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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einen Feind zu verteidigen. Sie zog sich zurück und kultivierte eine gewisse Unsicherheit, um Zugang zu mir zu finden. Sie wollte mir um jeden Preis vertrauen. Ich wiederum fühlte
mich von ihrer stolzen Kälte angezogen. Ihre Verteidigungshaltung war eine Herausforderung für mich. Würde ich sie durchbrechen können?
    Spannung lag in der Luft, die immer schwerer wurde, während diese Frau in träger Erwartung ihre Hände auf die Armlehnen meines Sofas legte. Ihr Körper sprach, ohne dass es ihr bewusst war. Die Beine mit den dezenten Muskeln waren in leichte schwarze Wollstrümpfe gehüllt. »Zu lang«, dachte ich, »wie die ihres Vaters.« Der hatte nie gewusst, wo er sie in der Eisenbahn, im Flugzeug, im Kino, überall, wo kein Platz für vorspringende Knie vorgesehen war, unterbringen sollte. Die Strickjacke, ebenfalls schwarz, fiel weich herab und verhüllte, was an diesem schlanken, nervösen Körper möglicherweise nicht perfekt war. Elegant war sie. Von schlichter Eleganz. Auch das eine ererbte Tugend. Die leichten Gamsledermokassins hatte sie ausgezogen, um es sich wie eine Katze auf dem Sofa bequem zu machen, wohlig von der Wärme der Worte und des Kaminfeuers, das ich Annette anzuzünden gebeten hatte. Der große Steinkamin ist eine verlässliche Attraktion im Wohnzimmer, und ich habe ihn über und über mit Fotos meiner Enkel aus sämtlichen erinnerungswürdigen Lebensphasen geschmückt. Der Blick des Objektivs hat sie bei den ersten Schritten am Meer festgehalten oder wenn sie im Kinderstühlchen saßen und schrien, den Mund mit fadem Brei verschmiert, dann hoch oben auf dem Arm der Mutter oder auf Mattias starken Schultern. Ein Panorama der Liebe. Auch Du stehst auf dem Kamin. Mit mir natürlich. Jung und hübsch, die Augen
voller Hoffnung. Auf Deine strahlend blauen Augen war ich immer neidisch, wusstest Du das? Vergeblich habe ich auf den richtigen Moment gewartet, um es Dir zu sagen, ohne wie eine Idiotin oder eine neidische Freundin auszusehen. Das sind die Schlimmsten. Ich hatte eine Überraschung für sie vorbereitet, ein Tonband, das seit dem letzten Umzug in der Schreibtischschublade verschlossen war.
    »Lucrezia, ich möchte Ihnen etwas vorspielen.«
    Es war die Aufnahme von seiner Diplomprüfung am Konservatorium, die fünfte Cellosuite in c-moll von Johann Sebastian Bach. Eine ältere Sekretärin hatte sie freundlicherweise aus dem Archiv hervorgekramt. Dieses Fundstück hatte ihm sehr am Herzen gelegen, es war ein regelrechter Fetisch für ihn. Neunzehn war er damals gewesen. An meinem zweiundvierzigsten Geburtstag hat er mir das Band feierlich überreicht, das einzige Exemplar. Er sagte, in diese Klänge sei das Geschenk unserer Begegnung eingeschlossen. Jetzt hörte ich wieder diesen unbestimmten fiebrigen Ton seines Cellos, und er kam mir fern vor, glanzlos, dunkel. Und doch hat es mich berührt, dieses so kostbare Geschenk in den Händen zu halten. Nein, ich habe nicht geweint, Gabriella. Wie eine Seiltänzerin der Gefühle habe ich es geschafft, die dummen Seelenseufzer herunterzuschlucken. Nicht alle Erinnerungen bewahren ihre ursprüngliche Macht. Für mich ist es ein Segen, dass ich mich allmählich davon befreien kann.
    Von der herumirrenden Melodie aus einer anderen Zeit abgelenkt, hatte ich gar nicht gemerkt, dass sich auf Lucrezias
Gesicht große Tränen angesammelt hatten und ihr unbemerkt über die durchscheinende Haut liefen. Die Zärtlichkeit, die sich all die Stunden in ihrem Herzen verkrochen hatte, brach sich nun Bahn. Die schwarzen Haare fielen ihr auf die Schultern und hatten die Fasson verloren. Ich verspürte das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen, ich, die ich so klein bin und doch so groß darin, vollkommen unvermittelt in Tränen auszubrechen. Stattdessen habe ich wie ein Wasserfall geredet. Wie in Situationen, wenn ich das Geschrei kleiner Kinder nicht zu deuten weiß und vor Verlegenheit wie gelähmt bin.
    »Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee? Heiße Schokolade? Einen Keks? Eine Zigarette?«
    Was konnte ich ihr schon anbieten, Gabriella, um sie diese Tränen vergessen zu machen? Ein Glas Wasser etwa? Wenn irgendetwas nicht gut läuft, bietet man den Menschen ein Glas Wasser an. Als hätte diese farblose Flüssigkeit die Macht, alles Leiden fortzuspülen.
    Mir ist nichts Besseres eingefallen, als die Schachtel zu öffnen, obwohl mir immer noch nicht klar war, ob ich die rechtmäßige Besitzerin bin. Wenn man einen Brief abschickt, gehört er einem im Prinzip

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