegangen. Vor allem Autogramme von Dirigenten und Opernsängern haben größte Begeisterung bei ihnen ausgelöst.
    »In diesem Theater habe ich Ihren Vater kennen gelernt,
Lucrezia. Ich habe ihn geliebt. Vermutlich habe ich nie aufgehört, ihn zu lieben.«
    Der Übergang ins Private, auf den sich nichts erwidern ließ, untergrub ihre anfängliche Sicherheit. Das brachte zumindest ihr Körper zum Ausdruck. Die cremefarbene Seidenbluse schien etwas von ihrer tadellosen Weichheit einzubüßen, und in ihrem Gesicht entdeckte ich plötzlich eine Falte, genau dort, mitten auf der Stirn. Vielleicht kam es mir nur so vor, aber warum sollte sie sonst nervös die Tasse in den Händen herumdrehen, statt sie an die Lippen zu führen? Möglicherweise suchte sie nach einem Vorwand, um sich zu verabschieden. Ausgerechnet dieser Frau dieses unveröffentlichte Kapitel aus dem Leben ihres Vaters zu enthüllen, hatte etwas Berauschendes. Als würde sich die Vergangenheit an der Gegenwart rächen, einer Gegenwart, die von der Jugend dieser Frau geprägt war.
    »Unsere Liebe hätte Anlass zu Gerede gegeben. Es war eine Liebe jenseits von Ehe und Familie. Jenseits von allem. Viele hätten sie verurteilt. Ich war stolz darauf, auch wenn ich ihm das nie gestanden habe.«
    In diesem Moment hätte uns jeder für eine Gymnasiallehrerin mit ihrer Lieblingsschülerin gehalten. Eine junge Frau stattete einer älteren Dame einen Höflichkeitsbesuch ab, nachdem man in der Schule einst turbulente Zeiten miteinander erlebt hatte. Oder waren wir nicht vielmehr zwei Frauen, die sich um denselben Mann stritten, einen Mann, der inzwischen gestorben war und einen Trümmerhaufen hinterlassen hatte?

    »Liebe ist immer gleichbedeutend mit Katastrophe, liebe Lucrezia. Sie hält besonders dann ein Leben lang, wenn sie nicht mit gleicher Heftigkeit erwidert wird. Man wartet darauf, dass die Zeit das Verlangen abmildert. Stattdessen wächst es. Wie Tumorzellen. Bis es dich tötet.«
    Was ich mir da so zusammengeredet habe, war von einer langweiligen Altersweisheit, dabei habe ich mich so schutzlos gefühlt wie ein Kind. Mir war auch bewusst, dass ich in den Augen dieses vornehmen Fräuleins wenig glaubwürdig war. Ich habe mich lächerlich gemacht, denn abgesehen von den Falten war es ziemlich schwierig, die Umrisse dieser Geschichte zu fassen zu bekommen. Lucrezias Besuch hat eine Vergangenheit aufgewühlt, die ich längst begraben zu haben glaubte.
    »Ich habe die Schachtel rein zufällig gefunden, Signora. Ein paar Briefe habe ich gelesen. Dann habe ich aufgehört, weil mir klar wurde, dass ich sie nicht behalten darf. Die Schachtel gehört Ihnen. Bestimmt freut es Sie, wenn Sie die Briefe zurückbekommen.«
    Eine posthume Entschädigung, dachte ich, als mir Lucrezia eine Metallschachtel reichte. Sie war rot lackiert und an den Seiten verbeult. Einst hatte sie bestimmt köstliches Teegebäck enthalten, Du weißt schon, Kekse zu dieser Art von Tee, wie wir ihn uns erst im fortgeschrittenen Alter geleistet haben. Sie sah mir ohne jede Spur von Milde in die Augen, fast provozierend, kannst Du Dir das vorstellen?
    »Ich habe ihm ständig geschrieben«, habe ich gesagt und die Stimme gesenkt. Das ganze Papier, dieser Beweis
für meinen emotionalen Überschwang, ließ mich verlegen werden. »In manchen Phasen sogar täglich. Ich habe mich über bedeutungslose Ereignisse und nebensächliche Episoden ausgelassen, um die Leere zu füllen, weil die Zeiten der Abwesenheit zunehmend das Drehbuch unserer Schule der Liebe bestimmten. Die Briefe sind der Ausschuss stürmischer, leidenschaftlicher Tage, die ich ohne ihn verbracht habe. Vermutlich wollte ich nicht vergessen werden. Er hat selten auf meine Briefe geantwortet, aber in den ersten Monaten hatte ich kein Problem damit.«
    »Er hat sich für Bücher und Musik begeistert. Seinem Wesen nach war er träge. Sie strömen über, Signora.«
    Wieso sollte ich mich von einer Dreißigjährigen belehren lassen? Da saß sie vor mir, war vom Himmel gefallen, ohne dass irgendjemand sie dazu aufgefordert hätte.
    Immer noch so impulsiv wie eh und je, wirst Du denken. Ich muss Dich gar nicht vor mir haben, um mir Deinen verärgerten Gesichtsausdruck vorzustellen, wenn Du diese Worte liest. Du hättest Dir Zeit gelassen, ich weiß. Du hättest auf ihren Brief vielleicht mit einer förmlichen

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