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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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schweigend unterwegs, um die Zerstörung zu begutachten, und der An blick, der sich ihnen bot, war schlimmer, als sie erwartet hat ten. Hotels, Restaurants, Läden, Theater, Banken, Moscheen, Kirchen, Synagogen, Schulen, Bibliotheken – all diese Gebäude waren ebenso ausgebrannt wie die Wohnhäuser, von denen Abertausende zerstört worden waren.
    Stille lag über der Stadt. Die Brüder sahen, wie Menschen in den Trümmern ihrer Häuser herumstocherten, verzweifelt bei dem Gedanken, dass nichts mehr von ihrem Leben übrig geblieben sein sollte als Glut und Asche.
    Als sie an ihrem Familienwohnsitz ankamen, verstanden sie die Qual der Leute vollkommen. Ein paar Minuten blieben sie mit starrem Blick stehen, unfähig zu begreifen, dass dieser große, schwelende Haufen einmal das prächtige Haus gewesen war, das ihr Vater voller Stolz erbaut hatte.
    Eine intensive Erinnerung an sein Kinderzimmer, das aufs Meer hinausging, packte Leonidas, und er entsann sich, wie er jeden Morgen aufgewacht war und das Muster der Wellen auf seiner Decke beobachtet hatte. Obwohl er schon seit vielen Jahren nicht mehr hier wohnte, kehrten die Erinnerungen mit aller Macht zurück. Seine Augen brannten vom scharfen Rauch, der noch immer die Luft erfüllte, aber die Tränen, die ihm jetzt über das Gesicht liefen, waren Tränen der Trauer.
    Konstantinos dachte sofort an den Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, an seine persönlichen Unterlagen, die wertvolle Uhrensammlung, die Gemälde und die herrlichen Vorhänge. Alles war fort und nichts davon zu ersetzen. Wut flammte in ihm auf.
    Â»Komm weiter, Leonidas«, sagte er schroff und nahm den Arm seines Bruders. »Hier können wir nichts mehr tun. Ich muss nach dem Verkaufsraum und dem Lagerhaus sehen.«
    Â»Da wird’s genauso aussehen«, antwortete Leonidas niedergeschlagen. »Musst du dir das wirklich antun?«
    Â»Der Verkaufsraum könnte dem Feuer widerstanden haben«, erwiderte Konstantinos optimistisch. »Das wissen wir erst, wenn wir hingegangen sind.«
    Sie gingen mit festem Schritt durch die verwüsteten Straßen. Konstantinos war entschlossen, die Hoffnung nicht aufzugeben, aber bei der Ankunft an ihrem Ziel fand er bestätigt, was Leonidas vorhergesagt hatte. Der Verkaufsraum war verschwunden. Keine Spur mehr von dem Regenbogen, auf den er so stolz gewesen war: Alle Rot-, Blau-, Grün- und Gelbtöne waren nur noch Schattierungen von Grau. Die Brüder wagten nicht, nach drinnen zu gehen. Metallträger hingen gefährlich von der Decke herab, und wer konnte schon sagen, wie stabil die Überreste der Ziegelmauern noch waren?
    Â»Das Lagerhaus ist ein wesentlich modernerer Bau«, sagte Konstantinos. »Und dort liegt der Hauptteil der Vorräte, also lass uns hier keine Zeit verschwenden.«
    Konstantinos Komninos wandte sich ab. Der Anblick dieser Ruinen war unerträglich, und er wollte nicht, dass sein Bruder merkte, wie nahe dieser Verlust ihm ging.
    Leonidas starrte immer noch auf die Ruine, als er feststellte, dass sein Bruder bereits bis zum Ende der Straße gelaufen war. Er eilte ihm nach.
    Sie nahmen einen Umweg, da einige der Straßen unpassierbar waren, und durchquerten ganze Reihen verlassener Gassen. Manchmal war ein einzelnes Gebäude stehen geblieben, als hätte dem Feuer sein Geschmack missfallen. Bei einem der großen Kaufhäuser war das Schild noch lesbar: Vêtements, Chaussures, Bonneterie. Es wirkte so fröhlich und doch gleichzeitig so falsch. Nichts von derlei schmückenden Dingen war übrig geblieben. In derselben Straße hing noch ein verbogenes Metallschild mit der Aufschrift Cinema Pathé an einem Balken. Es erschien an diesem Ort wie ein Begriff aus einer anderen Zeit.
    Schließlich bot sich ihnen ein Anblick, der selbst das kälteste Herz berührt hätte: die ausgebrannte Kirche von Agios Dimitri, dem Schutzpatron der Stadt. Beide Brüder erinnerten sich an die Totenmessen für ihre Eltern und an die Hochzeit von Olga und Konstantinos, die dort stattgefunden hatte. Jetzt war die Kirche bloß noch ein offener, mit Trümmern angefüllter Raum, und die kunstvoll bemalte Apsis war zum ersten Mal seit Jahrhunderten Licht und Luft ausgesetzt. Sie wirkte nackt und würdelos. Ein einsamer Priester ging langsam durch die Ruine. Er weinte.
    Außer den Ruinen der Kirchen sahen Konstantinos und Leonidas die von Synagogen und

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