Eine gewagte Affaere
müsste mich übergeben, deshalb bin ich hier ausgestiegen. Ich hätte gehofft, Lisa könnte mir helfen ..." Cleo blickte voller Selbstmitleid zu Regan auf. "Ich muss in einer halben Stunde dort sein und kann den Mann nicht einfach versetzen, weil ich ihn zu irgendeiner wichtigen Dinnerparty begleiten sollte. Du meine Güte!"
Offenbar genügte schon der Gedanke an Essen, um Cleo erneut ins Bad eilen zu lassen.
Als sie schließlich wieder auftauchte, schlug Regan vor, einen Arzt zu rufen. Doch Cleo behauptete hartnäckig, sie brauche keinen. "Ich will mich nur eine Weile hinlegen", sagte sie matt, ging in Lisas Zimmer, in dem ein einziges Chaos herrschte, und sank auf das ungemachte Bett. "Ich muss aber Derek Bescheid sagen", erklärte sie weinerlich. "Seine Nummer steht auf einer Visitenkarte in meiner Handtasche. Könntest du bitte versuchen, ihn zu erreichen? Erklär ihm einfach, was passiert ist."
"Warum rufst du nicht einfach selbst diesen Mann an und sagst die Verabredung ab?" fragte Regan. Cleos Besorgnis erstaunte sie. Was war schon eine geplatzte Verabredung für eine Frau, die selten zweimal mit demselben Mann ausging?
"Ich habe seine Telefonnummer nicht, sondern nur Dereks Karte, auf deren Rückseite die Adresse steht, zu der ich kommen sollte." Cleo stöhnte wieder und legte sich auf den Rücken.
"Derek dreht mir den Hals um, wenn ich diese Verabredung platzen lasse! Er sagt, dieser Mann könne ihm zu einem großen Etat verhelfen!" Derek arbeitete in der Werbebranche und hatte Cleo schon einige lukrative Modelaufträge verschafft. "Was soll ich denn machen?" fragte sie schmollend. "Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass ich krank geworden bin!"
Cleo hob den Kopf und sah sie herausfordernd an, doch Regan schwieg wohlweislich. Ihrer Meinung nach ging Cleo auf zu viele Partys, trank zu viel Alkohol und ernährte sich zu ungesund. Lisa dagegen bewunderte ihre ältere Cousine und ahmte sie bereits nach, so gut sie konnte.
Regans Schweigen schien Cleo ein wenig zu besänftigen.
Unterbrochen von weiteren Kämpfen mit dem Currygericht vom Vorabend, erzählte sie Regan die ganze Geschichte: Derek arrangierte regelmäßig Verabredungen für sie und ihre Freundinnen mit allein stehenden reichen Männern, die eine hübsche Begleiterin für den Abend suchten. Wenn der Abend im Bett endete, wurden die Damen dafür reich beschenkt.
"Heißt das, Derek ist ein Zuhälter?" fragte Regan fassungslos. Sie sah Cleos aufregendes Leben plötzlich mit anderen Augen.
"Natürlich nicht!" herrschte Cleo sie an. "Er tut nur hin und wieder Leuten einen Gefallen, die ihm eines Tages vielleicht geschäftlich nützen können. Niemand verdient daran. Du meine Güte, schließlich geht es nicht um einen Callgirlring! Du brauchst mich gar nicht so schockiert anzusehen. Was ist denn dabei, wenn zwei erwachsene Menschen einander vorgestellt werden und ... sich besser kennen lernen?"
Regans Entsetzen wich einer wachsenden Neugier. "Aber du sagtest doch, die Männer würden dich dafür ... belohnen, dass du mit ihnen ins Bett gehst?" fragte sie zögernd.
"Ja, aber nicht mit Geld, sondern mit Schmuck!" antwortete Cleo abfällig, als wäre das ein großer Unterschied. Vielleicht macht es tatsächlich etwas aus, dachte Regan. Wenigstens wussten beide Seiten, wo rum es ging. Es gab keine falschen Versprechungen und verlogenen Liebesbekundungen.
Wie ist es wohl, mit einem Fremden zu schlafen, nur weil man ihn körperlich anziehend findet? fragte sie sich fasziniert.
Mit einem Mann, der nichts über sie wusste und keine vorgefasste Meinung von ihr hatte? Der nur eine leidenschaftliche Nacht mit ihr verbringen wollte, ohne irgendwelche Verpflichtungen einzugehen?
Der Gedanke ließ Regan nicht mehr los. Statt sich weiterhin als das Opfer seiner Lügen zu fühlen, mit denen Michael ihre Ehe ruiniert hatte, wurde es vielleicht Zeit, sich endlich zu beweisen, dass er keine Macht mehr über sie ausübte.
"Eine tolle Party, leidenschaftlicher Sex und ein goldenes Armband oder Brillantohrringe ... Was kann eine Frau mehr verlangen?" fragte Cleo und lenkte Regans Aufmerksamkeit auf den schweren goldenen Armreif, den sie trug.
Regan blickte starr auf das Schmuckstück. "Aber was passiert, wenn du den Mann ... nicht attraktiv findest?"
"Ich muss ja nicht mit ihm schlafen, wenn ich nicht will", erklärte Cleo, die wieder mit Übelkeit kämpfte. "Derek macht den Männern keine Versprechungen. Außerdem wollen sie manchmal auch nichts weiter,
Weitere Kostenlose Bücher