Eine Geschichte von Liebe und Feuer
Griechenland, lag auf dem Weg der Flammen.
O bwohl klar geworden war, dass sich dieses Feuer zu einem Desaster für die Stadt entwickelte, glaubte er im mer noch, für ihn, Konstantinos Komninos, würde keine Katastrophe daraus entstehen. Auch wenn die billigen Holzkonstruktionen im Rest der Stadt in Flammen aufgingen, würde das massive Lagerhaus, das er aus Stahl und Ziegeln hatte bauen lassen, den Brand überstehen.
Konstantinos packte den Arm seines Bruders. Sie mussten schnell zur Villa. Als sie dort ankamen, saà Olga bleich und mit dunklen Ringen unter den Augen in der Diele. Das winzige Baby hielt sie fest an die Brust gedrückt. Pavlina, eine Tasche in jeder Hand, stand neben ihr. Beide waren in Tränen aufgelöst, aber Erleichterung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab, als Konstantinos und Leonidas auftauchten.
»Wir müssen sofort weg hier!«, sagte Konstantinos barsch und scheuchte sie auf die StraÃe hinaus.
So schnell sie konnten, hasteten sie die Promenade entlang. Das Neugeborene spürte inmitten all der Aufregung nur die Wärme in den Armen seiner Mutter und ihr heftig klopfendes Herz.
Die griechische Armee benutzte die wenigen Löschfahrzeuge, um gegen einige Feuerherde vorzugehen, aber es war ebenso zwecklos, wie einen Kübel Wasser auf einen Waldbrand zu schütten. An erster Stelle stand jetzt, die Einwohner Thessalonikis in Sicherheit zu bringen.
Menschen jeglicher Herkunft hatten sich in einem Gebiet östlich des WeiÃen Turms versammelt, und Dutzende Fahrzeuge brachten sie aus der brennenden Stadt hinaus. Andere flüchteten auf Booten. Wohin, wusste niemand. Hauptsache fort. Die ganze Häuserfront entlang des Wassers stand nun in Flammen, und einstürzende Gebäude brachten neue Gefahren, als eiserne Balkone zu schmelzen anfingen und Mauern donnernd auf die StraÃe hinabkrachten. Trotz des babylonischen Sprachgewirrs funktionierte die Verständigung zwischen Rettern und Geretteten reibungslos.
Ein orangefarbenes Glühen hatte sich über dem Himmel ausgebreitet, als wäre die Sonne wieder aufgegangen. Die ganze Stadt stand in Flammen.
Leonidas half Olga mit dem Baby und Pavlina in ein Armeefahrzeug. Olga war noch sehr schwach, aber Leonidas versicherte Konstantinos, dass man sich gut um sie kümmern werde. Der Tuchhändler hatte dem Offizier ein paar Scheine in die Hand gedrückt und ihm noch viel mehr versprochen, falls er sie sicher nach Perea brachte, wo einer seiner besten Kunden wohnte.
Obwohl sich die Brüder nicht besonders nahestanden, fühlte sich Leonidas verpflichtet, bei Konstantinos zu bleiben. Sie eilten nach Osten und saÃen die ganze Nacht und einen GroÃteil des folgenden Tages in sicherer Entfernung an der Uferpromenade und beobachteten, wie ihre geliebte Stadt in Flammen aufging.
An diesem Tag, so glaubten viele, war ein Wunder geschehen.
Das Feuer hatte wenig Rücksicht genommen auf die verschiedenen Religionsgemeinschaften. Es gab ein paar Minarette, die wie Baumstämme in einem verbrannten Wald stehen geblieben waren, aber fast alle Synagogen bestanden nur noch aus Schutt und Asche. Genauso hatte es Dutzende von Kirchen getroffen, doch als das Feuer die alte Basilika der heiligen Sofia erreichte, machte es auf wundersame Weise halt. Manche sahen darin die Erhörung ihrer Gebete.
Ob sich dies nun auf Gottes Eingreifen zurückführen lieà oder nicht, fest stand, dass das Feuer nicht mehr vom Wind angefacht wurde und die Flammen die Kraft verloren, auf das nächste Stadtviertel überzuspringen. Obwohl die Stadt noch einige Tage weiterschwelte, hatte sich das Feuer totgelaufen.
Am Montagmorgen wollte Konstantinos unbedingt in die Stadt zurück. Von seinem jetzigen Standort aus war es unmöglich, das Ausmaà der Zerstörung einzuschätzen, und er war immer noch sicher, dass sein Hauptlager am Hafen den Brand überstanden hatte.
»Ich muss mir den Schaden ansehen«, sagte Konstantinos.
Mit wachsender Beklemmung gingen die Brüder auf ihre zerstörte Heimatstadt zu, und je näher sie dem Zentrum kamen, umso apokalyptischer wirkten die schwarzen Silhouetten der ausgebrannten Häuser.
Ãberall entlang des Wassers sahen sie die untergegangenen Reste von ausgebrannten Fischerbooten. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit waren Funken von den brennenden Häusern entlang der Promenade auf sie übergesprungen.
Hunderte andere Menschen waren ebenso
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