Eine handvoll Dunkelheit
ungern einen Schlag bekommen. Niemand weiß, wie hoch ...«
»Geben Sie sie mir«, bat Wiseman und nahm ihm die Zange ab. Er schob Pinario zur Seite und schloß die Zange um die Leitung.
»Zu spät«, sagte Fowler leise.
Wiseman konnte seinen Vorgesetzten kaum verstehen; er hörte den regelmäßigen Ton in seinem Kopf, und er preßte die Hände auf die Ohren, um sich vor dem Lärm abzuschließen. Nun schien das Geräusch von der Zitadelle direkt in seinen Schädel übertragen zu werden. Wir haben zuviel Zeit vertrödelt, dachte er. Nun hat es uns erwischt. Und die Zitadelle hat es geschafft, weil wir zu viele sind; wir haben einander behindert ...
In seinem Kopf sagte eine Stimme: »Herzlichen Glückwunsch. Durch deine Standhaftigkeit hast du Erfolg gehabt.«
Ein übermächtiges Gefühl erfüllte ihn, das Gefühl, eine Arbeit vollendet zu haben.
»Deine Chancen waren furchtbar gering«, fuhr die Stimme in seinem Kopf fort. »Jeder andere hätte versagt.«
Nun wußte er, daß alles in Ordnung war. Sie hatten sich geirrt.
»Was du hier geschafft hast«, erklärte die Stimme, »kannst du in deinem Leben immer wiederholen. Du kannst immer über deinen Gegner triumphieren. Durch Geduld und Standhaftigkeit kannst du siegen. Das Universum ist keinesfalls unüberwindbar ...«
Nein, erkannte er voller Ironie, wirklich nicht.
»Es sind nur normale Menschen«, summte die Stimme. »Und auch wenn du allein bist, ein einzelner Mensch gegen viele andere, hast du nichts zu befürchten. Laß dir Zeit – und mach dir keine Sorgen.«
»Das werde ich nicht«, sagte er laut.
Das Summen wurde leiser. Die Stimme verklang.
Nach einer langen Pause bemerkte Fowler: »Es ist vorbei.«
»Ich verstehe das nicht«, gestand Pinario.
»Das ist also der Sinn«, murmelte Wiseman. »Es ist ein therapeutisches Spielzeug. Es verschafft den Kindern Selbstvertrauen. Die Demontage der Soldaten ...« – er lächelte – »... beendet die Trennung zwischen dem Kind und der Welt. Es wird eins mit ihr. Und dadurch erlangt es die Oberhand.«
»Dann ist es also harmlos«, stellte Fowler fest.
»Die ganze Arbeit für nichts«, murrte Pinario. Er wandte sich an den Bombenspezialisten. »Es tut mir leid, daß wir Sie umsonst herbemüht haben.«
Die Zitadelle hatte nun ihre Tore weit geöffnet. Zwölf Soldaten, alle wieder intakt, strömten heraus. Der Zyklus war beendet; der Angriff konnte wieder beginnen.
Plötzlich erklärte Wiseman: »Ich werde das nicht freigeben.«
»Wie?« fragte Pinario. »Warum nicht?«
»Ich traue dem Spiel nicht«, gab Wiseman zu. »Für seinen Zweck ist es viel zu kompliziert.«
»Erklären Sie«, verlangte Fowler.
»Da gibt es nichts zu erklären«, erwiderte Wiseman. »Hier haben wir ein hochkompliziertes Gerät, und alles, was es tut, ist, sich auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Da muß noch mehr dahinterstecken, selbst wenn wir nicht ...«
»Es ist ein therapeutisches Spielzeug«, erinnerte Pinario.
»Ich überlasse die Entscheidung Ihnen, Leon«, versprach Fowler. »Wenn Sie noch Zweifel haben, geben Sie es nicht frei. Wir können gar nicht vorsichtig genug sein.«
»Vielleicht irre ich mich«, murmelte Wiseman, »aber ich frage mich noch immer: Welchem Zweck dient es wirklich? Ich habe das Gefühl, als ob wir das immer noch nicht wissen.«
»Und der amerikanische Cowboy-Anzug«, fügte Pinario hinzu. »Auch den wollen Sie nicht freigeben.«
»Nur das Spiel«, nickte Wiseman. »Das Konzern-Spiel oder wie immer es auch heißen mag.« Er bückte sich und betrachtete die Soldaten, wie sie auf die Zitadelle zustürmten. Wieder Rauchwolken ... Aktivität, Scheinangriffe, vorsichtige Absetzbewegungen ...
»Woran denken Sie?« fragte Pinario und blickte ihn forschend an.
»Vielleicht dient es nur als Ablenkungsmanöver«, vermutete Wiseman. »Um uns zu täuschen. Damit wir etwas anderes nicht bemerken.« Seine Intuition sagte ihm, daß er recht hatte, aber er fand keinen Ansatzpunkt. »Eine Finte«, bekräftigte er. »Und inzwischen wird etwas anderes eingeschleust. Darum ist es auch so kompliziert. Man wollte, daß wir mißtrauisch werden. Deshalb haben sie die Zitadelle konstruiert.«
Verwirrt versperrte er einem der Soldaten mit dem Fuß den Weg. Der Soldat suchte hinter seinem Schuh Schutz und verbarg sich dort vor den Kameras der Zitadelle.
»Wir sehen es nicht, aber es muß sich direkt vor unserer Nase befinden«, erklärte Fowler.
»Ja.« Wiseman fragte sich, ob sie es jemals
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