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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Gewalttätigkeit. Langsam, wie Wasser, das überlief, näherte sich die drohende, erregte Menge der Betonplattform.
    Auf der Plattform lag hilflos der uralte sterbende Biltong. Er wußte, was ihn erwartete. Schlaff bewegten sich seine Pseudopodien, erbebten in einer letzten Kraftanstrengung.
    Dann sah Fergesson etwas Schreckliches – etwas, das Scham in ihm hochsteigen ließ, bis seine Finger die Metallbox fallen ließen. Benommen hob er sie wieder auf und hielt sie fest, stand hilflos da. Er wollte blindlings, ziellos fortlaufen. Hinaus in die Stille und in die Dunkelheit und die Schatten jenseits der Siedlung.
    Der Biltong versuchte, sich einen Schutzschild zu kopieren, eine Mauer aus Asche, als der Mob zu ihm hinaufkletterte …
     
    Nachdem sie einige Stunden gewandert waren, blieb Dawes stehen und warf sich in die schwarze Asche, die sich in alle Richtungen erstreckte. „Wir werden eine Weile ausruhen“, knurrte er. „Ich habe etwas zu essen dabei, das wir kochen können. Wir nehmen Ihr Ronson-Feuerzeug, sofern sich noch Gas darin befindet.“
    Fergesson öffnete die Metallbox und reichte ihm das Feuerzeug. Ein kalter, übelriechender Wind umpfiff sie, wehte Asche in düsteren Wolken über die öde Oberfläche des Planeten. In der Ferne reckten sich einige zernarbte Mauern wie Knochensplitter in den Himmel. Hier und dort wuchs dunkles, bedrohlich wirkendes Unkraut.
    „Das Land ist nicht so tot, wie es zu sein scheint“, bemerkte Dawes, während er trockenes Holz und Papier aus der Asche aufsammelte. „Sie wissen von den Hunden und den Kaninchen. Und es gibt eine Menge Pflanzensamen – man braucht die Asche nur zu bewässern, und sie beginnen zu keimen.“
    „Wasser? Aber es … regnet nicht. Was auch immer dieses Wort bedeutet haben mag.“
    „Wir müssen Bewässerungsgräben anlegen. Es gibt noch immer Wasser, man muß nur danach graben.“ Dawes entfachte ein flackerndes Feuer – in dem Feuerzeug hatte sich noch Gas befunden. Er warf es zurück und konzentrierte sich dann darauf, die Flammen am Leben zu erhalten.
    Fergesson musterte das Feuerzeug. „Wie kann man so etwas anfertigen?“ fragte er offen.
    „Das können wir nicht.“ Dawes griff in seine Tasche und holte ein flaches Essenspaket hervor – getrocknetes, gepökeltes Fleisch und gerösteten Mais. „Man kann nicht mit komplexen Dingen beginnen. Man muß ganz von vorn anfangen.“
    „Ein gesunder Biltong könnte es für uns kopieren. Der, den wir in Pittsburgh haben, könnte von diesem Feuerzeug eine perfekte Kopie anfertigen.“
    „Ich weiß“, nickte Dawes. „Deshalb kommen wir auch nicht weiter. Wir werden warten müssen, bis sie aufgeben. Und das werden sie. Sie müssen zu ihrem Heimatsystem zurückkehren – hierzubleiben würde den Genocid für sie bedeuten.“
    Fergesson umklammerte heftig das Feuerzeug. „Dann wird unsere Zivilisation mit ihnen verschwinden.“
    „Dieses Feuerzeug?“ Dawes lächelte. „Ja, das verschwindet – zumindest für lange Zeit. Aber ich glaube, Sie sehen das falsch. Wir werden uns selbst wieder alles aneignen müssen, jeder einzelne. Auch mir fällt es schwer.“
    „Woher kommen Sie?“
    Ernst erwiderte Dawes: „Ich bin einer der Überlebenden von Chicago. Nachdem Chicago zusammenbrach, streifte ich umher – tötete mit einem Stein, schlief in Kellern, kämpfte mit meinen Händen und Füßen gegen die Hunde. Schließlich stieß ich auf eines der Lager. Es gab andere vor mir – Sie wissen es nicht, mein Freund, aber Chicago war nicht die erste Siedlung, die zerfiel.“
    „Und Sie kopieren Werkzeuge? Wie dieses Messer?“
    Dawes lachte lange und laut. „Es heißt nicht kopieren – es heißt herstellen. Wir stellen Werkzeuge her, fertigen Dinge an.“ Er holte die ungefüge Holztasse hervor und stellte sie in die Asche. „Kopieren bedeutet lediglich, etwas nachahmen. Ich kann Ihnen nicht erklären, was es heißt, etwas herzustellen; Sie müssen es selbst versuchen, herauszufinden. Herstellen und kopieren sind zwei grundverschiedene Dinge.“
    Dawes stellte drei Gegenstände in die Asche. Das herrliche Steuben-Glas, seinen eigenen, ungefügen, hölzernen Trinkbecher und den Flop, die mißratene Kopie des sterbenden Biltongs.
    „So war es einst“, erklärte er und deutete auf das Steuben-Glas. „Eines Tages wird es wieder so sein … aber wir müssen es auf die richtige Art versuchen … den schweren Weg nehmen … Schritt für Schritt, bis wir wieder dort angekommen sind.“ Vorsichtig

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