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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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schwarzweiße Streifenwagen und Geländelimousinen, aber hauptsächlich Lincoln Town Cars und Crown Victorias, die FBI und Kriminalpolizei als zivile Einsatzfahrzeuge bevorzugten. Die Bildlaufzeile am unteren Ende des Bildschirms lautete: » Hunderte von Leichen im Wald in Georgia gefunden .«
    Ich fand den Fetzen Papier, auf den ich mir Burt De Vriess’ Handynummer notiert hatte – die hatte er mir nicht gegeben, solange ich sein Mandant war, sondern erst, als ich den Fall seiner Tante Jean übergenommen hatte.
    »Hallo?« Er klang verschlafen und genervt.
    »Burt, Bill Brockton. Schalten Sie sofort CNN ein«, sagte ich. Dann legte ich mit einem Lächeln auf, wahrscheinlich genau wie Art vorhin.
    Mein Telefon klingelte fünf Minuten später, kurz nachdem CNN eine Werbepause eingelegt hatte. Es war De Vriess. »Verdammt, Doc«, sagte er, »wenn Sie eine Sache übernehmen, dann passiert was. Ich hätte mich schon vor Jahren mit Ihnen zusammentun sollen.«
    »Ha, da waren Sie doch viel zu sehr damit beschäftigt, mich im Zeugenstand ins Schwitzen zu bringen«, sagte ich. »Egal, vielleicht werden die Leute jetzt, wo die Sache endlich ans Licht kommt, zur Verantwortung gezogen.«
    »Dass sie zur Verantwortung gezogen werden, das kann ich Ihnen versprechen«, sagte er. »Ich werde alle Kräfte der Kanzlei darauf ansetzen, sie zur Verantwortung zu ziehen.«
    Alle Kräfte seiner Kanzlei, das waren, soweit ich wusste, Burt selbst und Chloe. Andererseits hatten besagte Kräfte auch den Videoexperten aufgetrieben, der mich von dem Vorwurf des Mordes an Jess entlastet hatte. Trotzdem kam mir Burts Erklärung seltsam vor. »Sie sind Strafverteidiger, Burt, kein Anklagevertreter«, erklärte ich ihm. »Normalerweise verteidigen Sie solche Leute.«
    »Meistens«, sagte er. »Aber ich habe beschlossen, mein Unternehmen auszudehnen – es beim Zivilgericht zu versuchen, als Vertreter in Zivilsachen.«
    »Als Klägeranwalt? Sie wollen Leute verklagen?«
    »Ich glaube schon«, sagte er. »Und jetzt im Augenblick scheint mir der geeignete Zeitpunkt gekommen, um den Zeh ins Wasser zu stecken.«
    »Sie wollen das Krematorium verklagen, weil es Ihre Tante nicht eingeäschert hat?«
    »Meine Tante und einen Haufen anderer Menschen.«
    Über meinem Kopf ging eine Glühbirne an. »Ah. Eine Klage im Interesse einer Gruppe von Beteiligten, wie das so schön heißt. Aber wie wollen Sie die Angehörigen dieser Menschen aufspüren?«
    »Das muss ich gar nicht«, sagte er. »Die finden mich schon.«
    »Und woher wissen sie, dass sie das sollen?«
    »Haben Sie schon vergessen, was für ein Meister der Medien ich bin, Doc?«
    Ich musste kurz an die Pressekonferenz denken, die Burt in dem Moment, da der Videoexperte den Beweis gefunden hatte, der mich vom Vorwurf des Mordes an Jess freisprach, abgehalten – orchestriert, geschrieben und choreographiert – hatte. »Wie konnte ich nur so dumm sein«, sagte ich. »Was habe ich mir nur gedacht? Sie sind wahrscheinlich bei Larry King, und ich sollte auflegen, damit Sie anfangen können, die Presse zu bearbeiten und Anrufe entgegenzunehmen.«
    »Könnte ich Sie vorher noch um einen Gefallen bitten?«
    »Fragen kostet nichts.«
    »Ich weiß, dass Sie einige Schulden eingetrieben haben, um da unten in Georgia einen solchen Apparat in Gang zu setzen«, sagte er.
    »Ich habe im Laufe der Jahre einigen Leuten bei der Polizei geholfen«, sagte ich. »Und im Gegenzug sind sie mir gerne behilflich, wenn sie können. Abgesehen davon war es das einzig Richtige.«
    »Welche Fäden auch immer Sie gezogen haben, um die Sache aufzudecken – könnten Sie vielleicht ein letztes Mal daran ziehen?«
    Ich war auf der Hut, immerhin schmiedete er schon Pläne für eine Sammelklage, die ihm Erfolgshonorare in Millionenhöhe einbringen würde. »Was möchten Sie, Burt?«
    »Ich will meine Tante Jean, Doc«, sagte er. »Ich weiß, dass sie eine der dreihundert Leichen ist, die sie da aus dem Wald holen. Es wird meinen Onkel Edgar umbringen, wenn er erfährt, wie man sie behandelt hat. Wenn Sie es vielleicht irgendwie einrichten könnten, noch einmal da runterzufahren, um sie zu suchen, damit wir sie nach Hause holen und versuchen können, diese Sache in Ordnung zu bringen, wäre ich Ihnen auf ewig dankbar.«
    Seine Bitte überraschte und beeindruckte mich gleichzeitig. »Ich kann es versuchen, Burt«, sagte ich, »aber ich kann nichts versprechen. Jeder, der je einen geliebten Menschen dort hingeschickt hat, wird laut

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