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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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befand, hinaus in den interplanetaren Raum schoß. Unger hatte sich so plaziert, daß er seine tote Heimatwelt bis zum Schluß sehen konnte.
    Die Erde war eine Ruinenlandschaft. Unwillkürlich keuchten die zuschauenden Soldaten auf. Nichts lebte mehr. Nichts regte sich. Nur tödliche, radioaktive Aschewolken drifteten ziellos über die kraterbedeckte Oberfläche. Was einst ein von Leben sprühender Planet mit drei Milliarden Einwohnern gewesen war, stellte jetzt nur noch einen verkohlten Schlackehaufen dar. Nur Schutthaufen waren übriggeblieben, die von den heulenden, ruhelosen Winden verteilt und über die toten Ozeane geblasen wurden.
    »Ich nehme an, daß einige Pflanzenarten überleben werden«, bemerkte Evelyn Cutter rauh, als der Bildschirm verblaßte und die Deckenlampen aufflammten. Sie schauderte und wandte sich ab.
    »Vielleicht Unkraut«, nickte LeMarr. »Dunkles, trockenes Unkraut, das sich durch die Schlacke bohrt. Später vielleicht einige Insekten. Und natürlich Bakterien. Ich schätze, daß im Lauf der Zeit die Bakterien die Schlacke wieder in fruchtbaren Boden verwandeln werden. Und eine Milliarde Jahre lang wird es regnen.«
    »Seien wir realistisch«, knurrte Gannet. »Die Schwimmfüße und die Krähen werden die Erde wieder besiedeln. Sie werden hier auf der Erde leben, nachdem sie uns alle umgebracht haben.«
    »Und in unseren Betten schlafen?« warf LeMarr sanft ein. »Unsere Badezimmer und Sitzungsräume und Autos benutzen?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte Gannet ungeduldig. Er winkte Patterson zu sich. »Sie sind sicher, daß außer den hier Anwesenden niemand darüber informiert ist?«
    »V-Stephens weiß Bescheid«, sagte Patterson. »Aber er ist in der Psychopathologie eingesperrt. Und V-Rafia wußte es. Doch sie ist tot.«
    Lieutenant West trat zu Patterson. »Können wir mit ihm sprechen?«
    »Ja, wo steckt Unger?« fragte Gannet. »Mein Stab ist begierig, ihn persönlich kennenzulernen.«
    »Sie sind alle über die wichtigen Fakten informiert«, entgegnete Patterson. »Sie wissen, wie der Krieg enden wird. Sie wissen, was die Erde erwartet.«
    »Was schlagen Sie vor?« fragte Gannet feindselig.
    »Verhindern Sie den Krieg.«
    Gannets feiste, wohlgenährte Gestalt fuhr zusammen. »Man kann die Geschichte nicht ändern. Und hierbei handelt es sich um zukünftige Geschichte. Wir haben keine andere Wahl, als weiterzumachen und zu kämpfen.«
    »Zumindest werden wir einen Teil von ihnen erwischen«, erklärte Evelyn Cutter eisig.
    »Was sagen Sie da?« stammelte LeMarr verwirrt. »Sie arbeiten in einem Krankenhaus und geben dann derartige Dinge von sich?«
    Die Augen der Frau blitzten. »Sie haben gesehen, was sie der Erde angetan haben. Sie haben gesehen, was mit uns geschehen ist.«
    »Wir müssen dem widerstehen«, protestierte LeMarr. »Wenn wir zulassen, daß uns dieser Haß und diese Gewalttätigkeit ...« Er sah Patterson an. »Warum ist V-Stephens eingesperrt? Er ist auch nicht verrückter als sie.«
    »Das stimmt«, nickte Patterson. »Aber sie ist verrückt und steht auf unserer Seite. Diese Sorte von Verrückten wird von uns nicht eingesperrt.«
    LeMarr entfernte sich von ihm. »Werden Sie auch hinausziehen und kämpfen? Zusammen mit Gannet und seinen Soldaten?«
    »Ich möchte den Krieg verhindern«, sagte Patterson benommen.
    »Ist das denn möglich?« fragte Gannet. Ein gieriger Ausdruck flackerte kurz in seinen Augen auf und verschwand dann wieder.
    »Vielleicht ist es möglich. Warum nicht? Ungers Erscheinen hier fügt dem Geschehen ein neues Element hinzu.«
    »Wenn die Zukunft verändert werden kann«, sagte Gannet langsam, »dann können wir vielleicht unter verschiedenen Möglichkeiten wählen. Wenn es zwei mögliche Zukünfte gibt, dann vielleicht auch zahllose andere. Jede nimmt ab einer bestimmten Stelle einen anderen Verlauf.« Sein Gesicht wurde undurchdringlich. »Wir können Ungers Kenntnis über die Schlachten verwenden.«
    »Lassen Sie mich mit ihm reden«, unterbrach West aufgeregt. »Vielleicht erfahren wir durch ihn einiges über die Kriegsstrategie der Schwimmfüße. Vermutlich hat er oft über die Schlachten nachgedacht.«
    »Er würde Sie erkennen«, machte ihn Gannet aufmerksam. »Immerhin hat er unter Ihrem Kommando gedient.«
    Patterson war tief in Gedanken versunken. »Das glaube ich nicht«, wandte er sich an West. »Sie sind sehr viel älter als David Unger.«
    West blinzelte. »Was soll das heißen? Er ist ein gebrochener alter

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