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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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seiner seltsamen Stimmung. Möglicherweise lag das Problem in dem Wort »offenkundig«. Möge Gott verhüten, dass er schöner Frauen müde wurde, die genau wussten, was sie von ihm wollten. Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Heute Abend nicht, Herzchen.«
    Wie erwartet, nahm sie die Abfuhr anstandslos hin und drückte seinen Arm. »So melancholisch? Würde dich eine meiner Freundinnen aufheitern? Sie ist neu in der Stadt, ein echter Rotschopf, groß wie ein Gardegrenadier, mit Beinen wie eine Vollblutstute.«
    Großer Gott, was war los mit ihm? Interessierte ihn nicht einmal eine frisch in der Hauptstadt eingetroffene Amazone? »Vielleicht ein anderes Mal.«
    Katie schaute ihn prüfend an. Aber sie kannte ihn gut genug und stellte keine Fragen. Nach ein paar Bemerkungen über den neuesten Skandal schlenderte sie mit wiegenden Hüften davon.
    Eine halbe Stunde lang versuchte er noch, sich einzureden, der Ball würde ihn amüsieren, ohne Erfolg. Schließlich reichte er sein Glas einem Diener, der gerade an ihm vorbeiging – wahrscheinlich ein arbeitsloser Schauspieler. Überwältigt von der Sehnsucht nach frischer Luft, beschloss er ins Freie zu flüchten.
    Fast immer verbrachte er den Sommer in der Hauptstadt, anders als der Großteil der vornehmen Gesellschaft, und nutzte die gesellschaftliche Flaute, um liegen gebliebene parlamentarische Arbeit zu erledigen. Er fragte sich, ob er dieses Jahr auf seinem grandiosen düsteren Landsitz Vesey Hall besser aufgehoben wäre. Er hasste das alte Haus. Aber London passte nicht zu seiner derzeitigen unerklärlichen Gemütslage.
    In einiger Entfernung sah er eine rothaarige Kurtisane, die den kleinen, dicken, offenbar hingerissenen Lord Ferris überragte. Wie immer hatte Katie recht, das Mädchen sah spektakulär aus und erregte Ashcrofts Aufmerksamkeit – sein Interesse allerdings nicht.
    Höchste Zeit, nach Hause zu fahren und diese unwillkommene Stimmung abzuschütteln. Er nickte zwei Bekannten zu, die genau wie er unmaskiert waren, und bahnte sich durch die Menschenmenge einen Weg zur Tür. Ziemlich schwierig, weil mehr Leute herein- als hinausströmten. Ashcroft verdrängte den Gedanken, dass es geradezu peinlich früh war, um sein Bett aufzusuchen. Zumal er allein war.
    Trotz seiner Größe, Muskelkraft und schieren verdammten Arroganz geriet er in ein dichtes Gedränge, das es ihm unmöglich machte, weiterzugehen oder zurückzuweichen. Sein Blick fiel auf die Frau, die ihm gegenüberstand. Groß. Anmutig. Und erschreckend vertraut.
    »Lord Ashcroft.«
    Wie parfümiertes Öl glitt ihre Stimme über seine Haut. Auf welche Weise sie in diesem Getümmel eine solche Wirkung ausübte, war ihm rätselhaft. Sofort verflog der Unmut, der ihn den ganzen Abend gepeinigt hatte.
    In seinem Herzen pochte ein einziges Wort. Mein. Mein. Mein. Eine elementare Reaktion, als würde ein hungriger Löwe eine Antilope wittern.
    Aber diese Antilope duftete nach frisch geernteten Äpfeln.
    »Diana.« Ausgerechnet er, für seine Eloquenz bekannt, fand keine Worte. Sein Blick verschlang ihr Gesicht. Immerhin funktionierte sein Verstand einigermaßen, sodass er sich fragte, warum er sie inmitten so vieler Hundert Frauen wiedererkannte. Ihre schwarzgoldene protzige Maske verdeckte einen Großteil ihrer Züge. Mysteriöserweise waren die Augen fast verborgen. Aber er sah die rosigen, feuchten Lippen. Die würde er kosten, selbst wenn es seinen Tod bedeutete …
    Und er wollte diesen Mund auf seinem Körper spüren.
    »Also wissen Sie, wer ich bin?« Sein gelassenes, kühles Gegenüber schien nicht erstaunt.
    »Ja.« Verdammt, er musste seine Zunge lockern, bevor Diana merkte, wie sehr sie ihn verwirrte. Und er musste seine Zunge lockern, damit sie mit ihrer spielen konnte … Lustvolle Bilder wirbelten durch seinen Kopf und erregten ihn. »Was suchen Sie hier?«
    Schweigend und unbewegt stand sie im Gewühl. Fürchtete sie sich? Bei der ersten Begegnung hatte sie kein bisschen ängstlich gewirkt. Und dann – zu seiner Verblüffung und widerstrebenden Bewunderung – schenkte sie ihm ein selbstsicheres Lächeln. Herausfordernd funkelten ihre Augen hinter den winzigen Schlitzen der Maske. »Oh, Sie natürlich, Mylord.«
    Ihre Kühnheit brachte seine mühsam errungene Selbstbeherrschung ins Wanken. »Eigentlich dachte ich, wir hätten unsere Geschäfte von zwei Tagen erledigt, Madam.«
    »Nur ein Scharmützel habe ich verloren, Mylord, keinen Krieg.«
    Wieder einmal warnten ihn seine Instinkte vor

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