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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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rostig, und vom Wassertank selbst blätterte der silberne Lack ab, also fühlte ich mich nicht allzu mies. Abgesehen davon war ich vor den Angestellten der Farm zu Kreuze gekrochen – und hatte die Entschuldigung mit zwei Kästen Bier untermauert.
    Cash und ich holperten über einen zerfurchten Feldweg zu einem unversengten Teil des Weidelands und parkten neben Jason Story. Jason lümmelte in einem Campingstuhl – in so einem geometrischen, nach NASA aussehenden Ding mit Fußstütze und Getränkehalterung (wahrscheinlich waren irgendwo auch noch ein Minikühlschrank und ein Fernseher versteckt). Er hing ziemlich entspannt in dem Stuhl, einen Schlapphut tief über die Augen gezogen, das Kinn praktisch auf der Brust, und als ich ihn sah, dachte ich: O Gott , er ist eingeschlafen . Doch da zuckte sein rechter Zeigefinger, und er hob ein tragbares Display vom Schoß vors Gesicht. Seine linke Hand löste sich von der Armstütze und griff nach einem großen Feuerlöscher, der neben ihm im Gras stand.
    Jason warf kaum einen Blick in unsere Richtung, als wir aus unseren Autos stiegen und die Türen zuschlugen. Seine Aufmerksamkeit galt abwechselnd dem elektronischen Display und dem 2006 Lexus SUV, der zehn Schritte vor ihm im Leerlauf auf der Wiese stand.
    »Jason, dies ist Darren Cash«, sagte ich, »ein Ermittler der Staatsanwaltschaft von Knox County. Darren, Jason Story.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Jason«, sagte Cash.
    »Gleichfalls«, sagte Jason, ohne sich zu rühren. »Tut mir leid, wenn ich unhöflich erscheine. Man muss den Temperaturmonitor genau im Auge behalten.« Ich wollte Jason gerade fragen, was er denn anzeigte, als von unter dem Auto eine Serie ohrenbetäubender Pieptöne kam.
    Jason schnappte nach der Kordel um seinen Hals, packte die Stoppuhr und drückte einen Knopf. »Wow, genau pünktlich«, sagte er. Er sprang aus dem Stuhl, hob den Feuerlöscher hoch und ließ eine Dampfwolke unter den Lexus ab. Dann riss er die Fahrertür auf, sprang hinein und fuhr den Wagen etwa sechs Meter vor.
    Dabei kam ein immer noch rauchender Kreis verbrannter Wiese zum Vorschein, etwa sechzig Zentimeter im Durchmesser, sowie ein teilweise geschmolzener Rauchmelder und zwei Drähte, die zu dem Temperaturmonitor führten, der jetzt neben dem Stuhl lag. Jason machte den Motor des Wagens aus und stieg aus, dann richtete er den Feuerlöscher wieder auf die Wiese. Er schaute noch einmal auf die Stoppuhr, die um seinen Hals hing. »Sieben Stunden, dreiundvierzig Minuten«, sagte er stolz.
    Ich wandte mich an Cash. »Sieben Stunden, dreiundvierzig Minuten. Denken Sie, das gibt Ihrem Mann genügend Zeit, nach Las Vegas zu kommen?«
    »Er hatte einen Direktflug mit Allegiant«, sagte Cash. »Viereinviertel Flugstunden. Dreißig Minuten Fahrt zum Flughafen; für Check-in und Boarding knapp gerechnet noch mal dreißig. Ich würde sagen, das reicht.« Er musterte den versengten Kreis, den Lexus und dann Jason.
    »Okay, ich geb’s auf«, sagte er. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Werfen Sie einen Blick auf das Gras«, sagte ich.
    Cash hockte sich neben den rußgeschwärzten Kreis, ließ sich auf ein Knie nieder und beugte sich vor, fast wie ein Footballspieler an der Anspiellinie. Er hob etwas vom Boden auf und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Es war ein Stück dicker Draht, der fest um ein gekräuseltes, zerfetztes Stück Plastik gewickelt war.
    Ich wies mit einem Nicken darauf. »Erkennen Sie das wieder?«
    Er musterte es. »Es ist wie das Ding, das Sie im verbrannten Gras auf der Latham-Farm gefunden haben«, sagte er, »aber das Plastik ist anders.«
    »Genau«, sagte ich. »Es ist nicht geschmolzen, weil wir das Feuer ausgemacht haben, bevor das Auto brannte.«
    »Ich sage es nur ungern, aber ich habe immer noch kleinen blassen Schimmer«, sagte er. »Was ist das?«
    »Das«, sagte ich, »ist das Ende einer Vier-Kilo-Tüte Eiswürfel.«
    »Einer Tüte Eiswürfel?«
    »Einer Tüte Eiswürfel«, sagte ich. »Ich habe es erkannt, als ich neulich abends auf dem Weg zu meinem Sohn eine Tüte Eiswürfel gekauft habe. So hat Latham das Feuer verzögert. Er hat eine Tüte Eiswürfel ins Gras gelegt, das Auto so drübergestellt, dass sich der Katalysator direkt über dem Eis befand, und ist dann zum Flughafen getürmt.«
    Er sah mich zweifelnd an. »Kommen Sie, Doc. Wie soll er das kontrollieren? Wie soll er wissen, dass es überhaupt funktioniert, und woher soll er wissen, wie viel Zeit es ihm

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