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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deren Urheber die Nazis ›entartet‹ genannt hatten. »In ein paar Jahren sind die ein Vermögen wert!« hatte Wegener gesagt, als er sie kaufte. »Klee, Macke, Dali, Chagall … Du wirst sehen, ich habe da den richtigen Riecher!«
    Und auch das Schlafzimmer war neu. Moderne Betten mit Schaumgummimatratzen, in die ganze Längswand eingebaut ein Schrank mit Spiegeltüren. Wenn man im Bett lag, konnte man sich in den Spiegeln sehen. Ein wahres Aphrodisiakum, aber: »Ein paar Jahre zu spät!« sagte Irmi einmal. Und sie sagte es auch nicht laut oder zu Hellmuth, sondern leise zu sich, wenn sie im Spiegelschrank ihren erschöpften, in einen bleiernen Schlaf geschleuderten Mann betrachtete.
    Jetzt hatte der Spiegel eine profane Funktion: Wegener betrachtete sich in der kurzen Unterhose von vorn und von der Seite und strich über seinen nackten Leib.
    »Irmi!« rief er entsetzt. »Ich bekomme einen Bauch!«
    »Ich weiß, Liebling.«
    »Seit wann?!«
    »Du bist schwerer geworden, wenn du auf mir liegst …«
    »Irmi!« Er schlüpfte aus seiner Unterhose und sofort in die Pyjamahose. »Tu ich dir weh?«
    »Aber Liebling«, sagte sie sanft. »Ich habe es ganz gern, wenn du nicht mehr so knochig bist.«
    »Ist das wahr?« Er küßte sie auf die Stirn, rollte sich ins Bett und gähnte. »Das war eine schöne Feier, Irmi! Ich glaube, damit haben wir Eindruck gemacht und Freunde gewonnen! Und Peterli war trotz des saublöden Gedichtes große Klasse!«
    Sie nickte, blieb auf der Bettkante sitzen und wartete. Sie war noch nackt, ihr Nachthemd mit dem tiefen Spitzenausschnitt ringelte sich zu ihren Füßen. Der milde Schein der Nachttischlampe mit dem rosa Seidenschirm lag milde auf ihren vollen Brüsten.
    »Gute Nacht, Liebling!« sagte Wegener und gähnte wieder. »Auch du hast sehr gut ausgesehen in deinem neuen Kleid und der neuen Frisur. War direkt stolz auf dich. Jei, bin ich müde …«
    Er drehte sich auf die andere Seite und schlief sofort ein.
    Sie legte sich neben ihn, nackt wie sie war, preßte die Hände flach zwischen ihre Schenkel und begann lautlos zu weinen.
    Jahre intensiver Arbeit schrumpfen wie Stunden zusammen. Keine Uhr geht anders, die Erde dreht sich nicht schneller um die Sonne, und trotzdem werden die Tage so kurz, daß man oft sagt: Der Tag müßte sechsunddreißig Stunden haben. Ich komme mit der Zeit einfach nicht mehr aus …
    Wegener besuchte noch zweimal das Klassentreffen – einmal in Münster, einmal in Regensburg. Das nächste sollte in Brüssel sein, wo Adolf Hümmeling als Nationalökonom bei einer multinationalen Behörde arbeitete. Ausgerechnet Hümmeling, der der Faulste in der Abiturklasse gewesen war und die Prüfung nur bestand, weil er die Offizierslaufbahn einschlagen wollte. Er hatte es bis zum Oberleutnant geschafft, natürlich nicht an der Front, sondern in einem Stab, der weit hinten für den Nachschub sorgte. Man nannte das vornehm Logistik. Der Lateinprofessor war gestorben. Dafür kreuzten die Mitschüler in Köln auf, weil Wegener sie für seine Projekte engagierte: Der kleine Leber als Architekt, Hans Lehmann als Transporteur der Maschinen, Eberhard von Hommer sorgte dafür, daß alles, was mit Stahl zusammenhing, vor allem die Hallenkonstruktionen, zum Einkaufspreis geliefert wurde, Walter Zyschka, der Jurist, baute eine Rechtsabteilung auf, für die Dr. Schwangler als Generalbevollmächtigter keine Zeit mehr hatte, und Pitter Ortwin, der auch noch einen Pressebilder-Dienst gegründet hatte, lancierte Bildberichte in die Illustrierten und Zeitungen über das Wiedererwachen der deutschen pharmazeutischen Industrie.
    Wegener ging von der Erwartung aus, daß keiner fragen werde, der bei ihm beschäftigt ist. Die Rechnung ging auf: Wenn Hellmuth Wegener auf den alten Klassenfotos auch anders aussah als jetzt, hellere Haare hatte, ein ovaleres Gesicht, eine andere Stellung der Augen, vor allem aber eine völlig andere Nase – man nahm hin, daß Krieg, Rußland, Sibirien einen Menschen so umwandeln können, daß sich auch sein Äußeres verändert. Der alte Schwung war ja noch da, die geistige Wendigkeit, der Mut zum Risiko, den sie schon in der Schule an Wegener bewundert hatten, – wer sollte also auf den Gedanken kommen, daß er nicht Hellmuth Wegener war!?
    So lief das Leben dreigleisig ab: der Aufbau der Fabriken und die Apotheke, in den Stunden der ›Ruhe‹, die er sich täglich nahm, das intensive Selbststudium in medizinischen und pharmazeutischen Fachbüchern und

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