Eine gewagte Affaere
sie, Regan, Jura studiert hatte, war sie zur Beraterin von Freundinnen geworden, die Ärger mit dem Hauswirt oder schwierigen Liebhabern hatten. Es machte ihnen nichts aus, dass sie das Studium kurz vor dem Examen abgebrochen hatte. Dafür waren ihre Ratschläge wenigstens kostenlos. Sie genoss die Wertschätzung, die man ihr entgegenbrachte, denn ihr Selbstvertrauen hatte in den vergangenen Jahren sehr gelitten.
Pierre betrat leise das Wohnzimmer und entschuldigte sich erneut für Monsieurs Verspätung. Er bot ihr einen kleinen Teller mit köstlich aussehenden Kanapees und ein Glas Champagner an. Regan aß zwar mit großem Appetit die leckeren Häppchen, fand es aber klüger, bei einem alkoholischen Getränk zu bleiben.
Zum Frühstück hatte sie nur einen Espresso getrunken und später im Büro ein Sandwich gegessen. Eigentlich hatte sie einen gesunden Appetit, der ihr aber in den letzten Wochen immer öfter vergangen war. Doch jetzt fühlte sie sich plötzlich wie ausgehungert.
Regan drückte auf den Klingelknopf, der unter einem Beistelltisch angebracht war, und fragte Pierre verschämt, ob er ihr eine zweite Portion Kanapees bringen würde.
"Sie waren wirklich ausgezeichnet", sagte sie, um nicht allzu gierig zu wirken. "Sie müssen einen hervorragenden Koch haben."
"Das bin ich." Durch den Einfluss des Wodkas erschien ihr Pierres abstoßendes Grinsen plötzlich sympathisch. "Schließlich bin ich Franzose. Kochen ist unsere Stärke. Ich freue mich, dass es Ihnen geschmeckt hat."
Die Musik verklang, und Regan wurde sich bewusst, dass sie schon seit über einer Stunde wartete. Es war ihr gar nicht so lange vorgekommen. Sie legte eine CD mit stimmungsvollem Jazz auf und drehte die Anlage weiter auf.
Dann stellte sie ihr Glas ab und ging neugierig ins Badezimmer. Es war ebenso luxuriös ausgestattet wie die anderen Räume und verfügte über eine Duschkabine und eine in den Boden eingelassene Badewanne, die ungefähr doppelt so groß war wie das gesamte Badezimmer in ihrem Apartment.
Flauschige Handtücher wurden auf einem beheizten Halter vorgewärmt, und zu ihrer Belustigung war sogar der Toilettensitz wohltemperiert. Eine reiche Auswahl an Kosmetikartikeln stand für die Gäste bereit. In einer Schublade entdeckte Regan sogar Schachteln mit Tampons und Kondomen.
Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick in die anderen Räume zu werfen, deren Türen halb offen standen.
Es handelte sich um ein Arbeits-und zwei großzügig geschnittene Gästezimmer. Am Ende des Flurs befand sich das Schlafzimmer, in dem ein riesiges Bett stand.
Regan warf einen Blick auf die schwarze Seidenbettwäsche und den riesigen Spiegel gegenüber dem Bett.
Wenigstens gibt es keinen Spiegel an der Decke, dachte sie und ging schnell zurück ins Wohnzimmer. Sie fragte sich, welche geheimen sexuellen Vorlieben Monsieur wohl haben mochte.
An der Bar verdünnte Regan einen weiteren eisgekühlten Wodka mit Tonic. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Ansprüchen eines durchschnittlichen Mannes genügen würde.
An einen Liebhaber, der womöglich akrobatische Kunststücke von ihr verlangen würde, mochte sie überhaupt nicht denken.
Immerhin hatte Pierre ihr erklärt, dass dieses Apartment von mehreren Firmenangehörigen genutzt wurde. Daher repräsentierte das Schlafzimmer nicht unbedingt den persönlichen Geschmack des Mannes, auf den sie wartete.
Regan sah sich ein wenig gründlicher im Wohnzimmer um, konnte jedoch nirgendwo persönliche Gegenstände entdecken.
Das Apartment wirkte wie eine Hotelsuite oder eine Abbildung in einer Wohnzeitschrift. Es gab keine Bücher, gerahmten Fotos oder herumliegenden Gegenstände, die etwas über die Persönlichkeit des Besitzers verraten hätten.
Regan beendete die Inspektion, streifte die Sandaletten ab und machte es sich auf der Couch bequem. Sie trank ihren Wodka, aß einige Kanapees und schloss die Augen, um sich auf die Musik zu konzentrieren. Beinah wäre sie eingeschlafen, als die CD plötzlich zu Ende ging und im Flur Männerstimmen zu hören waren.
Regan sprang schnell von der Couch auf und wäre in der Eile beinah gestolpert. Sie strich sich schnell das Kleid glatt und blickte nervös auf die Wohnzimmertür. Die Stimmen wurden zunächst leiser, waren dann aber wieder deutlich zu hören.
Regan erkannte Pierres Stimme und hörte eine zweite, die tiefer und energischer klang, aber auch Erschöpfung verriet.
Regan bemerkte plötzlich, dass sie nur in Strümpfen auf dem
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