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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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entdeckte, wie er auf seinem Land herumkroch.«
    An allen Gliedern zitternd, kehrte Gretry in den Lastwagen zurück. Sein Magen drehte sich, und er mußte mehrmals tief Luft holen. »Ich wußte nicht, daß es so viele von ihnen gibt. Als man mir in Washington diesen Auftrag gab, hieß es, man hätte bisher nur ein paar entdeckt.«
    »Sie sind sehr zahlreich.« Der Farmer setzte den Laster in Bewegung und rollte vorsichtig um die Überreste auf dem Asphalt herum. »Wir haben versucht, uns daran zu gewöhnen, aber es ist unmöglich. Sie sind häßlich. Viele der alteingesessenen Bewohner ziehen fort. Man spürt es in der Luft, eine bedrückende Atmosphäre herrscht. Das Problem ist aufgetaucht, und wir müssen es lösen.« Er erhöhte die Geschwindigkeit und umklammerte mit den schwieligen Händen das Lenkrad. »Es scheint, daß von ihnen immer mehr geboren werden und nur noch selten normale Kinder.«
     
    Wieder in der Stadt, führte Gretry aus der Telefonzelle in der schäbigen Hotelhalle ein Ferngespräch mit Freeman. »Wir müssen etwas unternehmen. Es wimmelt hier nur so von ihnen. Um drei fahre ich nach draußen und schau mir eine Kolonie von ihnen an. Der Bursche, der hier das Taxigewerbe betreibt, weiß, wo sie zu finden sind. Er sagt, daß sich elf oder zwölf von ihnen zusammengeschlossen haben.«
    »Wie ist die Stimmung unter der Bevölkerung?«
    »Was, zum Teufel, erwarten Sie wohl? Sie halten es für eine Strafe Gottes. Vielleicht haben sie recht.«
    »Wir hätten sie früher evakuieren sollen. Wir hätten das ganze Gebiet sperren müssen. Dann stünden wir jetzt nicht diesem Problem gegenüber.« Freeman schwieg einen Moment. »Was schlagen Sie vor?«
    »Erinnern Sie sich an diese Insel, die wir für den H-Bomben-Test benutzt haben?«
    »Es ist eine verdammt große Insel. Wir mußten ein ganzes Eingeborenenvolk evakuieren und neu ansiedeln.« Freeman schluckte. »Großer Gott, gibt es denn so viele von ihnen?«
    »Die verbliebenen Einwohner übertreiben natürlich. Aber ich habe den Eindruck, daß wir zumindest mit hundert rechnen müssen.«
    Freeman schwieg lange Zeit. »Ich verstehe das nicht«, gestand er schließlich. »Ich muß selbstverständlich Rücksprache halten. Wir sind bereits mit weiteren Untersuchungen dieser Insel beschäftigt. Aber ich akzeptiere Ihren Vorschlag.«
    »Schön«, nickte Gretry. »Es ist ein schmutziges Geschäft. Wir dürfen diese Dinge nicht zulassen. Die Menschen können mit etwas Derartigem nicht leben. Sie sollten herkommen und sich umschauen. Es ist wirklich bemerkenswert.«
    »Ich ... werde sehen, was ich tun kann. Ich werde mit Gordon sprechen. Rufen Sie mich morgen wieder an.«
    Gretry legte auf und schritt durch die schäbige, schmutzige Halle hinaus auf den lichtüberfluteten Bürgersteig. Unansehnliche Geschäfte und parkende Autos. Ein paar alte Männer saßen auf den Treppenstufen oder Rohrstühlen. Er entzündete eine Zigarette und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war fast drei. Langsam näherte er sich dem Taxistand.
    Die Stadt war wie tot. Nichts rührte sich. Nur die reglosen alten Männer auf ihren Stühlen und die auswärtigen Fahrzeuge, die über die Schnellstraße huschten. Staub und Stille lag über allem. Wie ein graues Spinnennetz hatte sich das Alter über die Häuser und Läden gelegt. Kein Gelächter. Keine Laute.
    Keine spielenden Kinder.
    Ein schmutzigblaues Taxi schloß lautlos zu ihm auf. »Okay, Mister«, sagte der Fahrer, ein rotgesichtiger Mann Mitte dreißig, der auf einem Zahnstocher kaute. Er öffnete die Wagentür. »Steigen Sie ein.«
    »Ist es weit?« fragte Gretry, als er der Aufforderung nachkam.
    »Es liegt draußen vor der Stadt.« Das Taxi gewann an Geschwindigkeit und schoß lärmend und hüpfend und bockend über die Straße. »Sie sind vom FBI?«
    »Nein.«
    »Ich dachte wegen Ihrem Anzug und Ihrem Hut, daß Sie vom FBI wären.« Der Fahrer musterte ihn neugierig. »Wodurch haben Sie von den Kriechern erfahren?«
    »Durch das Strahlenlabor.«
    »Ja, es liegt an dem radioaktiven Zeug, das dort gelagert wird.« Der Fahrer steuerte von der Schnellstraße und bog in einen holprigen Seitenweg ein. »Sie sind dort drüben auf der Higgins-Farm. Die verrückten Mistviecher haben sich den Grund und Boden der alten Higgins ausgewählt, um ihre Häuser zu errichten.«
    »Häuser?«
    »Sie haben eine Art Stadt unter der Erde gebaut. Sie werden es gleich selber sehen – zumindest die Eingänge. Sie arbeiten zusammen, bauen und wimmeln

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