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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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informieren müssen – Sie lassen mir keine andere Wahl. Ich kann nicht zulassen, daß Sie diese Frau zum …“ Er verstummte. „Daß Sie einen zweiten Anschlag auf ihr Leben machen, meine ich. In Ordnung, Cupertino; einige Dinge, die man vor Ihnen geheimgehalten hat, gebe ich zu. In einer Hinsicht haben Sie recht; Sie befinden sich auf Ganymed und nicht auf der Erde.“
    „Ich verstehe“, sagte Cupertino, und er legte nicht auf.
    „Aber Carol ist real“, fuhr Dr. Hagopian fort. Er schwitzte jetzt; offenbar aus Furcht, daß Cupertino die Verbindung doch noch unterbrechen würde, stotterte er: „Sie ist genauso real wie Sie oder ich. Sie haben versucht, sie zu töten, und es ist Ihnen nicht gelungen; sie informierte die Homöozeitungen über die geplante Revolte – und aus diesem Grunde war die Revolte nicht ganz erfolgreich. Wir hier auf Ganymed sind von einem Kordon irdischer Kriegsschiffe umgeben; wir sind vom Rest des Sonnensystems abgeschnitten, leben von unseren Notvorräten und haben Rückschläge erlitten, aber wir halten trotzdem stand.“
    „Wozu das Illusionssystem?“ Er spürte, wie eisige Furcht in ihm hochstieg; unfähig, sich zu rühren, fühlte er, wie sie seine Brust und dann sein Herz erreichte. „Wer hat es mir eingepflanzt?“
    „Niemand hat es Ihnen eingepflanzt. Es handelt sich dabei um ein Rückzugs-Syndrom, das auf Ihren Schuldgefühlen beruht. Denn, Cupertino, es war Ihr Fehler, daß die Revolte verraten wurde; daß Sie Carol davon erzählt haben, war der entscheidende Faktor – und Sie sind sich dessen bewußt. Sie machten einen Selbstmordversuch, der mißlang, und als Ersatz zogen Sie sich psychisch in diese Phantasiewelt zurück.“
    „Falls Carol den irdischen Behörden alles verraten hat, dann wäre sie jetzt nicht frei …“
    „Das stimmt. Ihre Frau befindet sich im Gefängnis, und dort haben Sie sie auch besucht, in unserem Gefängnis in New Detroit-G, hier auf Ganymed. Offen gesagt, ich weiß nicht, welche Auswirkungen unser Gespräch auf Ihre Phantasiewelt haben wird; es könnte sie langsam auflösen und Sie vielleicht dazu bringen, der schrecklichen Situation ins Auge zu sehen, der wir Ganys gegenüberstehen; all diese irdischen Kriegsschiffe … Ich habe Sie während der vergangenen drei Jahre beneidet, Cupertino; Sie brauchten sich nicht der rauhen Wirklichkeit zu stellen so wie wir. Nun …“ Er zuckte die Achseln. „Wir werden sehen.“
    Nach einer Weile sagte Cupertino: „Danke, daß Sie mir das gesagt haben.“
    „Danken Sie mir nicht; ich habe es getan, um Sie von Gewalttätigkeiten abzuhalten. Sie sind mein Patient, und ich muß mich um Ihr Wohlergehen kümmern. Wir haben niemals vorgehabt, Sie zu bestrafen; Ihre Geisteskrankheit, Ihr Rückzug von der Realität beweist, wie sehr Sie die Folgen Ihrer Dummheit bereuen.“ Hagopian wirkte hohläugig und grau. „Auf jeden Fall lassen Sie Carol in Ruhe; es ist nicht Ihre Sache, Rache zu üben. Sehen Sie in der Bibel nach, wenn Sie mir nicht glauben. Zumindest wird sie bestraft, und zwar so lange, wie sie sich körperlich in unseren Händen befindet.“
    Cupertino unterbrach die Verbindung.
    Glaube ich ihm? fragte er sich.
    Er war nicht sicher. Carol, dachte er. Also hast du unsere Sache verraten, aus kleinkariertem, banalem Haß. Allein aus weiblicher Verbitterung, weil du wütend warst auf deinen Ehemann; du hast einen ganzen Mond zu einem dreijährigen, haßerfüllten Krieg verdammt, der nicht zu gewinnen ist.
    Er trat an den Kleiderschrank in seinem Schlafzimmer und holte den Laserstrahler heraus; er war dort versteckt gewesen, in einer Kleenex-Packung, während der ganzen drei Jahre, seit er Ganymed verlassen hatte und zur Erde geflogen war.
    Aber jetzt, sagte er sich, ist es an der Zeit, ihn zu benutzen.
    Er ging zum Videofon und rief ein Taxi; diesmal würde er mit einem öffentlichen Raketenexpreß nach Los Angeles fahren, statt mit seinem eigenen Auto.
    Er wollte so schnell wie möglich bei Carol sein.
    Einmal bist du mir entkommen, sagte er sich, während er rasch auf die Tür seines Konaps zusteuerte. Aber diesmal nicht. Nicht zum zweitenmal.
    Zehn Minuten später saß er im Raketenexpreß und war auf dem Weg nach Los Angeles und zu Carol.
     
    Vor John Cupertino lag die Los Angeles Times; erneut blätterte er sie durch, verwirrt, noch immer nicht in der Lage, den Artikel zu finden. Warum war er nicht da, fragte er sich. Einen Mord begangen, eine attraktive, verführerische Frau erschossen … Er

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