Eine gewagte Affaere
nicht um einen Abend mit diesem hässlichen Mann, der alt genug war, um ihr, Regans, Großvater zu sein!
Sie begann, sich erneut Hoffnungen zu machen, da der Abend plötzlich wieder vielversprechend zu sein schien. Vielleicht würde sie doch noch Dinge erleben, die ihr durch Michaels Gleichgültigkeit bisher vorenthalten worden waren.
Regan lächelte strahlend, und Pierre blinzelte verwirrt.
"Sie sind der Butler!" rief sie glücklich und betrat das Apartment. Dabei machte sie sich Vorwür fe, weil sie so voreilige Schlüsse gezogen hatte. Wenn der Mann, mit dem sie verabredet war, keine Zeit hatte, um sich selbst eine Begleiterin zu suchen, würde er Besuchern wohl auch kaum selbst die Tür öffnen.
"Nein, ich trage keinen solchen Titel", erwid erte Pierre. "Ich unterstütze Monsieur nur in Haushaltsangelegenheiten."
Der Stolz in seinem Tonfall strafte die bescheidenen Worte Lügen. Pierre führte Regan einige Stufen hinunter in den Flur, den geschwungene Wände aus Glasbausteinen von den anderen Zimmern trennten.
"Sie erledigen doch sicher den Löwenanteil der Arbeit", bemerkte Regan trocken, während sie den dicken weißen Teppich betrachtete, der bestimmt sehr schwer sauber zu halten war.
"Mais non! Ein solches Haustier besitzt Monsieur nicht", protestierte Pierre. "Wenn es sich nicht um eine aussterbende Art handelt, ist Monsieur dagegen, wilde Tiere in Gefangenschaft zu halten..."
Regan verkniff sich ein Lächeln. "Ist er deshalb nicht verheiratet?" fragte sie. Hinter ihrer Schlagfertigkeit verbarg sich der dringende Wunsch herauszufinden, ob sie wenigstens in diesem Punkt richtig informiert war.
Pierre bückte sie anerkennend an. "Monsieur ist ein sehr intelligenter und zivilisierter Mann ", sagte er ernst und drehte sich zu ihr um, nachdem er unten angelangt war. "Obwohl ein gewisses Maß an Wildheit natürlich zu einem gesunden Mann in den besten Jahren gehört." Seine Augen funkelten amüsiert.
"Doch er steht sicher nicht auf der Liste der bedrohten Tierarten
..."
Ledig, gesund, intelligent, in den besten Jahren ... und ein wenig wild. Regan senkte den Blick, um sich ihre nervöse Vorfreude nicht anmerken zu lassen.
Kein Wunder, dass Cleo so wütend darüber gewesen war, diese Verabredung absagen zu müssen.
Sie hatte erst vor einer Stunde ärgerlich an die Tür des Apartments geklopft und sich darüber aufgeregt, dass ihre Cousine nicht zu Hause war und sie, Regan, nicht wusste, wo diese sich aufhielt.
"Sie hat mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie zu einer Party eingeladen sei und nicht zum Essen hier sein würde", sagte Regan. Sie ärgerte sich noch immer über Lisa, die offenbar vergessen hatte, dass sie an diesem Abend den Küchendienst hätte übernehmen sollen.
"Das darf doch nicht wahr sein! Ich brauche Lisa dringend!"
rief Cleo verzweifelt. "Es geht um Leben und Tod!" Sie stürmte in die Wohnung. "Was ist mit Saleena?" fragte sie aufgeregt.
"Ist sie wenigstens da?"
Regan schüttelte den Kopf. "Nein, sie hat noch einen Aerobic-Kurs." Saleena arbeitete in einem Fitnessstudio, um ihr Sportstudium zu finanzieren. Sie war ebenso hübsch wie Lisa und immer zu Scherzen aufgelegt. Doch da sie auch zwei Jahre älter war, zeugte ihr Verhalten meist von mehr Reife.
Cleo stöhnte frustriert auf.
"Kann ich dir helfen?" fragte Regan seufzend. Sie war mit Cleos hysterischen Anfä llen vertraut und machte sich keine ernsthaften Sorgen. Vermutlich war Cleo nur der Nagellack ausgegangen. Sie war elegant gekleidet, perfekt geschminkt und wohl auf dem Weg zu irgendeinem angesagten, teuren Nachtclub.
"Du?" Cleo lachte spöttisch, gab dann aber einen erstickten Laut von sich, während sich ihr Gesicht unter dem sorgfältigen Make-up plötzlich grünlich verfärbte. Sie stürzte ins Badezimmer.
Als sie leicht schwankend zurück ins Wohnzimmer kam und auf die Couch sank, wusste Regan, dass Cleo wirklich am Ende ihrer Kräfte war.
Offenbar war das Unwohlsein, das Cleo zunächst als hartnäckigen Kater diagnostiziert hatte, das erste Anzeichen einer schweren Magenverstimmung. Nun sollte Lisa bei einer Verabredung für sie einspringen, die Cleos Exfreund arrangiert hatte.
"Ich habe versucht, Derek zu erreichen und abzusagen, aber er geht einfach nicht ans Telefon", klagte Cleo. "Erst dachte ich, es würde besser werden, und habe einige Tabletten genommen.
Die haben auch ein wenig geholfen, aber jetzt geht es mir schlechter als vorher." Sie stöhnte leise. "Im Taxi hatte ich das Gefühl, ich
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