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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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au] das große, moderne Schulgebäude im Zentrum von Berkeley zu.
    Miller ging ins Haus zurück, und mechanisch suchte er im Schrank nach seiner Aktentasche. Wo steckte sie? Verdammt, er brauchte sie Die gesamten Unterlagen über die Throckmorton-Angelegenheit befanden sich dort drinnen; Davidson würde ihm die Ohren taub brüllen, wenn er sie irgendwo liegenlassen hatte, wie in der True Blue Cafeteria, als sie den Meisterschaftsgewinn der Yankees gefeiert hatten. Wo, zum Teufel, mochte sie nur stecken?
    Langsam richtete er sich auf, als ihm die Erinnerung kam. Natürlich. Er hatte sie auf seinem Schreibtisch hingelegt, nachdem er die Forschungsbänder herausgeholt hatte. Als er mit Fleming gesprochen hatte. In der Geschichtsagentur.
    Er traf seine Frau in der Küche. „Schau“, sagte er rauh. „Marjorie, ich glaube, ich werde heute nicht ins Büro gehen.“
    Marjorie fuhr herum. „George, stimmt irgend etwas nicht?“
    „Ich … ich bin völlig durcheinander.“
    „Hast du wieder Fieber bekommen?“
    „Nein. Mein Kopf. Wie heißt doch dieser Psychiater, den die Elternpflegschaft empfohlen hat, als Mrs. Bentleys Kind den Anfall bekam?“ Er kramte in seinen diffusen Erinnerungen. „Grunberg, glaube ich. Im Ärztehaus.“ Er näherte sich der Tür. „Ich werde ihn aufsuchen. Irgend etwas stimmt nicht – absolut nicht. Und ich weiß nicht, was.“
     
    Adam Grunberg war ein großer, schwergewichtiger Mann Ende vierzig mit krausen braunen Haaren und einer Hornbrille. Nachdem Miller mit seinem Bericht fertig war, räusperte sich Grunberg, strich über den Ärmel seines bei Brooks Bros, gekauften Anzuges und fragte nachdenklich: „Ist irgend etwas geschehen, während Sie nach der Zeitung schauten? Irgendein Unfall? Sie sollten das noch einmal in allen Einzelheiten durchgehen. Sie sind also vom Frühstückstisch aufgestanden, auf die Veranda gegangen und haben sich umgesehen. Und was dann?“
    Miller rieb sich benommen über die Stirn. „Ich weiß es nicht. Alles ist durcheinander. Ich erinnere mich nicht, nach der Zeitung gesucht zu haben. Ich erinnere mich nur, in das Haus zurückgekehrt zu sein. Von da an ist alles klar. Aber was davor liegt, das hat alles mit der Geschichtsagentur und meiner Auseinandersetzung mit Fleming zu tun.“
    „Wie war das noch einmal mit Ihrer Aktentasche? Wiederholen Sie das bitte.“
    „Fleming sagte, sie sähe wie eine zerquetschte Echse aus der Jura-Zeit aus. Und ich erwiderte …“
    „Nein. Ich meine, wie Sie im Schrank danach gesucht und sie nicht gefunden haben.“
    „Ich sah im Schrank nach, und natürlich war sie nicht da. Sie liegt auf dem Schreibtisch in der Geschichtsagentur. Im Stockwerk des zwanzigsten Jahrhunderts. Bei meiner Ausstellung.“ Ein seltsamer Ausdruck erschien auf Millers Gesicht. „Großer Gott, Grunberg. Begreifen Sie, daß dies vielleicht nichts anderes als eine Ausstellung ist? Sie und jeder andere – vielleicht sind Sie nicht wirklich. Nur Stücke einer Ausstellung.“
    „Das wäre für uns nicht sehr erfreulich, nicht wahr?“ entgegnete Grunberg mit einem milden Lächeln.
    „Die Menschen in den Träumen sind nur so lange wirklich, bis der Träumer erwacht“, versetzte Miller.
    „Also träumen Sie mich“, lachte Grunberg gutmütig. „Ich nehme an, ich sollte Ihnen dankbar dafür sein.“
    „Ich bin nicht hier, weil ich Sie besonders gut leiden mag. Ich bin hier, weil ich Fleming und die ganze Geschichtsagentur nicht ausstehen kann.“
    Grunberg dachte nach. „Dieser Fleming. Haben Sie bereits an ihn gedacht, als Sie nach draußen gingen und die Zeitung suchten?“
    Miller erhob sich und schritt in der luxuriös eingerichteten Praxis hin und her, vorbei an den lederbezogenen Sesseln und dem großen Mahagonischreibtisch. „Ich muß mich mit dieser Tatsache abfinden. Ich bin ein Ausstellungsstück. Eine künstliche Reproduktion aus der Vergangenheit. Fleming sagte etwas davon, daß mir das zustoßen würde.“
    „Setzen Sie sich, Mr. Miller“, bat Grunberg mit freundlicher, aber befehlender Stimme. „Ich verstehe, was Sie meinen. Sie haben das Gefühl, daß alles in Ihrer Umgebung unwirklich ist. Eine Art Staffage.“
    „Eine Ausstellung.“
    „Ja, eine Ausstellung in einem Museum.“
    „In der New Yorker Geschichtsagentur. Etage R, die Etage des zwanzigsten Jahrhunderts.“
    „Und außer diesem Gefühl der … Substanzlosigkeit gibt es gewisse Erinnerungen an Personen und Orte, die auf dieser Welt nicht existieren. Eine weitere

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