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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dürfen.“
    „Das stimmt“, gelang es V-Stephens zu flüstern. Seine Augen waren stumpf vor Kummer, als er Patterson ansah. „Nun weiß ich Bescheid. Nun wissen wir es beide. Sie werden den Krieg verlieren. Selbst wenn Sie Unger in eine Kiste sperren und ihn auf den tiefsten Grund des Ozeans versenken, ist es zu spät. Das Kolonialbüro wird davon erfahren, sobald ich hier raus bin.“
    „Man hat das Kolonialbüro von New York niedergebrannt.“
    „Dann werde ich das Büro in Chicago aufsuchen. Oder in Baltimore. Ich werde zurück zur Venus fliegen, wenn es nötig ist. Ich werde die frohe Botschaft überall verkünden. Es wird ein harter, langer Krieg werden, aber wir werden ihn gewinnen. Und Sie können nichts dagegen unternehmen.“
    „Ich kann Sie töten“, erklärte Patterson. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Es war noch nicht zu spät. Wenn es gelang, V-Stephens von seinem Vorhaben abzuhalten und David Unger der Armee zu übergeben …
    „Ich weiß, was Sie denken“, keuchte V-Stephens. „Wenn die Erde nicht kämpft und den Krieg vermeidet, haben Sie vielleicht noch immer ein Chance.“ Seine Lippen verzerrten sich zu einem grausamen Lächeln. „Glauben Sie, daß wir Ihnen erlauben, den Krieg zu vermeiden? Jetzt nicht mehr! Nur Verräter schließen Kompromisse, so heißt es hier doch. Jetzt ist es zu spät!“
    „Es ist nur zu spät“, berichtigte Patterson, „wenn Ihnen die Flucht aus dem Krankenhaus gelingt.“ Seine Hand glitt über den Schreibtisch und umklammerte einen eisernen Briefbeschwerer. Er warf ihn nach V-Stephens – und spürte die milde Berührung des Kältestrahls zwischen seinen Rippen.
    „Ich weiß nicht, wie dieses Ding funktioniert“, sagte V-Rafia langsam, „aber ich schätze, es genügt, wenn man diesen einen Knopf drückt.“
    „Das stimmt“, seufzte V-Stephens erleichtert. „Aber drücken Sie jetzt noch nicht. Ich möchte mich noch ein wenig mit ihm unterhalten. Vielleicht kann ich ihn zur Vernunft bringen.“ Er löste sich aus Pattersons Umklammerung und trat einige Schritte zurück, tastete über seine aufgeplatzte Lippe und die zersplitterten Vorderzähne. „Sie sind selbst dafür verantwortlich, Vachel.“
    „Das ist doch verrückt“, fauchte Patterson und ließ die Mündung des Kältestrahlers nicht aus den Augen, der in V-Rafias unsicheren Händen hin und her schwankte. „Sie erwarten, daß wir einen Krieg führen, von dem wir wissen, daß wir ihn verlieren werden?“
    „Sie haben keine Wahl.“ V-Stephens Augen funkelten. „Wir werden Sie zum Kampf zwingen. Wenn wir Ihre Städte angreifen, werden Sie sich wehren. Das liegt in der Natur des Menschen.“
    Der erste Schuß des Kältestrahlers verfehlte Patterson. Er warf sich zur Seite und griff nach dem dünnen Handgelenk des Mädchens. Er verfehlte es, und dann ließ er sich fallen, als der Strahler erneut summte. V-Rafia wich zurück, die Augen vor Furcht und Kummer geweitet, blindlings auf seine Gestalt zielend, die wieder hochkam. Er sprang auf und streckte die Arme nach dem entsetzten Mädchen aus. Er sah, wie sich ihre Finger krümmten, sah die Mündung des Strahlers dunkel werden, als sich das Abstrahlfeld aktivierte. Und das war alles.
    Die Tür sprang auf, und die blaugekleideten Soldaten nahmen V-Rafia in ein tödliches Kreuzfeuer. Ein frostiger Hauch fauchte über Pattersons Gesicht. Er brach zusammen, die Arme verzweifelt hochgerissen, als das frostige Wispern ihn erfüllte.
    V-Rafia begann zu zittern, als sie von der absoluten Kälte erfaßt wurde. Dann blieb sie aufrecht stehen, wie mitten im Leben erstarrt. Alle Farbe wich aus ihrem Körper. Die bizarre Imitation eines menschlichen Wesens stand steif und still da, einen Arm erhoben, eingefroren in einer Abwehrbewegung.
    Dann zersprang sie. Ihre kristallin gewordenen Zellen splitterten durch das Büro.
    Vorsichtig, mit rotem Gesicht, schwitzend, erschien Francis Gannet hinter den Soldaten und schob sich vorsichtig näher. „Sie sind Patterson?“ fragte er. Er streckte seine fleischige Hand aus, aber Patterson ergriff sie nicht. „Natürlich bin ich von den Militärs informiert worden. Wo befindet sich dieser alte Mann?“
    „Irgendwo im Haus“, murmelte Patterson. „Unter Bewachung.“ Er wandte sich an V-Stephens, und kurz trafen sich ihre Blicke. „Sehen Sie?“ fragte er rauh. „So ist es also gekommen. Ist es wirklich das, was Sie gewollt haben?“
    „Kommen Sie, Mr. Patterson“, dröhnte Francis Gannet

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