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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abends das Eheleben, das Spielen mit dem kleinen Peter, das Eingehen auf die vielen kleinen weiblichen Sorgen, die sich im Laufe eines Tages ansammeln, die Zärtlichkeiten im Bett, bei denen er meistens kapitulierte und Irmi die Initiative überließ, um später wie zerschlagen einzuschlafen.
    Drei Jahre lang.
    Dabei wurde er zum allgemeinen Erstaunen dicker, setzte ein Bäuchlein an und wog um die Hälfte mehr als bei seiner Rückkehr aus Sibirien.
    1952, im Juni, bekam Irmi das zweite Kind. Wieder mit einem Kaiserschnitt, wieder bei Professor Goldstein in der Klinik. Und es war wie bei Peter. Wegener saß mit der nackten Angst im Nacken in der Klinik herum, Dr. Schwangler erschien mit einem gewaltigen Blumenkorb, denn nach allen Berechnungen mußte Irmi jetzt aus dem OP gerollt werden, aber sie kam noch nicht, und Wegener lief im Wartezimmer herum wie ein struppiger Wolf.
    »Das ist das letztemal!« sagte er heiser. »Ich schwöre es … das letztemal!«
    »Dann melde dich gleich im OP II an und laß ihn dir abschneiden!« erwiderte Dr. Schwangler in seiner Art. »Hellmuth, in jeder Sekunde werden auf der Erde Kinder geboren, auch mit Kaiserschnitt.«
    »Aber ich habe die Nerven nicht mehr!« schrie Wegener. »Wenn ich mir vorstelle, daß sie Irmi wieder den ganzen Bauch aufschneiden, nur weil wir fünf Minuten … Nein, der Preis ist mir zu hoch!«
    Aber dann rollte man Irmi doch noch munter und wesentlich lebendiger als nach Peters Geburt ins Zimmer. Schon an der Tür winkte sie Hellmuth zu und sagte: »Liebling, ein Mädchen! Stell dir vor, ein Mädchen! Ich hab's schon gesehen. Mit schwarzen Haaren! Ein süßes Mädchen!«
    »Gratuliere!« dröhnte Dr. Schwangler, der hinter dem riesigen Blumenkorb stand. »Dem verfluchten Kerl gelingt einfach alles! Eine hübsche Frau, ein klotziges Erbe, ein Sohn und jetzt auch noch eine Tochter!«
    Professor Goldstein war, als er mit Wegener sprach, weniger fröhlich. »Sie sollten jetzt eine Pause machen«, sagte er. »Zwei Kaiserschnittgeburten sind genug für Ihre Frau. Ich habe einige Narbenbildungen von der ersten Operation herausgetrennt, und wenn Ihre Frau auch von gesunder Konstitution ist, möchte ich doch raten, es bei den beiden Kindern zu belassen, Ihre Frau wird immer Kaiserschnittgeburten haben, das ist jetzt sicher. Und einen Reißverschluß können wir in einen Bauch noch nicht einnähen.«
    »Ich habe mir das gleiche überlegt, Herr Professor«, sagte Wegener. »Zwei Kinder, das ist eine vernünftige Familie.«
    »Sie haben eine wundervolle, tapfere Frau, Herr Kollege!« Prof. Goldstein, in den letzten vier Jahren schneeweiß geworden, gab Wegener beide Hände. »Sie machen ja viel von sich reden mit Ihrer modernen Tablettenstraße. Ich werde übrigens Ihr neu entwickeltes Mittel zur Östrogentherapie bei Totalexstirpationen von Ovarien in die klinische Erprobung aufnehmen.«
    »Das freut mich ungemein, Herr Professor.«
    Als Wegener in das Krankenzimmer zurückkam, war Dr. Schwangler gegangen – er hatte immer Sitzungen und Konferenzen –, dafür saß Dr. Emil Hampel da, der alte Hausarzt der Lohmanns. Von den Wegeners konnte er nicht leben, die waren zu gesund, abgesehen von Irmis jährlicher Frühjahrsbronchitis, für die man aber keinen Arzt mehr brauchte, denn dafür gab es in der Apotheke Mittel genug. Aber er sah immer mal wieder bei Wegeners herein, aus alter Anhänglichkeit oder auch nur, um wieder einmal in den Räumen seines alten Freundes Lohmann zu sitzen. Da hatte sich ja nichts geändert, das Plüschsofa stand noch da, und auf ihm saß Dr. Hampel am liebsten und trank Kaffee mit Kognak.
    Nur Hampel selbst hatte sich verändert. Er kleidete sich modern, trug bunte Hemden, hatte sich die weißen Haare lang wachsen lassen und roch nach Parfüm. Dr. Schwangler hatte ihn ein paarmal in Begleitung junger Damen gesehen, die man aber nur mit großem Wohlwollen als Damen bezeichnen konnte.
    »Er ist im sechsten Frühling!« sagte Schwangler. »Und auch noch sechs mit x geschrieben! Bei anderen gehen die Hormone nach unten und werden Gichtknoten, bei Hampel knoten sie woanders! Ein Phänomen, der Mann! Wie lange will er das durchhalten?!«
    »Ich beneide Sie, Herr Wegener«, sagte Dr. Hampel. »Ich habe nie geheiratet und nie das Glück gehabt, eine Familie zu gründen. Warum? Ich hatte immer eine Praxis mit so viel Krankenscheinen, daß ich immer nur auf nackte Körper gucken, aber nie einen besitzen konnte. Außerdem war ich Idealist, ein

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