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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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absolut sicherzugehen, welche psychiatrischen Mittel bei mir eingesetzt wurden. Durch Sie und durch die Mitglieder Ihres medizinischen Stabes, durch jene, die für Sie tätig sind. Ich habe Grund zu der Annahme, daß ich von Ihnen einer umfassenden Korrekturtherapie unterzogen wurde. Bin ich berechtigt, das zu erfahren, Doktor? Es müßte doch an sich möglich sein.“ Er wartete und dachte: Ich habe eine Chance von eins zu tausend, aus diesem Mann etwas Wertvolles herauszubekommen. Aber es war einen Versuch wert.
    „Korrekturtherapie? Sie müssen verwirrt sein, Mr. Cupertino; wir führen lediglich Eignungstests und Profilanalysen durch – aber keine Therapie. Unsere Aufgabe ist es nur, die Bewerber für die offenen Stellen zu analysieren, um …“
    „Dr. Green“, unterbrach Cupertino, „waren Sie vor drei Jahren persönlich in die Revolte verwickelt?“
    Green zuckte die Achseln. „Das waren wir alle. Jeder auf Ganymed war voller Patriotismus.“ Seine Stimme klang freundlich.
    „Um die Revolte zu schützen“, fuhr Cupertino fort, „hätten Sie mir dann eine Wahnidee eingepflanzt, damit …“
    „Tut mir leid“, schnitt ihm Green das Wort ab. „Offensichtlich sind Sie psychotisch. Es gibt keinen Grund, noch weiter Ihr Geld mit diesem Gespräch zu verschwenden; ich bin überrascht, daß man Ihnen den Zugang zu einer Fernvideoleitung gestattet hat.“
    „Aber solch eine Wahnidee kann erzeugt werden“, beharrte Cupertino. „Mit den zur Verfügung stehenden psychiatrischen Techniken ist dies möglich. Das wissen Sie.“
    Dr. Green seufzte. „Ja, Mr. Cupertino. Es ist seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts möglich; solche Techniken wurden Anfang 1940 durch das Pawlow-Institut in Moskau zuerst entwickelt und bis zum Korea-Krieg perfektioniert. Man kann einen Menschen dazu bringen, alles zu glauben.“
    „Dann könnte Carol recht haben.“ Er wußte nicht, ob er enttäuscht oder glücklich war. Es würde bedeuten, erkannte er, daß er kein Mörder war; und das war die Hauptsache. Carol lebte, und seine Erfahrungen auf der Erde, mit ihren Menschen, Städten und Dingen, waren wirklich. Und dennoch … „Wenn ich nach Ganymed kommen würde“, fragte er plötzlich, „könnte ich dann Einblick in meine Akte nehmen? Wenn es mir offenbar gut genug geht, um die Reise zu machen, dann bin ich kein Psychotiker, der gerichtlich angeordneter psychiatrischer Aufsicht bedarf. Vielleicht bin ich krank, Doktor, aber nicht so krank.“ Er wartete; es war eine winzige Chance, aber er mußte den Versuch wagen.
    „Nun“, sagte Dr. Green nachdenklich, „es gibt keine Vorschrift, die es einem Angestellten – oder Ex-Angestellten – verbietet, Einblick in seine Personalakte zu nehmen; ich nehme an, ich könnte sie Ihnen zeigen. Allerdings würde ich es vorziehen, zunächst mit Ihrem Psychiater zu sprechen. Würden Sie mir bitte seinen Namen nennen? Und falls er zustimmt, werde ich Ihnen die Reise ersparen; ich werde Ihnen die Akte bis heute abend Ihrer Zeit per Video übermitteln.“
    Er nannte Dr. Green den Namen seines Psychiaters, Dr. Hagopian. Und dann legte er auf. Wie würde Hagopian reagieren? Eine interessante Frage, und eine, die er nicht beantworten konnte; er besaß nicht die geringste Vorstellung, was Hagopian dazu sagen würde.
    Aber bis Einbruch der Nacht würde er es wissen; soviel stand fest.
    Er hatte das Gefühl, daß Hagopian zustimmen würde. Aber aus den falschen Gründen.
    Jedenfalls spielte das keine Rolle; Hagopians Motive waren nicht wichtig – alles, worum es ihm ging, war die Akte. Er wollte sie in die Hände bekommen, sie durchlesen und herausfinden, ob Carol recht hatte.
    Zwei Stunden später – in Wirklichkeit eine unbeschreiblich lange Zeit – kam ihm mit einemmal der Gedanke, daß die Sechs-Planeten-Bildungsgesellschaft ohne Schwierigkeiten die Akte manipulieren und die wichtigsten Informationen herausstreichen konnte. Vielleicht würde man ein unvollständiges, wertloses Dokument zur Erde transmittieren?
    Was konnte er dann unternehmen?
    Es war eine gute Frage. Und eine, die er – im Moment – nicht beantworten konnte.
     
    An diesem Abend wurde die Akte aus dem Personalbüro der Sechs-Planeten-Bildungsgesellschaft auf Ganymed durch einen Boten der Western Union in sein Konap gebracht. Er gab dem Boten ein Trinkgeld, setzte sich ins Wohnzimmer und schlug die Akte auf.
    Er brauchte nur wenige Sekunden, um herauszufinden, daß sein Verdacht berechtigt gewesen war; die Akte

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