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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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Wahlrecht für Frauen ab 30 Jahren eingeführt, und mit dem «Equal Franchise Act» wurde das Wahlrecht 1928 auf alle Frauen ab 21 Jahren erweitert; es galten nun die gleichen Gesetze für Frauen und Männer. Und hundert Jahre, nachdem unsere Münze mit der Inschrift VOTES FOR WOMEN versehen worden war, gab die britische Regierung anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der WSPU eine 50-Pence-Münze aus: auf der einen Seite die Königin, eine Frau, und auf der anderen ebenfalls eine Frau – eine Suffragette, die sich an einen Zaun gekettet hat, ein Plakat neben sich, das die diesmal rechtmäßig auf die Münze geprägten Worte trägt: GIVE WOMEN THE VOTE.

Teil XX
Die Welt, die wir geschaffen haben
(1914–2010 n. Chr.)
    Im 20. Jahrhundert und
zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es so
viele Kriege, so einschneidende gesellschaftliche
Veränderungen und so rasante wissenschaftliche Fortschritte
wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Technische
Neuerungen machten es möglich, dass mehr Objekte produziert und
von den Menschen in Gebrauch genommen wurden als je zuvor, und in
der Folge veränderte sich die Art, wie wir miteinander und mit der
materiellen Welt in Beziehung treten. Aber viele der produzierten Objekte
sind, insbesondere seit der Erfindung des Kunststoffs, kurzlebige Wegwerf-
artikel, was der Frage nach unserem Umgang mit der Natur und den
weltweiten Ressourcen Dringlichkeit verliehen hat. Für das letzte
Jahrhundert gilt das Gleiche wie für die nahezu zwei Millionen Jahre
davor: Wie alles, was die Menschen in fast zwei Millionen Jahren
schufen, offenbaren die Objekte, die wir im letzten Jahrhundert
produziert haben, unsere Interessen, unsere Kreativität
und unser Streben und werden auch kommenden
Generationen davon erzählen.



96
Revolutionsteller
    Porzellanteller, aus St. Petersburg, Russland
Bemalt 1921 n. Chr.
    «Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
    die stets man noch zum Hungern zwingt!
    Das Recht wie Glut im Kraterherde
    nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
    Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
    Heer der Sklaven, wache auf!
    Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
    Alles zu werden, strömt zuhauf!»
    Das ist die erste Strophe der «Internationale», des Kampflieds der sozialistischen Arbeiterbewegung, dessen Text 1871 in Frankreich geschrieben wurde. In Russland machten die Bolschewiken die Internationale in der Oktoberrevolution 1917 zu ihrer Hymne, und in den 1920er Jahren wurde sie zur Nationalhymne der neu gegründeten Sowjetunion. Im französischen Originaltext wird die freudige Erwartung einer bevorstehenden Revolution besungen, aber die Bolschewiken machten in ihrer Übersetzung aus dem Futur die Gegenwartsform – die Revolution war bereits im Gange, zumindest theoretisch hatte das Proletariat die Herrschaft übernommen.
    In diesem Buch sind wir immer wieder Herrscherpersönlichkeiten begegnet, von Ramses II. und Alexander dem Großen bis zum Oba von Benin und König Eduard VII. – aber hier haben wir es mit einer anderen Form von Herrschaft zu tun, das «Wir» ist an die Stelle des «Ich» getreten, nicht ein Individuum, sondern eine ganze Klasse regiert. In Russland sehen wir nun die Macht des Volkes odervielmehr die Diktatur des Proletariats. Das Objekt, das hier vorgestellt wird, ist ein bemalter Porzellanteller, der die Revolution und die neue herrschende Klasse glorifiziert. Auf dem in kontrastreichem Orange, Rot, Schwarz und Weiß gehaltenen Bild ist eine Fabrik zu sehen, die vor Energie und Produktivität nur so strahlt, während ein Proletarier im Vordergrund der Zukunft entgegenschreitet. Siebzig Jahre Kommunismus nehmen ihren Lauf.
    Das 20. Jahrhundert war beherrscht von Ideologien und Kriegen: zwei Weltkriege, Kämpfe gegen die Kolonialherrschaft und Bürgerkriege nach der Überwindung derselben, Faschismus in Europa, Militärdiktaturen rund um den Erdball und die Russische Revolution. Der eigentliche Kampf der Ideologien, der sich fast durch das gesamte Jahrhundert zog, wurde zwischen der freiheitlichen Demokratie einerseits und dem zentralistischen System andererseits ausgefochten. In dem Jahr, in dem unser Teller bemalt wurde, 1921, hatten die Bolschewisten bereits auf der Grundlage der marxistischen Klassen- und Wirtschaftstheorie ein neues politisches System errichtet und schickten sich an, eine neue Welt zu erschaffen. Es war eine Herkules-Aufgabe – das Land hatte im Ersten Weltkrieg eine vernichtende Niederlage erlitten, und das neue Regime war

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