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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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was Sie meinen“, erwiderte Gannet ungeduldig. Er winkte Patterson zu sich. „Sie sind sicher, daß außer den hier Anwesenden niemand darüber informiert ist?“
    „V-Stephens weiß Bescheid“, sagte Patterson. „Aber er ist in der Psychopathologie eingesperrt. Und V-Rafia wußte es. Doch sie ist tot.“
    Lieutenant West trat zu Patterson. „Können wir mit ihm sprechen?“
    „Ja, wo steckt Unger?“ fragte Gannet. „Mein Stab ist begierig, ihn persönlich kennenzulernen.“
    „Sie sind alle über die wichtigen Fakten informiert“, entgegnete Patterson. „Sie wissen, wie der Krieg enden wird. Sie wissen, was die Erde erwartet.“
    „Was schlagen Sie vor?“ fragte Gannet feindselig.
    „Verhindern Sie den Krieg.“
    Gannets feiste, wohlgenährte Gestalt fuhr zusammen. „Man kann die Geschichte nicht ändern. Und hierbei handelt es sich um zukünftige Geschichte. Wir haben keine andere Wahl, als weiterzumachen und zu kämpfen.“
    „Zumindest werden wir einen Teil von ihnen erwischen“, erklärte Evelyn Cutter eisig.
    „Was sagen Sie da?“ stammelte LeMarr verwirrt. „Sie arbeiten in einem Krankenhaus und geben dann derartige Dinge von sich?“
    Die Augen der Frau blitzten. „Sie haben gesehen, was sie der Erde angetan haben. Sie haben gesehen, was mit uns geschehen ist.“
    „Wir müssen dem widerstehen“, protestierte LeMarr. „Wenn wir zulassen, daß uns dieser Haß und diese Gewalttätigkeit …“ Er sah Patterson an. „Warum ist V-Stephens eingesperrt? Er ist auch nicht verrückter als sie.“
    „Das stimmt“, nickte Patterson. „Aber sie ist verrückt und steht auf unserer Seite. Diese Sorte von Verrückten wird von uns nicht eingesperrt.“
    LeMarr entfernte sich von ihm. „Werden Sie auch hinausziehen und kämpfen? Zusammen mit Gannet und seinen Soldaten?“
    „Ich möchte den Krieg verhindern“, sagte Patterson benommen.
    „Ist das denn möglich?“ fragte Gannet. Ein gieriger Ausdruck flackerte kurz in seinen Augen auf und verschwand dann wieder.
    „Vielleicht ist es möglich. Warum nicht? Ungers Erscheinen hier fügt dem Geschehen ein neues Element hinzu.“
    „Wenn die Zukunft verändert werden kann“, sagte Gannet langsam, „dann können wir vielleicht unter verschiedenen Möglichkeiten wählen. Wenn es zwei mögliche Zukünfte gibt, dann vielleicht auch zahllose andere. Jede nimmt ab einer bestimmten Stelle einen anderen Verlauf.“ Sein Gesicht wurde undurchdringlich. „Wir können Ungers Kenntnis über die Schlachten verwenden.“
    „Lassen Sie mich mit ihm reden“, unterbrach West aufgeregt. „Vielleicht erfahren wir durch ihn einiges über die Kriegsstrategie der Schwimmfüße. Vermutlich hat er oft über die Schlachten nachgedacht.“
    „Er würde Sie erkennen“, machte ihn Gannet aufmerksam. „Immerhin hat er unter Ihrem Kommando gedient.“
    Patterson war tief in Gedanken versunken. „Das glaube ich nicht“, wandte er sich an West. „Sie sind sehr viel älter als David Unger.“
    West blinzelte. „Was soll das heißen? Er ist ein gebrochener alter Mann, und ich bin erst Ende Zwanzig.“
    „David Unger ist fünfzehn“, erwiderte Patterson. „In diesem Moment sind Sie fast doppelt so alt wie er. Sie sind bereits Offizier im politischen Stab auf Luna. Unger ist noch nicht einmal in der Armee. Wenn der Krieg ausbricht, wird er sich freiwillig melden, ein einfacher Zivilist ohne Erfahrung oder Ausbildung. Wenn Sie als alter Mann die Wind Giant kommandieren, wird David Unger ein Niemand mittleren Alters sein, der einen der Geschütztürme bedient, ohne daß Sie seinen Namen überhaupt kennen.“
    „Dann lebt Unger bereits?“ fragte Gannet verwirrt.
    „Unger ist irgendwo und wartete darauf, auf der Bühne zu erscheinen.“ Patterson entschloß sich, diesen Gedanken später weiterzuverfolgen; vielleicht boten sich ihnen dadurch wertvolle Möglichkeiten. „Ich glaube nicht, daß er Sie erkennen wird, West. Womöglich hat er Sie nie gesehen. Die Wind Giant ist ein großes Schiff.“
    West stimmte rasch zu. „Richten Sie ein Überwachungssystem auf mich, Gannet. Damit der Kommandostab alles verfolgen kann, was Unger sagt.“
    Mürrisch saß David Unger im hellen Licht der Morgensonne auf seiner Parkbank, die knotigen Finger um den Aluminiumstock gekrallt, und betrachtete düster die Spaziergänger.
    Zu seiner Rechten mähte ein Robotgärtner den Rasen und hatte die metallenen Augenlinsen auf den verhutzelten, vornübergebeugten alten Mann gerichtet.

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