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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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schreiend verlangen, hineingelassen zu werden, verstehen Sie.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber Sie sind der Mann, der die Sache ans Licht gebracht hat.«
    »Ich kann es versuchen, Burt«, wiederholte ich. »Mehr kann ich nicht tun.«
    »Verstehe. Danke, Doc. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«

19
    Als ich Sean Richters Nummer wählte, erreichte ich nur seinen Pager, doch das überraschte mich nicht. Sean hatte jetzt alle Hände voll zu tun, und das würde noch eine ganze Weile so sein. In den ersten Tagen hatten die Kriminalpolizei von Georgia und das FBI bei der Durchsuchung des Waldes um das Krematorium herum fast dreihundert Leichen und Skelette gefunden. Sie zu bergen konnte Wochen dauern, sie zu identifizieren womöglich Monate, wenn nicht gar Jahre. DMORT hatte zwei mobile Leichenkammern herbeigeschafft, und die Kriminalpolizei hatte eine kleine Flotte von Kühlwagen rekrutiert, um die Leichen zu lagern, während man überlegte, wie am sinnvollsten vorzugehen war. Vermutlich kamen sie nicht darum herum, einzig für diesen einen Fall ein riesiges neues Leichenschauhaus und ein DNA-Labor zu bauen.
    Die schauerliche Szene in den abgelegenen Wäldern von Georgia war der Aufmacher sämtlicher großer Fernsehsender, Nachrichtenagenturen und Internet-Nachrichtenseiten im Land. Es war auch, wie ich aus dem Stapel Ausdrucke erfuhr, den Miranda mir auf den Schreibtisch gelegt hatte, das Thema Dutzender internationaler Schlagzeilen – viele davon Variationen des Themas »Amerikaner sind Barbaren«. Oben auf dem Stapel hatte Miranda einen Klebezettel hinterlassen: » Warum konnten Sie das nicht in Tennessee finden statt in Georgia? Neidische Nachwuchsanthropologin .«
    Sean beantwortete meinen Anruf auf seinem Pager innerhalb von zehn Minuten, was mich wirklich überraschte. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie in den nächsten … oh, sagen wir mal, zehn oder zwanzig Jahren dazu kämen, mich zurückzurufen.«
    »Es ist der reinste Zirkus«, sagte er, »und das wird es vorerst auch bleiben. Aber da Sie derjenige sind, der uns die Sache eingebrockt hat, denke ich doch, dass ich zurückrufen sollte, wenn Sie mich anrufen. Ihre Nummer ist die dritte auf meiner Prioritätenliste, direkt nach dem Leiter der Kriminalpolizei von Georgia und meiner Frau.«
    »Sie rangiert jetzt höher als ich? Offensichtlich stehen Sie nicht mehr unter meiner Fuchtel«, sagte ich.
    »Und doch, hier sind Sie«, erklärte er gutmütig, »und ziehen die Fäden.« Er holte tief Luft und stieß sie schnaufend aus. »Sie rufen hoffentlich nicht an, um mir von einem weiteren großen Haufen Leichen irgendwo in Georgia zu erzählen?«
    »Wie haben Sie das erraten?« Ich lachte. »Nein, heute nicht. Ich rufe an, um Sie um einen Gefallen zu bitten – zu schauen, ob Sie vielleicht für mich ein paar Fäden ziehen könnten.«
    »Sie wollen, dass wir alles zu Ihnen rauf auf die Body Farm verfrachten, richtig?«
    »So weit hatte ich noch gar nicht vorausgedacht«, meinte ich. »Aber jetzt, wo Sie es erwähnen, ich würde unserer Skelettsammlung liebend gerne dreihundert weitere Skelette hinzufügen. Können Sie sie morgen bringen?«
    »Sicher«, witzelte er, »Kleinigkeit.« Wir wussten beide, dass die Leichen – sobald sie identifiziert waren – ihren Angehörigen oder demjenigen, der sie zur Einäscherung geschickt hatte, zurückgegeben werden mussten. »Sonst noch Wünsche?«
    »Etwas, was womöglich genauso schwer einzurichten sein wird«, sagte ich, »aber wenn Sie den Leichenberg nicht zu Mohammed bringen können, wie wäre es, wenn Mohammed runter zum Berg käme? Ich würde mich gerne einmal kurz umsehen. Nicht aus reiner Neugier«, fügte ich hastig hinzu. »Wissen Sie, die Frau, deren fragwürdige Kremate mir den Anstoß gegeben haben, in den Wäldern herumzuschnüffeln? Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl in der Lage und bereit wären, mich nach ihr suchen zu lassen.« Ich war mir ziemlich sicher, dass Burts Tante Jean eine der vielen hundert Leichen war, die in diesen Kühlwagen froren, doch es konnte Monate dauern, bis Sean zu ihr kam. Für ihn war sie nur eine unter Hunderten, doch für mich – und für den Fiesen, der mich gefragt hatte, ob ich in dieses behelfsmäßige Krematorium gehen und sie suchen könnte – hatte sie Priorität.
    »Ah«, sagte er. »Verstehe. Von mir aus ist das kein Problem, aber es liegt nicht in meiner Verantwortung. Dies ist der aufsehenerregendste Fall, an den man sich hier in der Gegend erinnern kann, und der

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