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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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herausfinden würden. »Wie dem auch sei«, seufzte er, »die Zitadelle bleibt hier, damit wir sie weiter beobachten können.«
    Er setzte sich und beobachtete die Soldaten.
     
    Um sechs Uhr abends parkte Joe Hauck, der Verkaufsmanager vom Appeley’s Children’s Store, sein Auto vor seinem Haus und stieg die Treppe hinauf.
    Unter den Arm geklemmt trug er einen großen, flachen Karton, ein ›Muster‹, das er sich angeeignet hatte.
    »Hallo!« quiekten Bobby und Lora, seine beiden Kinder, als er das Haus betrat. »Hast du uns etwas mitgebracht, Vati?« Sie umringten ihn und verstellten ihm den Weg. In der Küche sah seine Frau vom Tisch auf und legte ihre Zeitschrift zur Seite.
    »Ein neues Spiel«, erklärte Hauck. Er entfernte die Verpackung mit einem heiteren Lächeln. Es gab keinen Grund, warum er sich nicht eines von den neuen Spielen beschaffen sollte; er hatte sich seit Wochen bemüht, das Zeug durch die Kontrollen der Import Standards zu bekommen – und jetzt, da die Untersuchung abgeschlossen war, hatte man nur einen von den drei Artikeln freigegeben.
    Als die Kinder mit dem Spiel davoneilten, sagte seine Frau mit leiser Stimme: »Die Korruption ist in den höheren Schichten am größten.« Sie hatte es noch nie gern gesehen, daß er Artikel aus dem Lager des Geschäftes mit nach Hause brachte.
    »Wir haben Tausende davon bestellt«, rechtfertigte sich Hauck. »Ein ganzes Warenhaus voll. Niemand wird bemerken, daß eines fehlt.«
    Am Abendtisch, während des Essens, lasen die Kinder gewissenhaft jedes Wort der Spielregeln durch.
    »Beim Essen wird nicht gelesen«, wies Mrs. Hauck sie zurecht.
    Joe Hauck lehnte sich in seinem Stuhl zurück und berichtete weiter von seinen Erlebnissen im Lauf des Tages. »Und was haben sie nach der ganzen Zeit freigegeben? Einen lausigen Artikel. Wir können froh sein, wenn es uns gelingt, Gewinn damit zu machen. Dieses Schocktruppen-Spiel hätte sich bestimmt ausgezeichnet verkauft. Und das ist bis auf weiteres gesperrt.«
    Er setzte eine Zigarette in Brand und entspannte sich, genoß die friedliche Atmosphäre in seinem Haus, die Gegenwart seiner Frau und seiner Kinder.
    »Vati«, fragte seine Tochter, »spielst du mit uns? Hier steht, daß es um so mehr Spaß macht, je mehr daran teilnehmen.«
    »Natürlich«, nickte Joe Hauck.
    Während seine Frau den Tisch abräumte, klappten er und die Kinder das Spielbrett auseinander und verteilten die Figuren, die Würfel, das Papiergeld und die Besitzkarten. Von einem Moment zum anderen war er in das Spiel vertieft, vollkommen verzaubert; seine Kindheitserinnerungen kehrten zurück, und voller Witz und Geschick begann er Besitztümer anzuhäufen, bis ihm schließlich die meisten Gesellschaften gehörten.
    Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte er sich zurück. »Das war’s wohl«, sagte er zu seinen Kindern. »Ich fürchte, ich hatte einen Blitzstart. Nun, schließlich sind derartige Spiele nicht neu für mich.« Der Besitz der wertvollsten Konzerne auf dem Spielbrett erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung. »Tut mir leid, daß ich gewinne, Kinder.«
    »Du hast nicht gewonnen«, erklärte seine Tochter.
    »Du verlierst«, fügte sein Sohn hinzu.
    » Was?« entfuhr es Joe Hauck.
    »Der Spieler, der am Ende am meisten besitzt, verliert«, sagte Lora.
    Sie zeigte ihm die Spielregeln. »Siehst du? Der Sinn ist, daß du deine Besitztümer los wirst. Vati, du bist draußen.«
    »Zum Teufel damit«, brummte Hauck verwirrt. »Das ist doch keine Art.« Seine Befriedigung wich. »So macht das überhaupt keinen Spaß.«
    »Jetzt müssen wir beide zu Ende spielen«, sagte Bobby, »um zu erfahren, wer von uns schließlich gewinnt.«
    Als er sich vom Spielbrett erhob, knurrte Joe Hauck: »Ich begreife das nicht. Wer hat schon Interesse an einem Spiel, das man nur gewinnt, wenn man am Ende nichts mehr besitzt?«
    Hinter ihm fuhren seine beiden Kinder mit dem Spiel fort. Während die Besitzkarten und das Geld hin und her geschoben wurden, zeigten die Kinder immer mehr Begeisterung. Als das Spiel in die letzte Runde ging, befanden sich die Kinder in einem Zustand ekstatischer Konzentration.
    »Sie kennen Monopoly nicht«, sagte Hauck zu sich selbst. »Deswegen kommt ihnen dieses Spiel nicht seltsam vor.«
    Zumindest gefiel den Kindern das Konzern-Spiel; also würde es sich auch verkaufen, und das war das einzige, was zählte. Die beiden Kinder lernten bereits, wie vernünftig es war, ihre Firmen aufzugeben. Hastig stießen sie ihre Besitzkarten und

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