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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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„Ich langweile Sie doch nicht, oder? Wissen Sie, ein alter Mann hört sich gerne reden. Manchmal langweile ich die Leute und stehle ihnen die Zeit.“
    „Machen Sie weiter“, entgegnete West. Er meinte es ehrlich. „Zeichnen Sie nur – ich werde zuschauen.“
    Evelyn Cutter schritt ruhelos in ihrem dämmrig beleuchteten Apartment auf und ab, die Arme verschränkt, die roten Lippen vor Zorn zusammengepreßt. „Ich verstehe Sie nicht!“ Sie blieb stehen, um die schweren Vorhänge zuzuziehen. „Noch vor kurzer Zeit wollten Sie V-Stephens töten. Nun wollen Sie nicht einmal helfen, LeMarr aufzuhalten. Sie wissen, daß LeMarr gar nicht begreift, was vor sich geht. Er verabscheut Gannet, und er schwätzt von der interplanetaren Verständigung zwischen den Wissenschaftlern, unserer Verantwortung gegenüber der ganzen Menschheit und all dieses Zeug. Sehen Sie denn nicht, daß V-Stephens ihn beeinflußt …“
    „Vielleicht hat LeMarr recht“, unterbrach Patterson. „Ich kann Gannet ebenfalls nicht ausstehen.“
    Evelyn explodierte. „Sie werden uns vernichten! Wir können den Krieg nicht gewinnen – wir haben keine Chance.“ Sie blieb vor ihm stehen, und ihre Augen blitzten. „Aber noch wissen sie das nicht. Wir müssen LeMarr kaltstellen, zumindest für einige Zeit. Jede Sekunde, die er frei herumläuft, erhöht das Risiko für unsere Welt. Drei Milliarden Menschenleben hängen davon ab, daß wir es verringern.“
    Patterson grübelte nach. „Ich nehme an, Gannet hat Sie bereits über die Ergebnisse der heutigen Kontaktaufnahme durch West informiert.“
    „Bisher besteht kein Grund zum Optimismus. Der alte Mann kennt jede Schlacht bis ins Detail, und wir haben sie alle verloren.“ Müde rieb sie über ihre Stirn. „Ich meine, wir werden sie alle verlieren.“ Mit bebenden Händen sammelte sie die leeren Kaffeetassen. „Wollen Sie noch etwas Kaffee?“
    Patterson hörte sie nicht; er war in seine eigenen Gedanken vertieft. Er ging hinüber zum Fenster und blickte hinaus, bis sie mit frischem Kaffee zurückkehrte, der heiß und schwarz war und dampfte.
    „Sie haben nicht gesehen, wie Gannet dieses Mädchen getötet hat“, sagte Patterson.
    „Welches Mädchen? Diesen Schwimmfuß?“ Evelyn tat Zucker und Sahne in ihren Kaffee. „Sie wollte Sie töten. V-Stephens hätte das Kolonialbüro informiert, und der Krieg hätte begonnen.“ Ungeduldig schob sie ihm die Kaffeetasse hinüber. „Es war das Mädchen, das wir gerettet haben, nicht wahr?“
    „Ich weiß“, nickte Patterson. „Und deshalb bekümmert es mich.“ Mechanisch griff er nach der Tasse und begann gedankenlos daran zu nippen. „Weshalb haben wir sie denn vor dem Mob retten müssen?
    Wegen Gannet. Wir sind Gannets Angestellte.“
    „So?“
    „Sie wissen doch, welche Art Spiel er spielt!“
    Evelyn zuckte die Achseln. „Ich denke nur praktisch. Ich möchte nicht, daß die Erde zerstört wird. Ebensowenig wie Gannet – er möchte den Krieg verhindern.“
    „Vor ein paar Tagen wollte er noch den Krieg. Als er erwartete, ihn zu gewinnen.“
    Evelyn lachte hart. „Natürlich! Wer würde schon Krieg führen, wenn er wüßte, daß er ihn verliert? Das wäre irrational.“
    „Nun wird Gannet den Krieg verhindern“, stimmte Patterson bedächtig zu. „Er wird den Kolonialplaneten ihre Unabhängigkeit geben. Er wird das Kolonialbüro anerkennen. Er wird David Unger und jeden, der davon weiß, beseitigen. Und er wird als wohltätiger Friedensstifter dastehen.“
    „Natürlich. Er stellt bereits Pläne für eine dramatische Reise zur Venus aus. Eine Konferenz in letzter Minute mit dem Kolonialbüro, um die Kriegsgefahr zu beseitigen. Er wird Druck auf das Direktorat ausüben, daß es zurückweicht und Mars und Venus in die Freiheit entläßt. Er wird der Held des Systems sein. Aber ist das nicht besser als die Zerstörung der Erde und das Ende unserer Rasse?“
    „Nun wird die Propagandamaschine eine Kehrtwendung machen und gegen den Krieg trommeln.“ Patterson lächelte ironisch. „Friede und Verständnis statt Haß und zerstörerischer Gewalt.“
    Evelyn ließ sich auf einer Sessellehne nieder und begann geschwind zu rechnen. „Wie alt war David Unger, als er in die Armee eintrat?“
    „Fünfzehn oder sechzehn.“
    „Wenn ein Mann in die Armee eintritt, dann bekommt er doch eine ID-Kennziffer, nicht wahr?“
    „Das stimmt. Und?“
    „Vielleicht irre ich mich, aber nach meinen Berechnungen …“ Sie blickte auf. „Unger müßte an

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